Linda, H: Winterherzen: Für morgen, für immer
an. Mom würde es mir nie verzeihen, wenn ich es bis zum Wochenende geheim halte.“
Max schmunzelte. „Mit meiner Mutter ist es genauso. Ich rufe sie jetzt gleich an, und dann wird sie den ganzen Tag am Telefon hängen und die ausgedehnte Familie informieren. Der arme Theo! Kaum hat er dich bekommen, und schon muss er sich eine andere Sekretärin suchen.“
„Eine andere Sekretärin?“, wiederholte Claire verständnislos.
„Natürlich. Du kannst doch nach der Hochzeit nicht seine Sekretärin bleiben. Heute Abend legen wir den Termin fest, und dannweißt du, wann du die Kündigung einreichen musst. Wir sehen uns im Büro, Liebes. Pass auf dich auf.“
„Ja, natürlich“, murmelte sie und legte nachdenklich den Hörer auf. Sie sollte also ihren Beruf nach der Hochzeit aufgeben?
Während Claire duschte, dachte sie ernsthaft darüber nach. Sie sah ein, dass es nicht angebracht war, zusammen in derselben Firma zu arbeiten, und da sein Gehalt wesentlich höher war als ihres, schien es nur logisch, dass sie ihre Stelle aufgab. Aber sie hatte das Gefühl, dass Max nicht nur ihre Kündigung bei „Spencer-Nyle“ erwartete, sondern eine völlige Aufgabe ihres Berufes. Diese Vorstellung erschreckte sie ungemein. Sie hatte jahrelang um ihre Unabhängigkeit gekämpft, und es war sehr wichtig für ihr Selbstwertgefühl, weiterhin für ihren Lebensunterhalt zu sorgen oder zumindest dazu beizutragen.
Wie mochte ihr Zusammenleben überhaupt aussehen? Sie wusste nicht einmal, ob sie Treue von ihm erwarten konnte. Die Frauen umschwärmten ihn wie Motten das Licht. Wie konnte ein Mann der ständigen Versuchung widerstehen? Unter dieser Voraussetzung wäre es eine schreckliche Dummheit, ihre Eigenständigkeit aufzugeben.
Claire blieb nicht genügend Zeit, um Alma noch vor Arbeitsbeginn anzurufen. Daher suchte sie in der Mittagspause eine Telefonzelle auf. Nervös nagte sie an ihrer Unterlippe, während sie dem Klingeln am anderen Ende der Leitung lauschte. Schließlich legte sie den Hörer wieder auf, erleichtert und enttäuscht zugleich. Sie war sich ihrer Einstellung zu dieser Hochzeit nicht sicher. Einerseits fühlte sie sich wie berauscht, weil sie Max so sehr liebte. Doch andererseits hatte sie schreckliche Angst, dass sie ihn nicht glücklich machen konnte. Er war so weltgewandt und intelligent und selbstsicher, dass sogar Jeff neben ihm wie ein Waisenknabe wirkte. Und selbst Jeff hatte sich einer vornehmeren, selbstbewussteren Frau zugewandt.
Als Claire ins Büro zurückkehrte, wartete Max auf sie. Ein zärtliches Lächeln trat auf seine Lippen, als er sie erblickte. „Da bist du ja, Darling. Ich wollte mit dir essen gehen, aber ich habe es nichtrechtzeitig geschafft. Hat deine Mutter sich gefreut?“
„Ich habe sie noch nicht erreicht. Ich rufe sie heute Abend an.“
Er legte die Hände auf ihre Taille, zog sie an sich und küsste sie. „Meine Mutter hätte am liebsten vor Freude auf dem Tisch getanzt“, verkündete er belustigt. „Inzwischen weiß es bestimmt halb England.“ Er war sehr gut gelaunt, und seine Augen funkelten wie Sonnenschein auf dem Ozean.
Claires Herz schlug höher, dennoch blickte sie nervös zur Tür und versuchte zurückzuweichen. „Solltest du überhaupt hier sein? Was ist, wenn jemand reinkommt und uns sieht?“
Max lachte. „Soll es etwa ein Geheimnis bleiben, dass wir heiraten wollen? Ich habe es Rome heute Morgen erzählt und anschließend Anson. Er hat gefragt, ob ich dir den Antrag nicht schon in Houston hätte stellen können, statt das ganze Büro wegen einer Stelle für dich auf den Kopf zu stellen. Es ist also bereits allgemein bekannt. Die Neuigkeit dürfte sich wie ein Lauffeuer im Haus verbreitet haben.“
Claire starrte ihn peinlich berührt an. Womöglich wusste das ganze Büro, dass Max sie nur um seinetwillen nach Dallas gebracht hatte. „Du hast also diese Stelle für mich erschaffen?“
„Nein, Liebes, sie war schon vorher vorhanden. Ich habe sie nur für dich freigemacht, indem ich ein paar Leute befördert habe, die es schon längst verdient hatten. Es braucht dir also nicht peinlich zu sein.“ Er küsste sie noch einmal, gab sie dann widerstrebend frei. „Hast du dir schon überlegt, was für einen Ring du möchtest?“
„Nein, eigentlich nicht. Aber ich glaube, ich möchte einen schlichten Ehering.“ Der Ring, den Jeff ihr geschenkt hatte, war mit Diamanten übersät, und er hatte ihr nie besonders gefallen. Sie hatte ihm den Ring nach der
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