Linda Lael Miller
haben Sie vermutlich Jonathan und Trista getroffen.« Sie
forschte besorgt in Elisabeths Gesicht. »Wie geht es meinem kleinen Mädchen?«
»Trista
hält Sie für tot«, antwortete Elisabeth mitfühlend.
Barbara
zuckte zusammen. »Jonathan ist zu stolz, uni die Wahrheit zuzugeben, nämlich,
daß er mich weggetrieben hat.«
Elisabeths
Hände umspannten die Seitenlehnen ihres Sessels. Hier war eine Frau, die von
der Welt hinter dieser Schwelle Kenntnis hatte.
»Hat er
sich von mir scheiden lassen?« fragte Barbara nach einer Weile.
Elisabeth
zögerte. »Ja.«
Jonathans
Exfrau trank ein paar Schlucke Wasser. »Wie geht es Trista?«
Elisabeth
öffnete ihre Handtasche und nahm die Kopien der Zeitungsartikel heraus. »Sie
ist in großer Gefahr, Barbara, und Jonathan auch. Beide brauchen Ihre Hilfe.«
Barbara
wurde blaß, während sie die Artikel überflog. »O mein Gott, meine Kleine ...
Ich weiß, ich hätte eine Möglichkeit finden sollen, sie mit mir zu nehmen.«
»Manchmal
kann ich in die Vergangenheit reisen und dann wieder nicht«, berichtete
Elisabeth leise. »Kennen Sie eine sichere Methode zur Herstellung der Verbindung?«
Tränen
schimmerten in Barbaras Augen. »Ich ... ich weiß es nicht. Ich habe es nur
zweimal gemacht, aber ich denke, es muß irgendein starkes Gefühl geben. Gehen
Sie zurück?«
Elisabeth
nickte. »Sobald ich es schaffe, ja.« Barbara setzte sich sehr gerade auf. »Sie
lieben Jonathan, nicht wahr?«
Die Antwort
kam sofort. »Ja.«
»Gut. Dann
werdet ihr beide einander haben.« Sie beugte sich vor, und ihre Augen flehten. »Elisabeth,
ich möchte, daß Sie Trista über die Schwelle zu mir schikken. Vielleicht ist
das die einzige Möglichkeit, ihr das Leben zu retten.«
Barbaras
Argumente überzeugten sie zwar, verursachten Elisabeth jedoch ungeheuren
Schmerz. Wenn sie Trista die Halskette umlegte und durch die Tür schickte,
würde das Mädchen für immer verschwinden. Jonathan wäre verzweifelt, und er
würde niemals die Wahrheit glauben. Nein, er mußte annehmen, sie habe dem Kind
etwas angetan, und er würde sie dafür hassen.
Das war noch
nicht alles. Ohne die Halskette würde Elisabeth im neunzehnten Jahrhundert
gefangen sein, ohne einen Freund und verachtet. Vielleicht gab man ihr auch die
Schuld an Tristas Verschwinden und hängte sie oder schickte sie ins Gefängnis.
Sie
schluckte schwer. »Jonathan liebt Trista, und er ist ein guter Vater. Außerdem
glaubt Ihre Tochter, daß Sie in Boston während eines Besuchs bei Ihren Eltern
starben.«
Barbaras
Finger stach gegen die Fotokopien auf dem Tisch. »Wenn Sie sie nicht zu mir
schicken, wird sie verbrennen!«
Elisabeth
blickte auf den nahen Fluß hinaus. »Ich werde tun, was ich kann.« Sie war
ruhiger, als sie Barbara wieder anschaute. »Wie konnten Sie sie überhaupt
verlassen?« Die Frau senkte den Kopf. »Ich war verzweifelt und unglücklich,
und ich hatte einen Blick in diese Welt getan. Ich konnte nicht aufhören, daran
zu denken. Es war wie ein Magnet.« Sie seufzte. »Ich war nicht dafür gemacht,
dort als Frau eines Landarztes zu leben. Ich hatte einen Liebhaber, und
Jonathan fand das heraus. Er war wütend, obwohl Matthew und ich bereits Schluß
gemacht hatten. Ich hatte Angst, er würde mich umbringen. Also bin ich
hierhergekommen und blieb. Verity hat mich aufgenommen und mir geholfen, eine
Identität zu erlangen, und ich überließ ihr die Halskette, weil ich wußte, daß
ich nie wieder zurückgehen wollte.«
»Nicht
einmal, um Ihrer Tochter zu helfen?«
Farbe
schimmerte auf Barbaras Wangen. »Ich wage es nicht, diese Schwelle zu
überschreiten«, flüsterte sie. »Ich habe zu große Angst vor Jonathan.«
Elisabeth
konnte nicht glauben, daß Jonathan absichtlich einen Menschen verletzen würde.
Immerhin war er Arzt
und ein ehrenhafter Mann. Sie wechselte das Thema.
»Wie lange
sind Sie schon hier im zwanzigsten Jahrhundert?«
Barbara
trocknete sorgfältig ihre Augen mit einer Serviette. »Fünfzehn Jahre, und ich
war glücklich.«
Elisabeth
fröstelte wieder. Fünfzehn Jahre. Und doch war Trista erst acht – oder war es
gewesen, als Elisabeth sie zuletzt gesehen hatte.
»Wenn ich
eine Möglichkeit finde, Trista zu schützen und sie dort zu behalten, werde ich
das tun«, warnte sie, stand auf und griff nach ihrer Tasche und der Rechnung. »Jonathan
liebt seine Tochter, und es würde ihn zerstören, sie zu verlieren.«
Barbara hob
die Augenbrauen. »Denken Sie wirklich an Jonathan, Elisabeth? Oder
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