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Linda Lael Miller

Linda Lael Miller

Titel: Linda Lael Miller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denn dein Herz kennt den Weg
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Hand.
»Hör auf, mir auszuweichen«, zischte sie. »Ich will wissen, was du machst in
diesem ... diesem Eiskeller – und das in unserer Hochzeitsnacht!«
    Will zuckte
mit den Schultern, bückte sich, um seine eigene Laterne aufzuheben, und
richtete sich dann wieder auf. »Es ist nicht kälter hier als in deinem Bett«,
sagte er, »da du dich weigerst, mich in deine Nähe zu lassen.«
    Tränen
traten in Bess' Augen, als sie dachte, wie paradox es war, daß sie Will zwar
in dieser besonderen Nacht an ihrer Seite haben wollte, ihm jedoch die
Intimität verweigerte, die ein Ehemann von seiner Frau erwartete. Und sie
verstand sich selbst nicht besser, als Will sie zu verstehen schien.
    »Ich habe
Angst«, sagte sie und war über ihre Worte mindestens genauso überrascht wie
Will. Sie hatte nicht bewußt darüber nachgedacht, bevor sie sie geäußert hatte,
aber jetzt waren sie heraus und ließen sich nicht mehr zurückholen. »Ich habe
Angst und brauche jemanden, der mich in den Armen hält.«
    Will kam
auf sie zu, und obwohl sein Gesichtsausdruck in der Dunkelheit nicht zu
erkennen war, fürchtete sie sich nicht vor ihm. Nein, was Bess Angst einjagte,
waren die Gefühle, die er in ihr weckte – all diese atemberaubenden Bedürfnisse
und Wünsche, all diese überwältigende Freude und den Kummer, der ihr das Herz
zerriß.
    Will nahm
ihre Laterne und löschte das Licht, um das gleiche dann mit seiner eigenen zu
tun. Als er beide Lampen fortgestellt hatte, hob er Bess auf die Arme und
begann mit ihr den Pfad zurückzugehen, der aus den Wäldern führte, und den ein
silberner Mond erhellte.
    Selbst als
sie wieder in der Hütte waren, sagte Will kein Wort. Er legte Bess nur sehr
behutsam auf das Bett, zog ihr die Schuhe aus, stellte sie beiseite und verließ
sie dann. Sie konnte ihn nicht sehen, weil es dunkel war und das Gepäck ihr den
Blick versperrte, aber sie hörte das Klappern des Deckels auf dem
Wasserreservoir des Herds und kurz darauf ein Plätschern.
    Sie lag auf
dem Rücken, hielt sich dicht am Rand ihrer Seite der Matratze und wünschte, sie
hätte nichts gesagt, als Will ins Bett kam. Noch immer schweigend, zog er sie
an seine harte, glatte Brust, legte sein Kinn auf ihren Scheitel und
streichelte mit seiner rechten Hand beruhigend ihren Rücken.
    »Du bist
ein netter Mann«, sagte sie leise und hätte fast geweint, weil sie seine
Zärtlichkeit so dringend brauchte und weil er sie ihr schenkte, ohne im
Ausgleich dazu irgend etwas von ihr zu erwarten.
    Wills
Lachen kam tief aus seiner Brust heraus, und es klang ein bißchen wehmütig. »Es
gibt Momente«, bekannte er, »in denen ich wünschte, ich wäre es nicht.«
    Bess hatte
keine Träne vergossen, als sie erfuhr, daß Molly und Jackson zusammen
fortgelaufen waren und es keine schöne, elegante Hochzeit geben würde, und auch
während der langen, gefahrvollen Reise in den Westen hatte sie nicht ein
einziges Mal geweint. Nicht einmal in jener Nacht, als sie sich gezwungen sah,
in Mr. Sickles' schmutzigem Laden zu übernachten, auf einem Haufen alter Säcke
auf dem Fußboden, und mit dem Wissen, daß sie bald einen Fremden heiraten
würde, hatte sie geweint, obwohl Angst, Reue und furchtbares Heimweh sie quälten
...
    Doch
ausgerechnet jetzt, als sie sicher in Will Tates starken Armen lag, verlor
Bess die Beherrschung über sich und begann zu schluchzen.
    Ein anderer
Mann wäre vielleicht in Panik geraten, aber Will blieb ruhig. Er lag einfach
da, streichelte ihr Haar und hielt sie in den Armen.
    Erst als
sie sich ein wenig beruhigt hatte, sprach er wieder. »Wenn du zu deiner
Familie heimkehren möchtest«, sagte er ernst, »werde ich dir keine Steine in
den Weg legen.«
    Bess zog
sehr undamenhaft die Nase hoch. »Ich glaube, ich bleibe lieber noch ein bißchen
hier, wenn es dir nichts ausmacht«, wisperte sie.
    Sie spürte
sein Lächeln mehr, als daß sie es sah. »Dann laß uns mit dem Kennenlernen
beginnen, auf das du so versessen bist«, sagte er. »Was genau ist es, was du
über mich wissen willst, Bess?«
    Sie lachte
und stieß ihn in die Rippen. »Also gut, hier ist meine erste Frage. Was hast
du dort draußen in der Höhle im Wald getan?«
    »Nach Gold
gesucht. Oder Silber.«
    Bess hätte
nicht überraschter sein können, wenn er erwidert hätte, er wollte einen Tunnel
bis nach China graben. »Du?« Sie war fast ein bißchen enttäuscht von ihm,
obwohl sie sich bemühte, es vor ihm zu verbergen. »Ich dachte, du wolltest das
Land bearbeiten und die

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