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Linda Lael Miller

Linda Lael Miller

Titel: Linda Lael Miller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denn dein Herz kennt den Weg
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zurückkehrt.«
    Will schob
sich an ihr vorbei und stürmte in die Hütte, wo Mr. Kipps sie schon erwartete.
»Wir werden heiraten«, teilte er mit, und es klang, als hätte er sich lieber an
einen Pfahl in einem Ameisenhaufen binden lassen, von Kopf bis Fuß mit Honig
eingeschmiert. »Sagen Sie die Worte, Mr. Kipps, und bringen wir es hinter uns.«
    Nun mischte
Bess sich ein. »Einen Moment, Will«, sagte sie empört.
»Dies ist mein Hochzeitstag, den ich für den Rest meines Lebens in Erinnerung
bewahren möchte. Ich will wenigstens ein hübsches Kleid anziehen und mein Haar
frisieren, und du wirst in der Zwischenzeit hinausgehen und einen Strauß
Blumen pflücken, wenn du weißt, was für dich gut ist.«
    Mr. Kipps'
blaue Augen zwinkerten. »Sie hören, was die Dame sagt, Will«, bemerkte er. »Ich
werde nach meinem Maulesel sehen, während Miss Bess sich schönmacht, und Sie
gehen derweil aufs Feld und pflücken einen Strauß für sie.«
    Als Will
Bess ansah, wich plötzlich alle Härte aus seinen Zügen, und sie wußte nun, daß
die Sache mit den Blumen ihm gar nicht so furchtbar lästig war, wie jeder, der
ihn eben noch reden gehört hatte, vermutet hätte. Er wollte sie also unbedingt
zur Frau, selbst wenn das bedeutete, daß er für unbestimmte Zeit auf seine
ehelichen Rechte warten mußte ... Die Erkenntnis entzückte sie und stimmte sie
auf ganz absurde Weise glücklich.
    So
glücklich war ich nie, als ich dachte, ich würde Jackson Reese heiraten,
dachte sie, während sie in ihren Truhen nach dem schönsten Kleid suchte, einem
elfenbeinfarbeben Ballkleid mit feinster Stickerei an Saum und Ausschnitt.
    Als Bess
fertig angekleidet war, bürstete sie ihr Haar und steckte es locker am
Hinterkopf zusammen, so daß es wie eine seidige goldene Haube ihr Gesicht
umrahmte.
    Ein leiser,
bewundernder Pfiff veranlaßte Bess, sich umzudrehen, und dort, an der Tür,
stand Will, einen Strauß Margeriten in der Hand und das Herz in seinen Augen.

4. Kapitel
    Will betrat die Hütte beinahe
schüchtern, als ob sie ein neuer, unbekannter Ort für ihn wäre, und legte den
Strauß gelber und weißer Mageriten auf den Tisch. Er wirkte fast andächtig, als
sein Blick über Bess' prachtvolles Kleid und ihre elegante Frisur glitt, und er
schluckte mehrmals. »Petrus wird bestimmt einen vermissen, wenn er heute abend
seine Engel zählt«, sagte er heiser.
    Die Worte
rührten etwas an in Bess' Herz, an einer Stelle, zu der bisher noch niemand
vorgedrungen war. Sie hatte zu ihrer Zeit mehr als genug Komplimente von
Männern gehört, aber die meisten hatten nur einem ganz bestimmten Zweck
gedient. Wills Kompliment hingegen war vollkommen aufrichtig gemeint, das
wußte sie.
    »Wird es
Zeit?« fragte sie.
    Will hatte
sich gewaschen, in dem eisigen Bach wahrscheinlich, der hinter der Blockhütte
vorbeifloß, und sein Hemd stand bis zur Taille offen. »Ja, Ma'am«, antwortete
er und wandte errötend seinen Blick ab. »Es wird Zeit.« Dann kniete er vor der
Truhe nieder, in der er seinen persönlichen Besitz aufhob, und nahm ein
sauberes weißes Hemd heraus. Als er das gefaltete Kleidungsstück aufs Bett
gelegt hatte, griff er noch tiefer in die Truhe und zog eine hölzerne
Streichholzdose daraus hervor. Während Bess ihn beobachtete, klappte er den
Deckel auf und nahm einen kleinen Gegenstand heraus. Was immer es auch sein
mochte, er hielt es in der Hand verborgen und schloß einen Moment die Augen,
als betete er oder erinnerte sich, bevor er die Hand dann in die Hosentasche
steckte.
    Dann erhob
er sich und bedachte Bess mit einem Lächeln, das sie erschütterte wie eine
unverhoffte Sturmbö. »Ich ziehe mich nur schnell an«, meinte er, »und dann wird
geheiratet.«
    Die Trauung
fand draußen statt, mit dem Bach, den Bergen und dem frischgepflügten Feld als
Kirche, und war nur kurz,
obwohl Mr. Kipps sich die größte Mühe gab, die Zeremonie so lange wie möglich
auszudehnen.
    Als er an
die Stelle mit den Ringen kam, hatte Bess Will keinen anzubieten, obwohl sie
doch eigentlich mit der Idee zu heiraten in den Westen gekommen war. Will hingegen
zog einen schmalen Goldreif aus der Hosentasche – das mußte der Gegenstand
sein, den er vorhin so ehrfürchtig aus der Truhe genommen hatte – und streifte
ihn Bess über den Ringfinger.
    Tränen
schimmerten in ihren Augen, und ihre Kehle wurde eng, obwohl sie weder für das
eine noch das andere eine Erklärung wußte. Dann, endlich, erklärte Mr. Kipps
sie zu Mann und Frau und forderte Will

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