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Linda Lael Miller

Linda Lael Miller

Titel: Linda Lael Miller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denn dein Herz kennt den Weg
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machen können?
Welche anderen furchtbaren Dinge mochte er getan haben, um ein derart
umfangreiches Vermögen zu erlangen?
    »Setz
dich«, forderte Christian sie auf, nicht unfreundlich, und
machte Platz für Melissande. »So schlimm ist es nun auch nicht. Ich bin sicher,
daß Renford gute Arbeit geleistet und die Brotlaibe und Fische in Eurer Abwesenheit
vervielfacht hat, Schwester Pieta.«
    Melissande
hätte Christian vielleicht rückwärts ins Blumenbeet gestoßen, wenn sie in den
letzten Wochen nicht soviel Zeit
und Mühe darauf verwandt hätte, ihn zu pflegen und zu
heilen. So warf sie ihm nur einen bösen Blick zu und stützte die Hände in die
Hüften, so daß die Pergamentrolle
an einer Seite wie ein Spieß hervorstand. »Und wie viele Leben sind dabei
zerstört worden? Wie viele Menschen sind dabei gebrochen worden?«
    Christian
wußte sehr gut, daß sie die Galeerensklaven. meinte, die ihre Schiffe in
Bewegung hielten, wann immer sie in eine Kalmenzone gerieten. Was sehr häufig
vorkam, wie sie annahm.
    »Kümmert
dich das?«
    »Selbstverständlich!
Ich war ein naives Kind, Christian. Ich habe nie gewußt, wie mein Vater all
sein Gold verdient hatte.« Sie
holte tief Atem, um sich zu beruhigen, und ließ ihn langsam wieder aus. »Glaub
mir, ich hätte lieber auf den Straßen gebettelt, als von dem Leid dieser
unglücklichen Seelen zu profitieren. Und genau das werde ich auch tun, ehe ich
zulasse, daß dieses Unrecht weitergeht!«
    Christians
Blick verriet Neugier und eine Spur von Mißtrauen. »Ich glaube, du meinst es
ernst. Du willst wirklich nach London fahren.«
    »Habe ich
dir das nicht bereits gesagt?« fragte Melissande mit kaum verhohlener Ungeduld
und schaute zur Sonne auf,
um die ungefähre Tageszeit festzustellen. »Es ist schon zu spät für die heutige
Kutsche«, sagte sie nach kurzer Überlegung, »aber wenn ich morgen aufbreche,
müßte ich am Wochenende in den Büros der Bradgate Company sein.«
    Sich auf
seine Krücke stützend, richtete Christian sich auf und blieb einen Moment lang
schwankend stehen.
    Seine
blauen Augen waren schmal geworden, ein harter Zug lag um seinen Mund. »Du
wirst nicht nach London fahren. Die
Straßen sind zu unsicher für alleinreisende Frauen.«
    »Ich
fahre«, beharrte Melissande und verschränkte ihre Arme. »Und allein sein werde
ich ganz sicher nicht. Die Kutschen sind immer bis auf den letzten Platz
besetzt.«
    »Ja. Mit
Wüstlingen, Schurken und Halsabschneidern. Und du kannst bei keiner Kutsche
sicher sein, daß sie nicht von Straßenräubern überfallen wird!«
    Melissande
bückte sich, um die Ledertasche aufzuheben, die sie vorhin hatte fallen
lassen, faltete das Pergament und steckte es wieder in die Hülle. Während sie
sprach, beobachtete sie Christian unter halbgesenkten Lidern. »Wenn du dir
solche Sorgen machst, wäre es vielleicht besser, wenn du mich begleiten
würdest.«
    »Das habe
ich auch vor«, erwiderte er prompt.
    Und so
geschah es, daß sowohl Christian wie Melissande in der Kutsche saßen, als sie
am nächsten Tag aus Gilly abfuhr.
    Christian,
der sich in düsteres Schweigen hüllte, trug Kleidungsstücke, die Melissande mit
Bradgate-Gold bezahlt hatte – hellbraune Hosen, ein weites Hemd und weiche
Lederstiefel, die aus dem einzigen Laden im Dorf nach St. Bede's geschickt
worden waren. Melissande hatte ihm auch einen Gürtel und einen Dolch gekauft,
wenn auch gegen ihren Willen, weil er darauf bestanden hatte, daß sie eine
solche Reise unmöglich ohne Waffen unternehmen konnten.
    Christians
Stolz schien sehr gelitten zu haben durch all das, denn er besaß keinen Heller,
den er sein eigen nennen konnte, nachdem ihm alles abgenommen worden war außer
den Kleidern, die er am Leibe trug, als er seine Gefangenschaft auf der Eleanora antrat. Die Umstände zwangen ihn, von Melissande Unterstützung anzunehmen,
aber nichts konnte ihn dazu bringen, es gern zu tun.
    Nach einem
tränenreichen Abschied von Mutter Erylis und den anderen Nonnen der Abtei hatte
Melissande das schwarze Trauergewand angezogen, das sie getragen hatte, als sie
angekommen war, um Zuflucht in den Armen der Kirche
zu suchen, und einen Schleier, mit dem sie auch ihr Gesicht bedecken konnte,
falls es nötig war. Sie waren die kurze Entfernung bis Gilly zu Fuß gegangen,
Christian sogar ziemlich schnell, trotz seiner Krücke, um die Kutsche vor der
Dorfschenke zu besteigen, einem schmucklosen Etablissement namens > The
Rooster and The Fiddle < .
    Auf der
ersten Etappe der

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