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Linda Lael Miller

Linda Lael Miller

Titel: Linda Lael Miller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denn dein Herz kennt den Weg
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Christophers Geburt geschehen ist? Weder an die Hochzeit noch
an den Ehebruch. An rein gar nichts. Würdest du mir glauben, Marianne?«
    »Ich würde
mir große Sorgen um dich machen«, erwiderte ihre Schwägerin leise.
    Katherine
zwang sich, Mariannes Blick zu erwidern, und erkannte, daß sie nicht mehr sagen
durfte, nicht in diesem Augenblick zumindest. »Du bist so schön, Marianne.
Warum hast du nie geheiratet und deine eigene Familie gegründet?«
    Mariannes
makellose Haut erblaßte, und sie preßte ganz unbewußt die Lippen zusammen –
aber nicht aus Arger, sondern aus Qual, dachte Katherine, die sie aufmerksam
beobachtete. »Du erinnerst dich wirklich nicht«, sagte Marianne
kopfschüttelnd. »Katherine, ich war mit Timothy Waynewright verlobt, dem
Vizepräsidenten unserer Handelsbank. Er wurde zwei Tage vor unserer Hochzeit
bei einem Banküberfall erschossen.«
    »Großer
Gott«, flüsterte Katherine bestürzt und stützte sich einen Moment lang auf die
Balustrade. »Es tut mir so leid, Marianne ...«
    Marianne
sah aus, als bekümmerte Katherines Gesundheitszustand sie viel mehr als ihre
eigene Tragödie. Resolut nahm sie ihre Schwägerin am Arm und führte sie mit
sanftem Nachdruck ins Haus zurück.
    »Wir
sollten Gavin davon erzählen – von deinen Gedächtnislücken, meine ich. Es ist
möglich, daß das einiges ändern würde.« Während sie sprach, zog sie Katherine
zu dem großen Bett, zwang sie, sich hinzulegen, und deckte sie mit einer
leichten Decke aus cremefarbener Kaschmirwolle zu.
    Katherine
schüttelte den Kopf. »Ganz bestimmt nicht«, sagte sie. »Er würde ja doch nur
glauben, ich machte euch etwas vor, um nicht für Katherines ... für meine
Fehler büßen zu müssen.«
    Marianne
ließ sie schließlich allein, und Katherine schlief einige Stunden. Als sie
erwachte, stand ein lavendelfarbener Hutkarton auf ihrem Nachttisch, den sie
vorher nicht bemerkt hatte. Verwundert richtete sie sich auf, strich ihr Haar
zurück und nahm den Karton auf ihren Schoß.
    Er war
gefüllt mit parfümierten Briefen, und es lagen auch altmodische, blaugetönte
Fotografien darin und zwei dicke, ledergebundene Tagebücher.
    Katherine
begann mit den Briefen, die zum größten Teil von Schulfreundinnen und
Verwandten an der Ostküste stammten. Aus diesen Briefen erfuhr sie, daß jene
andere Katherine von einer reichen, unverheirateten Tante in Maine aufgezogen worden
war. Sie hatte von der ersten bis zur
zwölften Klasse ein Internat in Connecticut besucht und war dann auf eine
Schule in Boston übergewechselt, wo sie ihre Abschlußprüfung abgelegt hatte.
    Die
Fotografien zeigten Katherine, die neben Gavin stand und mit strahlendem
Lächeln zu ihm aufschaute. Auch er sah sehr, sehr glücklich aus. Was mochte es
gewesen sein, das die tragische Veränderung in ihrer Beziehung bewirkt hatte?
    Katherine
lehnte sich für eine Weile an das mit kunstvollen Schnitzereien versehene
Kopfteil ihres Betts, starrte in den leeren Kamin und versuchte, sich ein
klares Bild aus dem zu schaffen, was sie aus dem ersten Dutzend Briefen
erfahren hatte. Erst als Mrs. Hawkins, die Haushälterin, ihr Tee und frische Erdbeeren
gebracht hatte, begann sie die anderen Briefe zu lesen.
    Es war ein
eigenartiges Erlebnis, diesen intimen Blick in das Leben einer anderen Frau zu
tun und ihre Hoffnungen und Träume in der Handschrift einer alten Tante, einer
verständnisvollen Freundin oder einer Cousine widergespiegelt zu sehen. Obwohl
Katherine viel über jene andere Katherine in diesen langen Stunden der Lektüre
herausfand, vermehrten sich die Fragen noch schneller als die Antworten.
    Die
Tagebücher, die die intimste Einsicht überhaupt versprachen, erwarteten sie
noch, aber Katherines Kopf dröhnte bereits von all dem, was sie bisher
herausgefunden hatte, und so beschloß sie, sich die Tagebücher für einen
anderen Tag aufzuheben.
    Beim Dinner
an jenem Abend war Katherine sehr nachdenklich und überließ es Marianne, die
Unterhaltung zu bestreiten. Ihre Vorgängerin war ein oberflächliches, egoistisches
Geschöpf gewesen, überaus empfindlich und verwöhnt, obwohl sie schon
frühzeitig ihre Eltern verloren hatte. Sie mußte ein sehr einsames, verzogenes
Kind gewesen sein, das sich nach Liebe und Zuwendung gesehnt hatte.
    Am nächsten
Morgen stand Katherine schon früh auf, übergab Christopher, nachdem sie ihn
versorgt hatte, Maria, und
verließ das Haus zu einem Spaziergang, zu dem sie eins der Tagebücher mitnahm.
Während sie durch den

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