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Linda Lael Miller

Linda Lael Miller

Titel: Linda Lael Miller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denn dein Herz kennt den Weg
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mitgenommen hatte, ließ Marianne sich nach Seattle übersetzen,
um an einer Hochzeit teilzunehmen. Katherine schaute zu den dunklen Wolken auf,
die sich am Horizont zusammenballten, und eine prickelnde Vorfreude erfaßte
sie.
    Ein
Gewitter braute sich zusammen, und Katherine liebte Gewitter.
    Als die
Nacht hereinbrach, schien die ganze Erde unter der Macht des Donners zu
erheben. Der Wind heulte um das Haus, und Katherine wußte, daß das Wasser in
der Bucht jetzt sehr bewegt sein würde und die Wellen schaumbedeckt. Blitze
umzuckten den alten Leuchtturm, den Katherine schon so oft gezeichnet hatte,
und die Haushälterin und der Butler hasteten von Raum zu Raum und sicherten die
Fenster.
    Katherines
Faszination für die Naturgewalten schien das alte Ehepaar sehr zu verwirren,
aber beide verzichteten auf einen Kommentar. Trotz Katherines mehrfacher
Versuche, den beiden alten Leuten zu beweisen, daß sie sie als gleichberechtigt
ansah, betrachteten sie selbst sich nach wie vor als Dienstboten.
    »Möchten
Sie, daß ich Ihnen einen Brandy bringe, Mrs. Winslow?« erkundigte die
Haushälterin sich besorgt. Mrs. Hawkins war eine große, korpulente Frau mit
blauen Augen und schneeweißem Haar, das sie sauber zu einer Krone geflochten
trug. »Ich weiß ja, daß Sie immer ein bißchen nervös werden, sobald Gewitter
aufzieht.«
    »Nervös?«
Katherine lachte schallend. »Du liebe Güte, nein – ich habe noch nie Angst
gehabt vor ein bißchen Blitz und Donner, Mrs. Hawkins.«
    Aber jene
andere Katherine hatte Angst gehabt. Und deshalb schaute Mrs. Hawkins sie nun
plötzlich an, als ob sie sich vor ihren Augen in einen Werwolf verwandelt
hätte.
    Bevor die
Haushälterin jedoch etwas erwidern konnte, schlug die Haustür zu, und eine
Stimme, die selbst den Donner übertönte, schallte durch das Haus. »Marianne!
    Maria!«
Gavin. Es kränkte Katherine, daß er nicht auch ihren Namen rief, aber das hätte
sie natürlich nicht überraschen
dürfen, denn schließlich hatte Gavin ihr von Anfang an nicht die kleinste
Illusion gelassen, daß er ihr irgendwelche zärtlichen Gefühle entgegenbrachte.
    Zumindest
war er konsequent.
    Da Mrs.
Hawkins gerade damit beschäftigt war, ein Feuer im Wohnzimmerkamin anzuzünden,
ging seine Frau, um
ihren schlecht gelaunten Herrn und Meister zu begrüßen. Als Gavin den Raum
betrat, schaute er durch sie hindurch, als ob sie unsichtbar wäre, und trat an
den Kamin, um seine Hände zu wärmen.
    Die
Haushälterin und der Butler verließen auf der Stelle den Raum, und auch
Katherine war schon auf dem Weg zur Tür, als Gavin sie mit einer brüsken Frage
aufhielt. »Wo ist mein Sohn?«
    Das solide
Dach des Hauses erbebte unter der Kraft zweier Gewitterfronten, die hoch am
Himmel über ihnen aufeinanderprallten, aber nicht einmal sie hätten elementarer
sein können als Gavins und ihr eigener Wille, als sie sich kreuzten.
    »Unser Sohn ist bei Maria«, antwortete
Katherine ruhig und fragte sich, wie sie Dr. Winslow so sehr lieben konnte,
obwohl er doch jedesmal, wenn sie ihn sah, unweigerlich den Wunsch in ihr
erweckte, ihn zu erdrosseln. »Sie sind heute nachmittag zu Besuch zu Freunden
von Maria gefahren, aber ich bin sicher, daß sie Zuflucht vor dem Gewitter
gefunden haben und ihnen nicht das geringste zugestoßen ist.«
    Gavin
betrachtete seine Frau aus Augen, die kalt waren wie eisbedeckter Stahl. »Ist
es dir gut ergangen in den letzten Wochen?«
    Katherine
dachte, wie passend es jetzt gewesen wäre, wenn er gefaucht und die Zähne
gebleckt hätte, aber Gavin war trotz allem genauso umwerfend attraktiv wie
immer. Die leise Schwäche, die ihre Knie erfaßte, war der beste Beweis dafür.
»Es ging mir ausgezeichnet.«
    Ein
Donnerschlag ließ die Fenster erklirren, und Gavins Augen wurden schmal, als er
Katherine mit prüfenden Blicken maß. »Ich hatte eigentlich erwartet, dich unter
dem Bett zu finden, meine Liebe«, sagte er. »Da hast du dich doch sonst immer
versteckt, weil du Angst vor dem Gewitter hattest.«
    »Du kennst
mich lange nicht so gut, wie du vielleicht denkst«, entgegnete sie schroff –
denn trotz ihres Ärgers hatte sie das eigenartige Gefühl, als habe sich ein
gefährlicher Zauber
mit Gavins Ankunft über das große Haus gelegt.
    »Ich kenne
dich nur allzu gut«, korrigierte Gavin sie, während er seinen langen Mantel
ablegte und achtlos beiseite warf, bevor er zu einem Teakholzschrank neben der
Tür ging, um sich einen Brandy einzuschenken.
    Katherine
beschloß, daß es besser

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