Linda Lael Miller
Erwiderung ein.
»Bringst
du mich jetzt zu ihm?«, fragte das Mädchen.
»Hat
man dich denn verhaftet oder wirst du nur vernommen?«
Carly
entspannte sich etwas. »Ich kann wieder gehen. Aber Marshall Terp meint, wenn
er mich noch mal beim Trampen erwischt, komme ich hinter Gitter.«
Der
Polizist kehrte zurück. »Sehr richtig. Sie können sie mitnehmen, Meg. Aber ich
will dich nie wieder hier sehen, junge Lady, es sei denn, du verkaufst für die
Pfadfinder Kekse oder Lotterielose, verstanden?«
»Verstanden«,
erwiderte Carly mit gesenktem Kopf.
Meg
erhob sich und ging zur Tür.
Carly
rührte sich erst, als der Marshall ihr freundlich zunickte.
»Dass
Carly auf einmal so verständig ist, muss an Ihrem Abzeichen liegen«, flüsterte
Meg ihm zu, als das Mädchen außer Hörweite war. »Sie haben nicht zufällig eins
für mich übrig?«
Brad
sehnte sich nach Meg.
Ransom
und seine Stuten waren auf der Stone-Creek-Ranch untergebracht. Die McKettricks
und ihre Helfer hatten ihre Reitpferde in die Anhänger verladen und waren
davongefahren. Olivia hatte Willie begrüßt, heiß geduscht, sich in einen von
Big Johns hässlichen Bademänteln gehüllt, ein Sandwich gegessen und sich in
ihrem alten Zimmer hingelegt.
Jetzt
war es halb acht.
Brad
taten sämtliche Knochen weh, er fror und hatte Hunger.
Am
vernünftigsten wäre es zu duschen, etwas zu essen und zu schlafen.
Trotzdem
sehnte er sich nach Meg.
Er
duschte und zog frische Sachen an.
Vorher
anzurufen, wäre zwar höflich gewesen, aber er wollte keine Abfuhr riskieren.
Daher hinterließ er Olivia eine kurze Nachricht und machte sich auf den Weg zu
Meg.
Auf
der Triple-M-Ranch brannte Licht. Da Brad wusste, dass sich die McKettricks am
liebsten in der Küche versammelten, parkte er den Pick-up in der Einfahrt, ging
ums Haus und klopfte an die Hintertür.
Carly
öffnete. Sie sah so ausgelaugt aus, wie er sich fühlte, doch als sie ihn sah,
erhellte sich ihre Miene.
»Ich
darf in der siebten Klasse bleiben!«, berichtete sie freudig. »Laut meinen
Testergebnissen bin ich begabt.«
Er
rang sich ein Lächeln ab. »Das hätte ich dir gleich sagen können.«
»Meg
ist oben. Sie hat Kopfschmerzen und will nur gestört werden, wenn es eine
landesweite Katastrophe gibt.«
Brad
ließ sich die Enttäuschung nicht anmerken. »Oh.«
»Ich
habe gehört, dass Sie einen Film drehen!?«
Das
Mädchen war einsam und brauchte jemanden zum Reden. Willkommen im Klub, dachte
er.
»Ja«,
sagte er nur, und diesmal fiel ihm das Lächeln leichter.
»Darf
ich mitspielen? Ich brauche keinen Text oder so was, nur ein Kostüm.«
»Mal
sehen, was ich tun kann. Meine Leute rufen deine Leute dann an.«
Carly
lachte, und es tat ihm gut.
Er
wollte gerade wieder gehen, da kam Meg im Nachthemd die Treppe herunter. Ihr
Haar war zerzaust, und sie hatte Schatten unter den Augen.
»Harter
Tag?«, fragte er und musste sich beherrschen, um sie nicht in den Arm zu
nehmen.
»Ich
verschwinde«, sagte Carly. »Darf ich deinen Computer benutzen, Meg?«
Sie
nickte.
Das
Mädchen zog sich zurück.
»Ich
hätte vorher anrufen sollen«, sagte Brad.
»Setz
dich. Ich mache Kaffee.«
»Den
mache ich«, erwiderte er. »Setz du dich hin.«
Zu
seiner Überraschung widersprach sie nicht, sondern nahm auf dem großen Stuhl am
Kopfende des Tischs Platz.
»Habt
ihr Ransom gefunden?«, fragte sie, während er nach der Kaffeedose suchte.
»Ja.«
Erfreut, dass es sie interessierte, erzählte er ihr von der gefährlichen
Rettungsaktion. »Er und sein Harem genießen jetzt meine beste Weide.«
»Ach,
Rance, Keegan und Jesse müssen sich wie im Wilden Westen gefühlt haben.«
»Kann
schon sein.« Er lehnte sich gegen die Arbeitsfläche, während der Kaffee
durchlief. »Ich muss so etwas nicht noch mal haben.«
Meg
lachte und schaute hastig fort. Doch ihm war nicht entgangen, dass ihre Augen
feucht geworden waren.
»Sierra
hat heute Morgen ein Baby bekommen. Einen Jungen. Er heißt Brody«, erzählte
sie.
Brad
konnte ihren Schmerz nachempfinden. Er ging zu ihr, hockte sich neben den Stuhl
und nahm ihre Hand in seine. »Es tut mir leid, dass ich mich neulich so
benommen habe, Meg. Ich war durcheinander, weil Carly dir so ähnlich sieht und
so alt ist wie …«, er verstummte.
»Schon
gut«, sagte sie leise, aber eine Träne lief über ihre Wange.
Er
wischte sie ab. »Nein, es ist nicht gut. Ich habe mich wie ein Trottel
aufgeführt.«
Sie
nickte. »Wie ein Riesentrottel.«
Er
blinzelte, denn seine
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