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Linda Lael Miller

Linda Lael Miller

Titel: Linda Lael Miller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Preis des Verlangens
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wenn Sie nicht aufhören, sich zu beklagen«,
entgegnete sie freundlich.
    Murrend
stieg er ab und übergab ihr widerstrebend die Zügel, die sie ergriff, nachdem
sie sich gesetzt und ihre Röcke glattgestrichen hatte.
    »Wo sind
meine Hunde?« fragte sie und schaute sich um, während sie die Zügel nahm.
    Hilditch
schien die Antwort zu genießen. »Er hat sie auf die Weide mitgenommen, Ihr
Ehemann, und bringt ihnen bei, verirrte Rinder einzufangen. Sie sollten auf der
Hut sein, Madam, denn sonst könnte es passieren, daß er Sie losschickt, um die
Scheune zu streichen oder ein Maisfeld auszusäen.«
    »Das
stimmt«, erwiderte sie mit einem amüsierten Lächeln. »Gabriel hält nicht viel
von Faulenzern.« Dann ließ sie mit geübter Hand die Zügel auf die Pferderücken
klatschen. »Guten Tag, Mr. Hilditch.«
    Ihre gute
Laune war jedoch nur kurzlebig, wie sich herausstellte, denn sie hatte sich
kaum eine Meile von der Ranch entfernt, als sie Captain Sommervale begegnete,
der von einem halben Dutzend grimmig blickender Soldaten begleitet wurde.
    Er schien
nicht mehr derselbe Mann zu sein wie vor ein paar Tagen, als er sie mit seiner
Frau so gastfreundlich in seinem Haus empfangen hatte.
    Er zügelte
sein Pferd, lächelte etwas hölzern und tippte sich an die verstaubte Krempe
seines Huts. »Guten Morgen, Mrs. McKeige«, sagte er. »Sagen Sie – wo könnten
wir Ihren Sohn finden?«

6. Kapitel
    Gabe traf Nicholas in der Scheune an, wo
er gerade sein Pferd versorgte. Es war offensichtlich, daß der Junge die ganze
Nacht lang aufgewesen war und nun hoffte, sich ein paar Stunden hinlegen zu
können. Des weiteren war offensichtlich, daß es ihm lieber gewesen wäre, nicht
ausgerechnet in diesem Augenblick seinem Vater zu begegnen.
    Zum Glück
war Gabe in wohlwollender und großzügiger Stimmung heute morgen. Er vertrat
Nicholas den Weg, dort in der kühlen Scheune, mit ihren vertrauten Gerüchen
nach Heu und Leder – und natürich auch
nach Pferdemist. Und sah die 45er, die tief auf der Hüfte des Jungen ruhte.
    »Sind
irgendwelche Zäune eingerissen?« fragte Gabe.
    Nicholas
schüttelte den Kopf. Seine Miene verriet wie üblich nichts; falls er
Schwierigkeiten hatte, würde er es Gabe nicht anvertrauen. »Keine, die ich
sehen konnte«, sagte er. »Aber ich habe Pedro und Jimmy losgeschickt, um die
gesamten Grenzen abzureiten.«
    »Und?«
    Nicholas
seufzte. »Und ich glaube, es fehlen noch mehr Rinder. Etwa hundert, denke ich.«
    »Hattest du
vor, mir das zu sagen, oder wolltest du abwarten, bis ich es von jemand anderem
höre?« fragte Gabe mit leiser Stimme und verschränkte seine Arme. Er war ein
reicher Mann, und der Verlust von hundert oder tausend Rindern würde seine
finanzielle Situation nicht ändern, aber Geschäft war Geschäft, und Diebstahl
Diebstahl. Er besaß ein Recht, ganz zu schweigen von der Pflicht, sein Eigentum
zu schützen, und als sein Erbe war auch Nicholas verpflichtet, es zu tun.
    Mit einer
ärgerlichen Bewegung streifte Nicholas die Handschuhe ab und stopfte sie in
seine Hosentasche. »Ich dachte, du wärst zu einem der Bergwerke geritten –
nach Cherry Hill, hat Ben gesagt.«
    »Cherry
Hill«, wiederholte Gabriel, im stillen wütend, aber auch besorgt. »Die Mine
südlich dieser Bergkette dort drüben?« Die Arme noch immer vor der Brust
verschränkt, zeigte er mit dem Kopf die Richtung an.
    Nicholas
errötete ein wenig, und seine Augen blitzten. Die Leute sagten, sein Sohn sei
ihm sehr ähn lich, aber in diesem Augenblick sah Gabe Annabel in Nicholas und
nicht das geringste von sich selbst. »Ich weiß, wo sie ist, Pa«, entgegnete er
gereizt.
    »Dann
hättest du herüberreiten und mir Bericht erstatten können.«
    Ein Muskel
zuckte an Nicholas' Wange. Bevor er jedoch etwas erwidern konnte, ertönte
lautes Hufgeklapper auf dem Hof – mindestens fünf oder sechs Reiter, schätzte
Gabe, und viel klirrendes Metall. Soldaten also.
    Stirnrunzelnd
wandte er sich von Nicholas ab und ging hinaus.
    Captain
Sommervale war mit einigen seiner Männer zu Besuch gekommen. Nachdem er
Gabriel zugenickt hatte, schwang er sich aus dem Sattel und nahm den Hut ab,
um sich mit dem Arm über die Stirn zu fahren. Die Soldaten saßen reglos hinter
ihm und erwarteten ihre Befehle.
    »Morgen,
Captain«, sagte Gabe. Er hatte noch nie mit diesem speziellen Offizier zu tun
gehabt, da er neu in Fort Duffield war, aber da Gabe im Laufe der Jahre sehr
viele Rinder an die Armee geliefert hatte, wußte er, wie sie

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