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Linda Lael Miller

Linda Lael Miller

Titel: Linda Lael Miller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Preis des Verlangens
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sagte
er, »aber ich verstehe noch immer nicht, was Sie hierhergebracht hat. Es sei
denn, Sie wären hergekommen, um diese Rinder zu ersetzen.«
    Sommervale
stürzte den Rest seines Whiskeys herunter und setzte das Glas so ärgerlich ab,
daß es klirrte. »Verdammt, McKeige, Sie sind der einzige Rancher im Umkreis von
hundert Meilen, der den Umfang unserer Bestellungen liefern kann, und das
wissen Sie«, knurrte er. »Ich habe gar keine andere Wahl, als bei Ihnen zu
kaufen!«
    Gabe zog
eine Braue hoch und warf einen verstohlenen Blick auf Nicholas, der jetzt auf
dem Fensterbrett hockte, die Beine übereinandergeschlagen und die Arme vor der
Brust verschränkt.
    »Wir
liefern Ihnen, was Sie brauchen«, erwiderte Gabe ruhig. »Sobald die Bank mir
telegrafisch mitge teilt hat, daß die vereinbarte Summe auf einem meiner
Konten eingegangen ist.«
    Wieder
errötete Sommervale; er wußte nun, daß Gabe sich weigerte, der Armee Kredit zu
geben, weil sie dazu neigte, sich sehr viel Zeit für die Erledigungen ihrer
Verpflichtungen zu lassen. »Sie werden Ihr verdammtes Geld bekommen«, knurrte
er. »Den gleichen Preis wie vorher. Aber bis dahin sollten Sie sich im klaren
darüber sein, daß wir diese Viehdiebe ergreifen und sie hängen werden.«
    Eine heftige
Übelkeit erfaßte Gabe bei der Vorstellung von Nicholas am Ende eines Stricks.
Ausgerechnet diesen Moment wählte Charlie, um anzuklopfen und mit seinem
teuflischen Gebräu zu erscheinen, und bis er wieder ging, sprach niemand.
    »Ich hätte
gern eine Einladung dazu«, sagte Gabe, während er seinem Gast Kaffee
einschenkte und ihm die Tasse zuschob. Er war nun nicht mehr der Ansicht, daß
Sommervale ihn nicht verdiente. »Auch wir hatten Viehdiebstähle zu
verzeichnen.«
    Sommervale
probierte den Kaffee, schnitt eine Grimasse und setzte die Tasse ab. »Darf
ich?« fragte er und hob sein leeres Whiskeyglas auf.
    Gabe
deutete auf den Schrank, und der Captain stand auf, schenkte sich nach und
trank den ersten Schluck im Stehen.
    »Unser
Geheimdienst sagt, Sie wären darin verwickelt«, sagte Sommervale dann und
blickte Nicholas direkt an.
    Nicholas
grinste spöttisch. »Sie haben die Intelligenz Ihrer Leute eben selbst höchst
anschaulich beschrieben, Captain. Da dürfte es Sie nicht überraschen, wenn ich
Ihnen sage, daß sie sich irren.«
    Gabe kochte
im stillen und hätte seinen Sohn am liebsten
erwürgt. Dies war wirklich nicht der richtige Moment für Unverschämtheiten; der
Captain war weder ein Narr noch ein Idiot. Wenn Sommervale glaubte, daß
Nicholas an dem Raub dieser zweihundert Rinder beteiligt war, mußte er guten
Grund dazu haben.
    »Ich habe
keine Beweise«, gab Sommervale zu, »aber unsere Informationen stammen aus
sicherer Quelle. Falls Sie Schuld auf sich geladen haben, junger Mann, werden
wir Sie kriegen.«
    Gabe war, als
würde ihm eine kalte Hand über den Rücken streichen. Er hatte schon viele
Schicksalsschläge in seinem Leben ertragen, darunter die Entführung seiner
Mutter, Susannahs Tod und Annabels Fortgehen. Er war zweimal angeschossen
worden, einmal zufällig und einmal absichtlich, hatte den Biß einer
Klapperschlange überlebt und sich weder von Überschwemmungen noch Schneestürmen
oder Wirtschaftskrisen unterkriegen lassen. Und er hatte schon öfter vor dem
Bankrott gestanden, als er sich selbst eingestehen wollte.
    Doch nichts
von all dem konnte mit der Qual verglichen werden, die er empfinden würde,
wenn sein Sohn am Galgen endete. Lieber würde Gabe sich selbst hängen lassen.
    »Für
jemanden, der seine Zeit offenbar als ziemlich kostbar ansieht«, sagte
Nicholas, während er Sommervale ruhig und gelassen in die Augen schaute,
»scheinen Sie begierig, sie zu verschwenden. Ich habe keinen Grund zu stehlen,
Captain. Ich bin der einzige Sohn und Erbe Gabriel McKeiges.« Er bedachte
seinen Vater mit einem flüchtigen Grinsen, das jedoch sofort verblaßte, als er
Gabes Blick bemerkte. »Bis jetzt jedenfalls.«
    Obwohl Gabe
wußte, daß diese letzte spöttische Bemerkung ein Hinweis war, daß die intimen
und sehr privaten Ereignisse der Nacht nicht unbemerkt geblieben waren, war er
zu betroffen und bestürzt, um ärgerlich zu werden. Nicholas schien nicht zu
begreifen, daß er in ernsthaften Schwierigkeiten war und bloßes Leugnen nicht
genügte, um ihn daraus zu befreien.
    Gabe war
fest entschlossen, die Angelegenheit zu klären, sobald der Captain aufgebrochen
war.
    »Nein«,
erwiderte Sommervale schließlich und betrachtete Nicholas mit

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