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Linda Lael Miller

Linda Lael Miller

Titel: Linda Lael Miller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Preis des Verlangens
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Schlaf.
    Ein solch
tiefer Schlaf, daß weder Träume noch Alpträume die wundervolle Leere störten.
Sie erwachte zufrieden wie die Lieblingskurtisane eines Sultans,
herrlich ausgeruht und bereit, sich den unvermeidlichen Herausforderungen des
neuen Tages zu stellen.
    Das Bett
lag im hellen Sonnenschein, die Laken befanden sich in wundervoller Unordnung –
aber Gabriel war schon aufgestanden und gegangen.
    Annabel
seufzte. Es war anzunehmen, daß der Einklang, den sie nachts erreicht hatten,
sehr schnell wieder verblassen würde, wenn sie ihn wiedersah, aber das hätte
sie eigentlich nicht überraschen dürfen. Es war schließlich keine Versöhnung
gewesen, sondern höchstens eine Laune, der beide aus freiem Willen nachgegeben
hatten und ohne einander irgend etwas zu versprechen.
    Obwohl der
Gedanke ihr einen leisen Stich versetzte, kostete sie die angenehme Trägheit
ihres Körpers aus. Sie hatte absolute Erfüllung gefunden in dieser Nacht und
bereute nichts. Ganz im Gegenteil, gestand sie sich mit einem kleinen Lächeln
ein, sie würde es jederzeit wieder von neuem tun, wenn sie die Gelegenheit dazu
bekam.
    Wohlig
rekelte sie sich in den weichen Kissen und dachte wieder an ihre geheime
Hoffnung, daß sie in dieser Nacht ein Kind empfangen hatte.
    Eine
Schwangerschaft wäre jetzt natürlich ausgesprochen unpraktisch, vor allem bei
ihrer geplanten Suche nach einem neuen Ehemann, da sie gezwungen wäre, die
Zeit der Schwangerschaft in relativer Abgeschiedenheit zu verbringen. Es würde
mindestens ein Jahr vergehen, bevor sie wieder aktiv am gesellschaftlichen
Leben teilnehmen konnte.
    Sie hatte
nicht die Absicht, bei Gabriel zu bleiben, und sah auch keinen Grund, zu
glauben, er wolle, daß sie blieb. Sie würde trotz allem ihre Scheidung
durchsetzen und
sich einen neuen Ehemann suchen. Und niemand würde sie von diesem Ziel
abbringen können. Eine Weile hing sie Tagträumen von einem stämmigen blonden
Baby nach.
    Gabriel
hatte einen Krug mit frischem Wasser auf der Kommode hinterlassen, und sie goß
etwas davon in eine Schüssel und wusch sich gründlich, bevor sie saubere
Unterwäsche anzog und ein Tageskleid aus dunkelbraunem Satin aus ihrer Truhe
nahm.
    Als sie die
Treppe hinunter und in die Küche ging, war sie überrascht, erfreut und auch ein
bißchen verlegen, als sie sah, daß Nicholas am Tisch saß und Kaffee trank. Er
war für die Arbeit draußen angezogen, und obwohl er müde aussah, lag ein
mutwilliger Glanz in seinen Augen.
    »Du bist
früh aufgestanden«, sagte sie etwas zu hastig, weil sie wußte, daß ihre Haut
nach der Nacht mit Gabriel einen rosigen Schimmer hatte und ihre Augen
glänzten.
    Nicholas
bedachte sie mit einem schiefen Grinsen. »Es ist halb elf, Annabel. Wer hier
nach sechs Uhr noch im Bett liegt, wird automatisch ausgepeitscht.« Er warf
ihr einen prüfenden Blick zu, und wieder zuckte es um seine Lippen. »Außer dir
natürlich.«
    Sie
schenkte sich Kaffee ein – er war so schlecht, wie sie ihn in Erinnerung hatte
– und holte sich ein Ei und eine Scheibe Brot aus der Speisekammer. »Ich
dachte, du hättest bei Jessie übernachtet«, sagte sie, als sie das Feuer
geschürt hatte und mit dem Rücken zu Nicholas am Herd stand.
    »Ich mußte
früh zurück sein, um die Zäune abzureiten«, antwortete er. »Da war es ziemlich
sinnlos, überhaupt zu Bett zu gehen.«
    »Oh«,
meinte sie, und ihre Stimme klang ganz unnatürlich schrill.
    »Keine
Sorge, Annabel«, erwiderte Nicholas mit einem Lächeln in der Stimme. »Ich war
nicht hier.«
    Es gelang
ihr, eine mißbilligende Miene aufzusetzen, als sie sich zu ihrem Sohn
umdrehte. »Du bist zu direkt, junger Mann«, schalt sie. »Gott weiß, daß ich
viele Fehler gemacht habe, aber ich bin immer noch deine Mutter und verlange,
daß du anständig mit mir sprichst.«
    Nicholas
schwieg, aber seine Augen funkelten noch immer, und der Hauch eines Grinsens
lag um seinen Mund. Wieder dachte sie, wie schön er war, und hoffte, die
hübsche junge Tochter des Marshals möge vor ihm auf der Hut sein.
    Annabel
wandte sich wieder zum Herd, um ihre ungeschickten Bemühungen, ein Ei zu
kochen, fortzusetzen. In den zwölf Jahren ihrer Abwesenheit hatte sie
höchstens ein–, zweimal etwas gekocht und war daher völlig aus der Übung. Sie
verbrannte das Brot, das sie geröstet hatte, und das Ei sah aus, als hielte es
ein paar harte Schläge an die Wand aus.
    Sie war
verblüfft, als Nicholas auf einmal neben ihr stand; sie hatte ihn nicht
aufstehen oder durch

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