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Linda Lael Miller

Linda Lael Miller

Titel: Linda Lael Miller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Preis des Verlangens
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Beleuchtung nicht zu erkennen.
    Wortlos
reichte er Annabel ein Stück Seife und ein Tuch, bevor er seinen Posten auf dem
Stuhl einnahm, der die Eßzimmertür versperrte.
    Mit einem
wohligen Seufzer ließ Annabel sich in das heiße Wasser sinken. Sie wäre
vielleicht eingeschlafen und bis zum nächsten Morgen nicht mehr aufgewacht,
wenn Gabriel nicht dagewesen wäre, um auf sie aufzupassen. Das hätte den
unerschütterlichen Charlie wohl erschüttert, dachte sie kichernd.
    »Du hast
mir etwas in den Tee getan«, beschuldigte sie Gabe etwas verspätet.
    »Vielleicht«,
gab Gabriel zu. Sie konnte sehen, daß er die Arme verschränkte und das linke
Bein über das rechte schlug.
    »Das darfst
du nicht«, sagte Annabel und bemühte sich vergeblich, die Seife aufzuheben, die
ihr aus der Hand gerutscht war. »Und wenn wir nun ein Kind gezeugt hätten? So
starker Alkohol ist doch bestimmt nicht gut für so ein kleines Wesen.«
    Gabriel
schwieg für eine Weile, und als er wieder sprach, klang seine Stimme heiser.
»Und wenn wir ein Kind gezeugt haben, Annabel – was würdest du dann tun?«
    Sie
versuchte, ihr Haar zu waschen, aber die Wanne war nicht groß genug. »Was jede
Frau tut, wenn sie ein Kind unter dem Herzen trägt«, erwiderte sie ruhig.
»Zuviel essen. Die Beine hochlegen, wann immer sich die Möglichkeit dazu
ergibt. Tausend Träume
träumen und doppelt so viele Gebete sprechen.«
    »Du warst
wunderschön, als du mit Nicholas schwanger warst. Und bei Susannah auch.«
    Sie
lächelte im Schutz der Dunkelheit. »Beide Male fühlte ich mich auch großartig –
bis auf morgens jedenfalls und die letzten Tage kurz vor der Geburt. Gabriel,
hilf mir, mein Haar zu waschen. Ich schaffe es nicht allein, und es ist voller
Staub und Spinnweben.«
    Er
durchquerte den Raum, holte von irgendwoher einen Krug und kniete sich neben
die Wanne. Annabel seufzte glücklich und entspannte sich, als er Wasser über
ihr Haar goß, es einschäumte und mit seinen starken Fingern ihre Kopfhaut
massierte, bevor er den Schaum ausspülte. Dann nahm er einen Waschlappen und
wusch sie so behutsam, als sei sie eine zarte Rosenblüte.
    Es war ein
unglaublich sinnliches Gefühl. Gabriel ging dabei so gründlich vor wie bei
jeder anderen Aufgabe, die er in Angriff nahm – aber er versuchte nicht,
Annabel zu entflammen. Er war nur fürsorglich, und das war etwas, was
sie im Laufe ihres Lebens nur von sehr wenigen Menschen erfahren hatte. Bevor
sie und ihr Vater nach Parable gekommen waren, als sie fünfzehn war und Gabriel
begegnete, hatte es niemanden gegeben, dem sie wirklich wichtig war, weshalb
sie eine leidenschaftliche Unabhängigkeit entwickelt hatte, die tief in ihr
verwurzelt war und es ihr fast unmöglich machte, normale Zärtlichkeit von
irgend jemandem zu akzeptieren.
    »Annabel«,
sagte Gabriel schließlich und zog sie auf die Füße, um sie abzutrocknen, »du
hast mir meine Frage nicht beantwortet.«
    »Welche
Frage?« Sie ließ den Kopf an seine Schulter sinken und erlaubte ihm, sie auf
seine Arme zu nehmen. Er hatte sie in ihren Unterrock gewickelt, da nichts
anderes zur Hand war, das den gleichen Zweck erfüllt hätte.
    »Wenn du
schwanger wärst, würdest du trotzdem nach England zurückkehren?«
    Annabel
schaute zu Gabriels Gesicht auf, ohne wirklich etwas erkennen zu können. Ein
Klumpen formte sich in ihrer Kehle, und sie spürte Tränen hinter ihren Lidern
brennen. »Nein, Gabriel«, erwiderte sie leise. »Du hast mein Wort darauf – das
würde ich dir nicht noch einmal antun.«
    Er küßte
ihre Schläfe. »Das ist gut«, sagte er und trug sie nicht durchs Eßzimmer,
sondern die steile und nur selten benutzte Hintertreppe hinauf, die von der
Küche in die erste Etage führte.
    In ihrem
Zimmer legte er sie auf das Bett, machte sich aber nicht die Mühe, eine Lampe
anzuzünden.
    Er suchte
in den Schubladen der Kommode, bis er ein Nachthemd fand, kam dann zurück und
streifte es ihr über.
    »Wirst du
bei mir bleiben?« murmelte sie, und ihre Augenlider zuckten, als sie gegen den
Schlaf ankämpfte, der sie zu übermannen drohte.
    Gabriel
bückte sich und küßte ihre Stirn. »Ja«, antwortete er und deckte sie zärtlich
zu. »Ich komme wieder, sobald ich die Badewanne ausgeleert und die Kessel
weggeräumt habe. Schlaf jetzt, Annabel. Du hattest einen anstrengenden Tag.«
    Sie
lächelte und kuschelte sich in die weichen Kissen. »In Momenten wie diesem
hier fällt es mir sehr schwer, mich zu erinnern, warum wir beide

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