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Linda Lael Miller

Linda Lael Miller

Titel: Linda Lael Miller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Preis des Verlangens
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Chance bekäme, würde ich mich
bemühen, nicht so stolz und stur zu sein und nicht nur an meinen eigenen
Schmerz zu denken.
    Aber es
gibt vieles, was ich nicht ändern würde. Jenen Tag zum Beispiel, an dem
wir mitten in der Einöde diesen allein stehenden Ahornbaum fanden und zwei
Stunden lang darunter hockten, während überall um uns herum der Regen
niederprasselte. Oder unsere Hochzeitsnacht, in der niemand außer uns auf
dieser Welt zu existieren schien und wir uns vorkamen wie Adam und Eva mit dem
Schlüssel zum Paradies. Und vor allem würde ich niemals ändern wollen, daß wir
zusammen Nicholas und Susannah erschaffen haben.«
    Gabriel
küßte sie zärtlich und mit einer gewissen scheuen Ehrfurcht. Dann streckte er
sich neben ihr aus, zog sie an sich, und sie schliefen ein.
    Als
Nicholas aus der
Baracke in die Küche seines Elternhauses kam, da er selbst Charlies Essen den
Vorzug vor dem des Cowboys gab, der heute mit dem Kochen an der Reihe war,
stellte er verwundert fest, daß ein Fremder dort am Tisch saß. Der Mann war
klein, fast zierlich, und sein Haar sah aus, als hätte er es in eine Schüssel
Pomade getaucht und es dann mit einem Handtuch glattgestrichen. Gekleidet war
er wie ein Dandy, und um den Hals trug er ein Tuch, das so blütenweiß war, daß
es Nicholas fast blendete.
    »Morgen«,
sagte er und wechselte einen Blick mit Charlie, als er zum Herd ging, um sich
Kaffee zu nehmen.
    »Sie müssen
Annabels Sohn sein«, sagte der Neuankömmling, aber ein leiser Zweifel klang in
seiner Stimme mit.
    Nicholas
hätte nicht sagen können, was diesen Fremden so verunsicherte – seine fehlende
Ähnlichkeit mit Annabel oder seine grobe Arbeitskleidung und der abgeschabte
Ledergurt an seiner Hüfte, der jetzt leer
war, weil Charlie grundsätzlich keine Waffen in seiner Küche duldete.
Vielleicht war es auch all das zusammen.
    »Das ist
richtig«, erwiderte Nicholas und hielt kurz inne, um einen kritischen Blick in
die Pfanne mit dem Hackfleisch zu werfen, das Charlie briet, bevor er zum Tisch
ging und sich zu dem Fremden setzte. »Und wer sind Sie?«
    Der
gutgelaunte Besucher reichte ihm lächelnd seine Hand.
    »Verzeihen
Sie, daß ich mich nicht vorgestellt habe«, sagte er. »Mein Name ist
Braithewait, Jeffrey Braithewait, und ich bin gekommen, um Ihre Mutter nach
England zurückzubegleiten. Es ist nicht ratsam für eine Frau, allein zu reisen,
und dann auch noch über einen Ozean und quer durch ein Land wie dieses hier!
Gott weiß, daß ich versucht habe, Annabel zu warnen, aber sie kann sehr
eigensinnig sein ...«
    Bei seinem
Geplapper mußte Jeffrey das leise, aber vielsagende Klirren entgangen sein, mit
dem Nicholas seine Kaffeetasse auf den Tisch gestellt hatte. Bevor Nicholas
jedoch etwas sagen konnte, stellte Charlie rasch einen Teller vor ihn hin, und
fast im selben Augenblick kam Annabel herein.
    Sie trug
Reitsachen – einen knöchellangen Hosenrock, Stiefel und eine weite Bluse –,
und ihr Haar war zu einem einzigen dicken Zopf geflochten. Wieder war Nicholas
verblüfft, wie jung sie wirkte – es schien fast unmöglich, daß sie ihn vor
zwanzig Jahren unter ihrem Herzen getragen haben sollte.
    »Ich werde
nicht nach England zurückkehren«, verkündete Annabel mit einem Lächeln und
einem freundlichen Nicken in Charlies Richtung. »Zumindest jetzt noch nicht.
Und ganz sicher nicht mit dir, Jeffrey.
Wenn du unbedingt Amerika kennenlernen willst, warum fährst du dann nicht nach
San Francisco
weiter? Die Unterbringung und Gesellschaft dort werden dir sehr viel besser
gefallen als das, was wir dir hier zu bieten haben.«
    Nicholas
unterdrückte ein Grinsen. Er war schon im Begriff gewesen, Annabels Partei zu
ergreifen, aber es war offensichtlich, daß sie sehr gut allein zurechtkam.
    Wenn jetzt
nur noch sein Vater käme! Das würde die Szene noch interessanter machen.
    Wie aufs
Stichwort kam Gabriel die Hintertreppe herunter, angezogen für die Arbeit.
Nicholas entging nicht, daß
es schon recht spät für ihn war, sein Vater stand gewöhnlich
noch vor Sonnenaufgang auf. Nicholas war zwar nicht entgangen, daß seine Eltern miteinander
geschlafen haben mußten, aber er hatte es sich
höchstens theoretisch vorgestellt, aber ganz gewiß nicht praktisch. Das
hinderte ihn jedoch nicht daran zu
bemerken, wie beschwingt die Schritte seines Vaters
waren und wie seine Augen glänzten. Nicholas ließ sich nicht irreführen durch
die Tatsache, daß
beide durch verschiedene Türen eingetreten waren, und

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