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Linda Lael Miller

Linda Lael Miller

Titel: Linda Lael Miller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dein für alle Ewigkeit
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ihrer Stimme im Moment nicht traute,
machte Gloriana nur eine tiefe, spöttische Verbeugung vor Gareth, dann wandte
sie sich auf dem Absatz um und stürmte in die Halle zurück.
    Mariette
wollte gerade aufbrechen, begleitet von ihrer Zofe, als Gloriana eintrat. Dane
stand mitten in einem Kreis lärmender Männer und hatte mit dem Waliser und
einem schon sehr rotgesichtigen Hamilton Eigg ein Wettrinken begonnen. Um sie
herum scharten sich Männer und Dienstmägde, hockten auf Bänken und auf Tischkanten
und feuerten mal den einen, mal den anderen > Kämpfer < an.
    Gloriana
war zutiefst entrüstet und schaute sich suchend nach Edward um, doch der
drängte sich gerade durch die Menge zu seinem Bruder vor. Nur Pater Cradoc saß
noch auf dem Podium, als Gloriana hinaufstieg, um besser sehen zu können.
Edward, dachte sie hoffnungsvoll, wird diesem beschämenden Unfug ein Ende
bereiten. Er war schließlich schon fast ein Ritter.
    »Ein
trauriges Schauspiel«, bemerkte der Pater von seinem einsamen Platz an der
Familientafel. »Die Sünde ist nach Hadleigh Castle gekommen, Mylady.«
    Gloriana
hatte nicht das Herz, ihrem Lehrer und Priester zu sagen, daß die Sünde schon
seit geraumer Zeit in diesen Mauern residierte. »Keine Sorge«, meinte sie zerstreut.
»Edward wird dem Treiben ein Ende setzen.«
    Inzwischen
hatte Edward die drei Trinker erreicht. Er sagte etwas zu Dane, was dieser mit
schallendem Gelächter, einem Schlag auf die Schulter, der Edward beinahe
umwarf, und einem bis zum Rand gefüllten Krug Bier beantwortete. Fassungslos
beobachtete Gloriana, wie Edward den Krug an die Lippen hob, den Kopf zurücklegte
und trank, bis die große Halle von dem aufmunternden Gebrüll der anderen
Männer zu erzittern schien. Am lautesten war natürlich Glorianas eigener Mann,
der inzwischen betrunkene Dane St. Gregory und fünfter Baron von Kenbrook.
    »Jetzt
verderben sie auch Edward!« rief Gloriana und raffte die
Röcke, um sich in die Menge zu stürzen und für Ordnung zu sorgen.
    Der Pater
hatte sich von seinem Platz erhoben, während Gloriana Edwards Abstieg in die
Schande verfolgt hatte, und hielt sie nun am Arm zurück. Sie wäre gestolpert,
wenn der Priester seinen Griff nicht noch verstärkt hätte.
    »Du kannst
nichts tun, Kind«, teilte er in jenem ruhigen Ton mit, mit dem er sie auch
Latein und Französisch, Mathematik und Arithmetik, griechische Geschichte und
Kräuterheilkunde gelehrt hatte. »Wenn du deinem alten Lehrer einen Gefallen tun
willst, dann geh in deine Gemächer und bleib dort, bis die Glocken dich zur
Morgenmesse rufen.«
    Gloriana
öffnete den Mund und schloß ihn wieder. Danes Krug wurde aufgefüllt, dann der
von Edward und Master Eigg. Sie hatte für diesen Tag genug Kämpfe ausgefochten
und dabei gelernt, daß weder mit Kenbrook noch mit Lord Hadleigh vernünftig zu
reden war. Edward, in seiner jugendlichen Torheit, war längst über jeden Rat
hinaus, zumindest heute nacht.
    Einen
Moment lang stand Gloriana einfach da und beobachtete, wie der Wettbewerb der
Narren weiterging. Erst als Dane ihren Blick spürte und in einem frechen Toast
seinen Zinnkrug hob, verließ sie die Halle.
    Judith,
ihre Kammerfrau, wartete bereits im Schlafgemach. Sie hatte die Lampen
angezündet, die Bettdecke zurückgeschlagen und warmes Wasser in eine Schüssel
gefüllt. Nachdem sie Gloriana beim Auskleiden geholfen hatte, schaute sie ihre
Herrin fragend an.
    »Darf ich
jetzt gehen, Mylady?«
    Obwohl
Gloriana dem Mädchen ein Sofa als Schlafstatt angeboten hatte, bestand Judith
darauf, in die Küche zurückzukehren, wo sie, wie die meisten anderen Dienstboten,
auf einem Strohsack vor dem Feuer schlief.
    »Bleib noch
einen Moment, bitte«, sagte Gloriana, als sie sich vor den Spiegel setzte und
den elfenbeinernen Kamm ergriff, den Edwenna ihr vor Jahren in London gekauft
hatte. »Ich möchte dir eine Frage stellen.«
    »Ja,
Mylady?« Judith wirkte plötzlich sehr nervös und fahrig.
    »Wenn ich
Hadleigh Castle verlassen würde, um im Hause meines Vaters im Dorf zu leben,
würdest du mich dann begleiten und mir dienen?«
    Judith
zögerte. »Ihr wollt Hadleigh Castle verlassen, Mylady? Ohne Lord Kenbrook? Aber
das werden sie doch niemals zulassen. Lord Kenbrook hat doch ein eigenes Haus,
nicht wahr?«
    »Ich werde
es trotzdem tun«, entgegnete Gloriana entschieden. »Ohne Lord Kenbrook und
ohne seine Erlaubnis.«
    Gloriana
konnte sehen, wie Judith blaß wurde. »Aber Mylady, Ihr könnt doch nicht einfach
die Burg

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