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Linda Lael Miller

Linda Lael Miller

Titel: Linda Lael Miller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dein für alle Ewigkeit
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nicht für Mylady, allein die Wälder zu durchqueren«, schalt die Frau.
»Banditen treiben sich dort herum, und Wölfe und Wildschweine.«
    Gloriana
nickte nur. »Ich war sehr vorsichtig«, log sie. Dabei hatte sie weder an wilde
Tiere noch an Räuber gedacht, denn ihre Gedanken waren von Dane erfüllt. Aber
Wölfe, Wildschweine und Banditen stellten sehr reale Gefahren dar, und es wäre
besser gewesen, zu ihrem Schutz Bogen und Pfeile mitzunehmen. »Ich möchte Lady
Elaina sehen«, sagte sie.
    »Sie
verrichtet ihre Gebete«, antwortete die Nonne, während sie das Tor schloß und
den schweren Riegel vorlegte. »Wie Ihr es zu dieser Stunde auch tun solltet,
Mylady. Es ist die Stunde des Herrn.«
    Gloriana
verzichtete auf die Erwiderung, daß auch die gute Schwester nicht bei ihren
Gebeten gewesen sein konnte, denn die Kapelle der Abtei lag in einiger Entfernung
von dem Tor, durch das Gloriana eingetreten war. »Darf ich auf sie warten? Sie
ließ mir gestern eine Botschaft überbringen, daß sie mich sehen möchte.«
    Die Nonne
seufzte. »Natürlich«, antwortete sie und deutete auf den kleinen Hof, in dem
Elaina im Frühling, Sommer und zu Beginn des Herbstes ihre Tage verbrachte.
»Nehmt dort Platz, beim Brunnen, und wartet, bis Lady Elaina zu Euch kommt.«
    »Danke«,
sagte Gloriana und schnitt der frommen Schwester eine Grimasse, als sie ihr den
Rücken zuwandte.
    Sie
brauchte nicht lange zu warten: Elaina erschien lautlos wie ein Schatten, wie
es ihre Art war, aber sie war dünner als sonst und hatte dunkle Ringe unter
ihren Augen. Sie nahm Glorianas Hand und hielt sie fest, als die junge Frau
aufsprang, um sie auf beide Wangen zu küssen.
    »Ich habe
dich zu lange nicht besucht«, sagte Gloriana reumütig.
    Elaina
lächelte. »Unsinn. Dane ist heimgekehrt, und da mußt du dich um ihn kümmern.«
    Doch als
sie sich auf die kühle Marmorbank setzten, wich Gloriana Elainas Blick aus. »Um
ihn kümmern?« entgegnete sie bitter. »Kenbrook hat mich verstoßen. Er begehrt
eine andere.«
    »Er ist ein
Narr und weiß nicht, was er will«, sagte Elaina. Ihre Stimme klang sanft, aber
sie drückte Glorianas Hand fast schmerzhaft fest, als sie eindringlich sagte:
»Du darfst nicht zulassen, daß Dane sich eine andere Frau nimmt und dich
verstößt, Gloriana! Es würde tragische Folgen nach sich ziehen, für uns alle.«
    Gloriana
spürte, wie ein Schatten sich über ihr Herz senkte. Alle wußten, daß Elaina
verrückt war, aber sie verfügte dennoch über eine Reihe seltsamer Talente,
unter anderem die Fähigkeit, mit geradezu unheimlicher Genauigkeit die Zukunft
vorauszusagen. »Was kann ich schon tun?« flüsterte Gloriana. »Er will mich
nicht.«
    Elainas
Hand zitterte, als sie der jungen Frau das lockige Haar aus dem Gesicht strich.
»Große Schwierigkeiten und schreckliche Gefahren erwarten dich«, sagte Elaina
ernst. »Aber du besitzt das Herz einer Löwin, meine kühne Gloriana. Folge ihm,
wohin es dich auch führen mag, bis in die Flammen der Hölle selbst, denn dahinter
liegt der Himmel, und du kannst ihn auf keinem anderen Weg erreichen.«
    »Ich
verstehe nicht«, protestierte Gloriana.
    Elaina
erhob sich. »Folge deinem Herzen«, sagte sie ruhig, und damit war das Gespräch
für sie beendet.

Kapitel
5
    Als
Gloriana auf einem
kleinen Maulesel, den die Äbtissin ihr geliehen hatte, nach Hadleigh Castle
zurückkehrte und durch das Haupttor ritt, sah sie, daß ein Pavillon hinter der
äußeren Burgmauer errichtet worden war, neben dem Turnierplatz, auf dem Gareths
Bewaffnete sonst ihre Kriegskünste trainierten. Eine hölzerne Plattform war
erbaut worden, auf der die Trompeter in der rotgoldenen Livree der Hadleighs
stehen würden. Eine Strohpuppe in voller
Rüstung, die den Kämpfenden als Ziel dienen würde, baumelte von den
Querstreben eines hohen Pfostens im Zentrum des Kampfplatzes.
    Der heutige
Tag, dachte Gloriana ein wenig traurig, bedeutet das offizielle Ende von
Edwards Kindheit. Nach der
Zeremonie, die nach einem festlichen Frühstück in der großen Halle stattfinden
sollte, würde Edward ein Krieger sein und damit allen Gefahren ausgesetzt, die
dieser Beruf mit sich brachte.
    Gloriana
ging zur zweiten Mauer weiter und hielt kurz vor den Ställen inne, um einem
Knecht den Maulesel zu übergeben, mit dem Befehl, ihn unverzüglich zur Abtei
zurückzubringen.
    In der
Kapelle sprach sie ein kurzes Gebet zur Entschuldigung dafür, daß sie die
Morgenmesse versäumt hatte. Dann, nachdem sie an einem Brunnen

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