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Linda Lael Miller

Linda Lael Miller

Titel: Linda Lael Miller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dein für alle Ewigkeit
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lachte. Der freie Platz neben der
jungen Frau war der von Kenbrook; Glorianas befand sich etwas weiter unten am
Tisch, an Edwards Seite.
    Obwohl fast
alle mit Essen und Reden beschäftigt waren oder der Musik lauschten, spürte
Gloriana mehr als einen prüfenden Blick auf sich. Stolz hob sie das Kinn und
schritt kühn die Stufen zum Podium hinauf, nickte Edward und Gareth zu, als sie
an ihnen vorbeiging. Anstatt sich neben ihren jüngeren Schwäger zu setzen, der
sie ganz offensichtlich schon erwartete, ließ Gloriana sich an Mariettes Seite
nieder.
    Eigg
verstummte mitten im Wort, genau wie so viele andere im Saal. Selbst die Musik
schien leiser zu werden, aber das, dachte Gloriana, bilde ich mir bestimmt nur
ein. Das Blut dröhnte in ihren Ohren, so laut, daß sie taub für alles andere
war.
    Mariette
wandte sich ihr zu, und Gloriana sah Überraschung in ihrem reizenden Gesicht.
Das Mädchen unterdrückte dieses Gefühl jedoch schnell und sprach Gloriana auf
französisch an.
    »Mein
Englisch ist nicht gut«, sagte sie. »Ich hoffe, Ihr verzeiht mir.«
    Gloriana
mochte ihre Rivalin augenblicklich, ein Umstand, der die ganze Angelegenheit
jedoch nur noch mehr erschwerte. Mariette erinnerte sie an die Krokusse, die
durch die Schneedecke brachen, wenn der Frühling noch eine ferne Hoffnung war,
die erblühten und dann wieder verschwanden. »Ich spreche nur sehr wenig Französisch«,
erwiderte Gloriana. »Aber es dürfte reichen, denke ich, um Euch zu erheitern.«
    Mariettes
Lächeln war strahlend, aber flüchtig. »Ich werde nicht lachen. Ich brauche eine
Freundin.«
    Andere
hätten diese letzte Bemerkung für anmaßend gehalten, so wie die Lage war, aber
Gloriana reagierte mit Wärme darauf. Das Mädchen war weit entfernt von seiner
Heimat, in einem fremden Land, wirkte eingeschüchtert und verängstigt. Ihr
Angebot der Freundschaft abzulehnen wäre grausam gewesen, sie für Kenbrooks
Verrat verantwortlich zu machen, ungerecht. »Ihr habt in mir eine gefunden«,
erklärte die Baronin ihrer Nachfolgerin.
    Ein Tumult
entstand am fernen Ende der Halle, und Gloriana sah, daß Dane eingetreten war
und zwischen den langen Tischen auf das Podium zuging. Sein Blick ruhte auf
Glorianas Gesicht, und sie erkannte einen grimmigen Zorn darin, der ihren Atem
stocken ließ – doch nicht aus Angst; es war eher ein Gefühl, das freudiger
Erregung nahekam.
    »Unser
Gemahl kommt«, sagte Gloriana zu ihrer Tischgefährtin.
    Mariette
kicherte, mehr ängstlich als frivol, und preßte ihre schlanken Finger auf die
Lippen. »Er ist beängstigend, nicht wahr?« wisperte das Mädchen.
    Gloriana
dachte, daß er das wohl in gewisser Weise war. Sie selbst jedoch hatte nicht
das Verlangen zu fliehen. »Kenbrook war zu lange auf dem Schlachtfeld«,
vertraute sie Mariette in ihrem holprigen Französisch an. »Er hat seine
Manieren verlernt, falls er jemals welche hatte.«
    »Er hatte
keine«, bemerkte Gareth, der hinter Mariette und
Gloriana getreten war. »Er war schon immer ein Barbar und ein Tyrann, mein
Bruder.«
    Gloriana
fühlte Gareths Hand auf ihrer Schulter. »Komm, Gloriana«, sagte er. »Sie
spielen fröhliche Musik, und ich würde gerne tanzen.«
    Auch andere
hatten den Tisch verlassen, um zu tanzen, wie Gloriana sah. »Ich habe noch
nicht gegessen«, sagte sie, denn sie konnte ausgesprochen eigensinnig sein. Als
sie noch unterrichtet wurde, hatte Pater Cradoc sie deswegen oft zusätzliche
Gebete sprechen lassen, in der Hoffnung, daß Gott diese Schwäche aus ihrem
Charakter tilgen würde.
    Bisher
hatte Er es nicht getan, und obwohl der gute Pater erstaunt sein mochte über
dieses Versehen des Allmächtigen, war Gloriana es nicht. Gloriana schätzte,
daß Gott andere, wichtigere Sorgen hatte als die Schwächen einer jungen Frau.
    »Als dein
Vormund und Burgherr hier«, sagte Gareth ruhig, während seine Finger sich noch
fester um Glorianas Schultern schlossen, »befehle ich dir, mir zu gehorchen.«
    Gloriana
seufzte und erhob sich. »Ich würde es nicht wagen, mich dir zu widersetzen«,
flüsterte sie, obwohl das Lächeln keine Sekunde lang von ihren Lippen wich.
    »Eine weise
Einstellung«, erwiderte Gareth. Gloriana war kaum aufgestanden, als er sie auch
schon zu den Stufen zog, an den Tischen vorbei und hin zu den Tanzenden. Dane
schaute ihnen eine Weile zu, als überlegte er, ob er sich die Mühe machen
sollte, sie durch das Gedränge zu verfolgen. Dann, nachdem er sich dem Podium
genähert hatte, um mit Mariette zu sprechen, ließ

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