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Lindenallee

Lindenallee

Titel: Lindenallee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Rohde
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Magarete konnte es einfach nicht lassen, Anspielungen bezüglich Steffen zu machen. „Na wenn es ihr Spaß macht“, sagte sie laut und verschwand im Badzimmer. Zeit für ein heißes Bad. Gerade, als sie den Wasserhahn aufdrehen wollte, klingelte das Telefon.
    „Hmmm, Mist.“ Sie hechtete im Wohnzimmer an den Apparat „Rittner“, meldete sie sich.
    Am anderen Ende herrschte Schweigen.
    „Hallo?“, fragte sie nach. Sie hörte das Atmen eines Menschen und war drauf und dran aufzulegen. Das konnte ein Spinner oder etwas Schlimmeres sein.
    Dann sprach eine zögerliche Stimme. „Äh … ja … hallo. Sie wollten mich sprechen? Hier ist Friedrich Mendelssohn.“

21
    Paula saß im Kobald am Tresen und hing ihren Gedanken nach. Auf ihrem Bier war vor geraumer Zeit die Schaumkrone in sich zusammengefallen. Ab und zu klopfte sie ungeduldig mit den Fingern im schnellen Takt auf dem Tisch herum, bis Harald laut brummend protestierte. Paula unterließ das Trommeln und begann stattdessen, tief zu seufzen.
    Harald füllte gerade eine Reihe von Biergläsern. Wenn Gäste derart seufzend vor seinem Tresen saßen, wusste er, dass sie etwas auf dem Herzen hatten.
    „Was ist los, Paula? Du machst mich nervös, wenn du mit den Fingern wie auf einem Schlagzeug trommelst“, beschwerte er sich leichthin.
    „Ach, entschuldige, das habe ich gar nicht gemerkt.“ Sie seufzte erneut. „Ich warte auf Steffen. Ausgerechnet heute muss er irgendwelche Abrechnungen machen. So etwas blödes.“ Paula setzte eine missmutige Miene auf.
    „Tja, sonst warten immer die Männer auf die Frauen. So ist das“, murmelte Harald sich in den Bart.
    „Das habe ich gehört!“
    „Das war auch meine Absicht.“ Er stellte die gezapften Biere auf ein Tablett und brachte es an den Tisch mit den älteren Herren, die seit geraumer Zeit Karten spielten. Als er zurückkam, warf ihm Paula einen fragenden Blick zu.
    „Wo ist eigentlich Akay?“
    „Sie hat sich heute freigenommen. Prüfungen vorbereiten. Sagt sie jedenfalls. In letzter Zeit hat sie ständig Prüfungen.“ Harald wirkte unzufrieden. „Bestimmt steckt dieser Kerl dahinter“, grummelte er. „Akay und Lernen! Das hat sie noch nie getan, ihr fällt doch alles zu.“
    Paula grinste, da hatte sie wohl in ein Wespennest gestochen. Sie beugte sich zu ihrem Glas hinab, damit Harald ihre Belustigung nicht bemerkte.
    Aber er war nicht blind. „Das ist nicht lustig“, ermahnte er sie.
    „Sorry.“ Das Grinsen breitete sich auf Paulas Gesicht aus, sie konnte nichts dagegen tun.
    Harald schüttelte resignierend den Kopf, nahm ihr das abgestandene Bier vor der Nase weg und goss es in den Abguss.
    „Ich glaube, das war schlecht und ist dir nicht bekommen.“ Er nahm ein neues Glas und füllte es. Paula beobachtete ihn dabei amüsiert, denn sie mochte Harald und seine grobe, aber herzliche Art.
    Sie nippte an dem frischen Bier und gab ein lautes, genussvolles „Ahhhh“ von sich. „Das scheint in Ordnung zu sein.“ Sie sah Harald humorvoll an, der daraufhin die Augen nach oben verdrehte.
    Überraschend flog die Eingangstür auf und eine wütende Akay kam hereingestürmt. Paula verschluckte sich fast an ihrem Bier, stellte es vorsichtshalber zur Seite und sah Akay mit großen Augen an.
    „Ich wusste gar nicht, dass Lernen wütend machen kann“, bemerkte Harald trocken.
    Akay zog ihre Jacke aus und warf sie wütend auf den Tresen, während sie sich neben Paula auf dem Barhocker niederließ.
    „Bier!“, orderte sie, ohne ein Wort des Grußes.
    Harald ließ sich nicht aus der Fassung bringen, denn ein gewisses Maß an Höflichkeit schien ihm angebracht. Er legte demonstrativ eine Hand an das Ohr und sah Akay geduldig wartend an.
    „Bitte“, setzte sie zähneknirschend hinterher.
    „Na also, geht doch.“ Zufrieden opferte Harald ein frisch gezapftes Bier von den Kartenspielern und stellte es stattdessen Akay vor die Nase.
    Paula sah Akay mit offenem Mund an. „Was ist denn mit dir los?“, fragte sie, während sie beobachtete, wie Akay das Bier mit großen Schlucken zur Hälfte vernichtete.
    „Männer“, zischte sie aufgebracht.
    „Ach so“, mischte sich Harald unaufgefordert ein.
    Akay sah ihn drohend an, woraufhin Harald mit den Schultern zuckte und es vorzog, sich um seine Angelegenheiten zu kümmern. Paula war dankbar, dass er sich nun heraus hielt, denn sie hatte Akay noch nie so wütend erlebt. Paula hegte den Verdacht, dass es gerade in der Beziehung zwischen ihr und Mike kriselte.

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