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Lindenallee

Lindenallee

Titel: Lindenallee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Rohde
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Sie ließ Akay einen Moment Zeit, um wieder herunterzukommen. Akays Atmung beruhigte sich und die hervorgetretene Halsschlagader verschwand langsam unter ihrer Haut. Der richtige Zeitpunkt, um dem Ärger von Akay auf den Grund zu gehen.
    „Was ist los?“, ermunterte Paula behutsam ihre Nachbarin, sich den Kummer von der Seele zu reden.
    Das Angebot öffnete Schleusen und aus Akays Mund schoss ein aufgestauter Wortschwall. „Der Mike ist so ein Trottel. Was der mir alles an den Kopf geworfen hat. Was glaubt der eigentlich wer er ist? Was der alles für einen Mist erzählt hat. Und wie er sich ausgedrückt hat. Ha, da habe ich mich aber gründlich in ihm geirrt. Ist eben doch nur ein Physikstudent, was will man da auch erwarten. So etwas ist mir noch nicht untergekommen. Ich könnte mich aufregen über den!“
    Akay sprach so schnell, dass sie sich verhaspelte und verschluckte. Sie begann laut zu husten und hielt sich am Tresen fest. Paula klopfte ihr sanft auf den Rücken und fand beruhigende Worte.
    „So, nun mal langsam und eins nach dem anderen. Vor ein paar Tagen warst du begeistert von Mike, das kann sich doch nicht ins Gegenteil verkehrt haben, oder?“ Paula musterte Akay aufmerksam, die ihren Hustenanfall langsam in den Griff bekam.
    „Er will mir Vorschriften machen“, rief sie wütend.
    Der Kartenspielclub hinter ihnen drehte sich neugierig um. Harald warf Akay einen warnenden Blick zu.
    „Was für Vorschriften sind das? Das hört sich ja schlimm an“, griff Paula das Thema auf.
    „Er will mich einengen. Er will immer wissen was ich mache. Ich soll den Job hier aufgeben, er will mit mir zusammenziehen, ich soll mich nicht so schick anziehen, ich soll nicht andere Männer ansehen, uah!“ Mit irrem Blick starrte sie Paula an. „Er will mich kontrollieren. Der blanke Horror!“
    Paula versuchte ein ernstes Gesicht beizubehalten, aber innerlich grinste sie. Sie hoffte, Akay würde es nicht bemerken, aber ihre Mundwinkel zuckten bereits verräterisch.
    „Sag mal, lachst du etwa? Lachst du über mich?“
    Paula schüttelte den Kopf und versuchte verzweifelt, das aufsteigende Lachen zu unterdrücken.
    Akay blickte sie verunsichert an. Ihre Wut verflog allmählich und sie fragte sich, ob sie sich nicht wie eine pubertierende Dreizehnjährige benahm. Und dann noch an ihrer Arbeitsstätte, vor den Gästen, stellte sie erschüttert fest. Sie registrierte, wie Paula mit ihrer Fassung rang und das Gesicht zu einer Grimasse verzog, um ja nicht lauthals loszulachen. Akay rechnete ihr hoch an, wie viel Mühe sie sich gab, ernst zu bleiben. Akay zwickte Paula unsanft in die Seite.
    „Das ist nicht lustig“, presste sie dennoch tadelnd hervor. „Du kannst es ruhig rauslassen.“
    Das ließ sich Paula nicht zweimal sagen. Sie prustete vergnügt Akay ins Gesicht und kleine Tröpfchen ihres Speichels flogen durch die Luft.
    „Ihhh“, stieß Akay hervor, wischte in ihrem Gesicht herum und fiel in das Lachen von Paula ein. Die beiden Frauen sahen sich an und alberten mit Grimassen herum. Ein Lachanfall jagte den nächsten.
    Harald beobachtete ihr Treiben und schüttelte den Kopf. „Frauen.“
    Die Beiden hatten das gehört und bekamen sich nun gar nicht mehr ein. Sie hielten sich aneinander fest und krümmten sich vor Lachen. Die meisten Gäste des Lokals amüsierten sich über die Beiden, nur vereinzelt wurde der Kopf geschüttelt.
    „Hast du mal ein Taschentuch“, gluckste Paula zwischendurch, als sie genug Luft bekam. Akay schüttelte den Kopf, fragend sah sie Harald an, der unter dem Tresen eine Küchenrolle hervorzauberte. Harald überreichte die Rolle mit den Worten: „Für die zarten Näschen der Verrückten.“
    Aufs Stichwort brüllten sie erneut los. Paula hielt sich den schmerzenden Bauch, Akay lag mit dem Kopf auf dem Tresen, während ihre flache Hand auf das Holz schlug. „Ich krieg mich nicht mehr ein, Hilfe!“
    Passend tauchte in diesem Moment Steffen auf. Er stand in der Tür und beobachtete fasziniert das Geschehen am Tresen, das mittlerweile das ganze Lokal unterhielt. Er blickte Harald an und verzog fragend das Gesicht.
    Harald machte eine wegwerfende Bewegung mit der Hand. „Frag nicht, die benehmen sich wie die Hühner.“
    Das darauf einsetzende Lachen klang tatsächlich wie ein Haufen gackernder Hühner. Bestätigt blickten sich Harald und Steffen in die Augen.
    „Ich gehe mal aufs Klo“, sagte Akay und verschwand kichernd um die Ecke.
    Paula saß erschöpft am Tresen und schnaubte

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