Lindenallee
gespannte Stille auf den nächsten Gast. Besonders Luise und Walter sahen ihre Tochter neugierig an. Paula stieg wieder die Röte ins Gesicht. Am liebsten hätte sie sich selbst in den Hintern getreten.
„Ich gehe den Rest begrüßen." Paula näherte sich der Quelle des lauten Gesprächs.
„Es sind schon alle da, wo habt ihr solange gesteckt? Was für Blumen hast du gekauft? Hoffentlich nicht eines dieser schrecklichen Dinger, wie furchtbar wäre das!" Kira war fast nicht zu stoppen, bis Steffen den Zeigefinger an seinen Mund legte und eine ernste Miene aufsetzte.
Kira verstand sofort. „Oh, ich plappere zu viel?"
Steffen nickte.
„Ich will mich bessern?" Sie blickte ihren Vater mit großen, unschuldig drein blickenden Augen an.
Steffen nickte erneut.
Kira zog es vor, erst einmal im Wohnzimmer abzutauchen. Als sie an Paula vorbeikam, raunte sie ihr zu. „Ich glaube du hast Glück, er hat etwas anderes mitgebracht."
Paula wusste nicht recht, ob sie erleichtert sein sollte. Wenn er keinen dieser Sträuße mitgebracht hatte, was bedeutete das? Bewies das jetzt Interesse oder absolutes Desinteresse? Wollte er etwas von ihr? Das konnte er sich sowieso abschminken, sie hatte keinerlei Interesse an einem Mr. Perfect.
„Hallo Paula. Du siehst um Längen besser aus, als ich dich das letzte Mal sah", begrüßte Steffen sie grinsend.
Paula fand, dass er anmaßend grinste. Nein, sie brauchte sich wirklich keine Sorgen machen er hätte Interesse an ihr. So begrüßt man eher einen alten Saufkumpel. „Danke, Steffen, ganz reizend. Schön, dass du es noch geschafft hast." Die kleine Spitze konnte sie sich nicht verkneifen.
Im Hintergrund wartete der eigentliche Grund für den Besuch von Steffen, den sie übersah. Der untersetzte Mann schob sich die Brille zurecht und beobachtete den Schlagabtausch der Beiden.
„Mal sehen, ob der Kaffee noch heiß ist, er steht ja schon eine Weile“, fuhr Paula die nächste Spitze auf.
„Ich bin es gewohnt, dass mein Kaffee kalt wird. Kein Problem. Ach, ehe ich es vergesse, ich habe hier noch etwas für dich." Er reichte Paula einen in Papier eingeschlagenen Gegenstand. Die verpackte Form war eher länglich und nicht sehr groß.
„Oh, das wäre doch nicht nötig gewesen." Paula begann das Geschenk auszupacken. Zum Vorschein kam ein Kaktus in einem bunt bemalten Topf. „Das ist ja, äh, reizend."
„Gern geschehen. So, wo steht denn jetzt der Kuchen und der Kaffee? Ach, ich gehe dem Geruch nach." Ein Räuspern hinter ihm ließ ihn innehalten.
„Oh, verflucht."
Aha, er kann auch fluchen, eine neue Seite an Mr. Perfect, stellte Paula trocken fest.
„Das ist Frank. Ein guter Kumpel von mir, er ist Rechtsanwalt."
Frank trat hinter Steffen hervor und reichte ihr die Hand. „Hallo Paula, ich wollte eure interessante Unterhaltung nicht stören. Hübscher Kaktus übrigens. Ich konnte ihn vorhin nicht davon abbringen, den zu kaufen. Ich weiß nicht, was ihn geritten hat. Sonst kauft er immer diese furchtbaren Blumensträuße. Ich weiß nicht, was schlimmer ist." Kopfschüttelnd ging Frank ins Wohnzimmer.
Steffen folgte ihm, Paula blieb mit dem Kaktus ratlos im Flur stehen. Was hatte ein Kaktus zu bedeuten? Ist das ein Hinweis, sie wäre stachelig wie ein Kaktus? Paula grübelte solange, bis aus dem Wohnzimmer nach mehr heißem Kaffee verlangt wurde und sie in die Küche ging. Ihre Mutter kam dazu und beobachtete eine Weile, wie sie die Kaffeemaschine vorbereitete.
„Sag mal, dieser Steffen, der scheint ganz reizend zu sein", begann Luise das Gespräch.
Typisch, dachte Paula, Steffen wickelt als erstes meine Mutter um den Finger und nun ist er Mamas Liebling.
„Hmmm", brummte sie als Antwort.
„Ist vielleicht noch ein bisschen früh so nach der Sache mit Markus. Bloß nichts überstürzen."
„Mama!" Paula konnte nicht glauben, was ihre Mutter da sagte.
„Was denn mein Kind? Ich habe doch nur gesagt, dass Steffen ein reizender Mann ist." Luise sah ihre Tochter überrascht an.
„Steffen hat mir einen Kaktus geschenkt. Was sagst du dazu?"
„Das ist in der Tat seltsam. Na ja, du kennst ihn ja auch erst ein paar Tage", war die lapidare Antwort.
Paula gab es auf. „Ich bringe den Kaffee gleich mit." Ihre Mutter verschwand im Wohnzimmer, während Paula in der Küche kramte. Sie hatte keine Lust noch mehrfach zu hören, was für ein toller Typ der Steffen sei. Das war doch zum Mäuse melken.
Nach dem Kaffee setzte sich Paula mit Frank und Steffen zusammen. Frank
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