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Lindenallee

Lindenallee

Titel: Lindenallee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Rohde
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wirkte auf Paula überhaupt nicht wie ein Rechtsanwalt. Sobald es aber um Rechtsfragen ging, wurde sein Gesicht ernst und gezielt erfragte er von ihr die nötigen Informationen.
    „Also", fasste Frank zusammen, „das Auto läuft auf den Namen Markus Schröder. Das ist schlecht, aber wenn ich das richtig verstanden habe, hast du einen Großteil der Raten von deinem Konto bezahlt. Hast du die Kontoauszüge noch?“
    Paula nickte erleichtert.
    „Das ist sehr gut“, fuhr Frank fort, „außerdem ist es gut, dass du die Versicherung bezahlt hast. Damit hast du dich am Unterhalt des Autos beteiligt. Ich denke wir bekommen das hin, dass du wenigstens einen Teil von deinem Geld wiedersiehst. Und du willst ganz sicher nicht das Auto haben?"
    Paula schüttelte vehement den Kopf. Sie war froh, wenn das Auto endlich weg war. Erleichterung machte sich bei ihr breit. Die Befragung war ihr sehr unangenehm gewesen, zwang es sie doch an ihr Leben in München denken zu müssen. Sie hatte zum Beispiel nie verstanden, warum sie und Markus kein gemeinsames Konto gehabt hatten, jetzt erwies sich der Umstand als günstig.
    Steffen saß während der Befragung still dabei und verzichtete auf Kommentare. Paula warf zwischendurch einen prüfenden Blick auf sein Gesicht, von dem sie allerdings nicht ablesen konnte, was in ihm vorging.
    „Ich werde morgen einen Brief an Markus Schröder aufsetzen und eine gütliche Einigung vorschlagen. Meistens hilft es schon, wenn die Gegenseite weiß, dass ein Rechtsbeistand dabei ist." Frank hatte sich einige Notizen gemacht und klappte seine schwarze Mappe zu. „Ich komme am Montag noch mal bei dir rum und wir gehen den Brief gemeinsam durch, ehe ich ihn abschicke, einverstanden?"
    Paula nickte. „Super. Und eine Rechnung bringst du auch mit."
    „Für gute Freunde von Steffen ist das gratis. Aber jetzt wo du es sagst, ich lasse mich gerne noch mit einem Stück Kuchen bestechen." Er stand auf. Paula hielt Frank an der Hand zurück. „Danke." Sie meinte es aus tiefstem Herzen, denn sie ahnte, wer Frank überzeugt hatte, auf sein Honorar zu verzichten.
    „Keine Ursache." Frank lächelte ihr zu und widmete sich anschließend genussvoll dem nächsten Stück Kuchen.
    Steffen wartete, bis er mit Paula ungestört war, ehe er sein Schweigen brach. „Frank hat mich damals bei meiner Scheidung vertreten. Ihm war es zu verdanken, dass es nicht vor Gericht ging, sondern für beide Seiten eine glimpfliche Trennung gab. Es war damals eine schreckliche Zeit, besonders für Kira." Steffen blickte sie traurig an. Paula legte aus einem Impuls heraus ihre Hand auf seinen Arm.
    „Das glaube ich dir. Wie lange ist das her?"
    „Sechs Jahre. Fünf Jahre verheiratet. Ich war Mitte zwanzig, als wir heirateten, wahrscheinlich war es zu früh. Ich übernahm die Praxis von meinem Vater und da trennten sich unsere Wege allmählich. Meine Ex-Frau hat nie verstanden, warum ich manchmal abends los musste oder am Wochenende. Wenn man Patienten hat, die einem ans Herz gewachsen sind, dann tut man das eben, sobald sie einen brauchen." Steffen blickte Paula fragend an, ob sie verstand, was er meinte.
    In dem Moment wurde ihr bewusst, dass ihre Hand immer noch auf seinem Arm lag und zog sie rasch zurück. „Dann war der Mann an meinem Absturzabend im Kobald auch ein Patient, dem du ins Gewissen geredet hast?" Paula erinnerte sich trotz Alkoholnebels daran, wie Steffen eine Zeitlang eindringlich auf einen älteren Herrn eingeredet hatte.
    „Gut beobachtet. Der Kobald ist ein Treffpunkt im Viertel und der ein oder andere läuft mir über den Weg, der besser nicht dort sein sollte." Steffen atmete tief aus. „Aber das ist eine andere Geschichte."
    Paula wusste, es war an ihr etwas zur verkorksten Beziehung mit Markus zu erzählen, aber sie sah sich wegen des fehlenden emotionalen Abstands dazu nicht in der Lage. Noch nicht.
    „Wollen wir wieder zu den Anderen gehen? Ich muss schauen, ob sie alles haben."
    Über Steffens Gesicht huschte ein Anflug von Enttäuschung. Der Augenblick zog sekundenschnell vorbei, dann raffte er sich auf.
    „Ich habe noch zwei Flaschen Sekt mitgebracht, die machen wir jetzt auf, es gibt doch etwas zu feiern."
     
    Magarete verabschiedete sich als Letzte von Paula. „Ich habe mich heute wunderbar unterhalten. Und dein Kuchen war ausgezeichnet. Eine gute Fügung des Schicksals, dich in die Hausgemeinschaft bekommen zu haben."
    „Und ich bin ein Glückspilz, überhaupt die Wohnung bekommen zu haben.

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