Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lindenallee

Lindenallee

Titel: Lindenallee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Rohde
Vom Netzwerk:
Morgen ist quasi mein letzter freier Tag, am Montag fängt mein neuer Job an und ich werde nicht mehr so viel Zeit haben." Paula freute sich zwar auf den Neuanfang im Beruf, aber ihr würden die gemütlichen Nachmittage mit Magarete fehlen.
    „Dann sollten wir morgen den Tag nutzen. Zum Kaffee bei mir?", schlug Magarete vor.
    „Gerne."
    „Dann sehen wir uns morgen."
    „Ja, bis morgen."
    Auf einmal war es still in ihrer Wohnung. Sie ließ sich im Wohnzimmer auf das Sofa fallen und dachte über den Tag nach. Über die Menschen, die zu Gast gewesen waren und welche Freude es ihr gemacht hatte, die Gastgeberin zu spielen.
    Nachdenklich nahm sie den Kaktus vom Couchtisch, den sie von Steffen bekommen hatte. Hatte er das Geschenk nur ausgewählt, weil es ihm gefiel oder gab es Hintergedanken? Sie dreht ihn hin und her und konnte keinen Hinweis finden, der ihr mehr Klarheit verschafft hätte. Paula seufzte, aus dem Mann wurde sie nicht schlau.
    „Aber anstatt zu grübeln, werde ich jetzt aufräumen und dann genehmige ich mir noch ein Glas Wein." Entschlossen stand Paula auf, um die Reste ihrer kleinen Feier wegzuräumen. Morgen stand ihr ein ruhiger Tag bevor, der nachmittags durch die Verabredung mit Magarete abgerundet wurde. Voller Elan und mit der Vorfreude auf den Sonntag, pfiff sie ein Lied und machte sich ans Werk.

10
    „Vor einer Woche bist du hier eingezogen. Mir kommt es vor, als ob du schon viel länger bei uns bist", stellte Magarete fest, während sie Paula den Kaffee eingoss.
    „Das geht mir auch so. Wahnsinn, wie schnell ich mich hier eingelebt habe. Das habe ich hauptsächlich dir zu verdanken, Magarete."
    „Ach was", antwortete sie bescheiden, „du würdest dich mit jedem im Haus durch deine offene Art anfreunden."
    „Bei Frau Lindner hat das noch nicht gewirkt, fürchte ich. Sie ist immer etwas distanziert und kühl." Paula rümpfte die Nase.
    „Das mag schon stimmen, aber auch bei ihr ist unter der harten Schale ein weicher Kern, sie zeigt ihn nur nicht. Jeder hat seine Schutzmechanismen."
    Paula ignorierte die letzte Bemerkung, die ebenso auf sie zutreffen konnte und wechselte stattdessen lieber das Thema.
    „Wie ist es an dem Tag weitergegangen, als Heidemarie nicht zur Arbeit kam und Hein Kummerlich nur darauf gewartet hatte?" Paula blickte Magarete gespannt an und hoffte, sie würde geflissentlich ihren Ablenkungsversuch übersehen. Magarete erwies sich als gnädig. Als sie zu erzählen begann, legte sich ihre Stirn in tiefe Falten.
     
    An dem Tag stand Hein Kummerlich früh morgens in der Küche und grinste mich höhnisch an. „Guten Morgen Fräulein Magarete." Die anderen in der Küche ignorierte er.
    „Guten Morgen Herr Kummerlich", erwiderte ich mit schwacher Stimme. Ich fühlte mich wie die Maus in der Falle.
    Währenddessen kam er mit lässigem Gang auf mich zu. Ich wollte nicht dastehen und warten bis er mir zu nahe kam, also nahm ich meine Arbeit wieder auf und schnitt Gemüse für das Mittagessen. Er blieb dicht bei mir stehen.
    „Das ist aber schade, dass Heidemarie nicht da ist."
    Ich roch seinen fauligen Atem.
    „Dann hast du mehr Zeit für mich." Ich spürte wie er die Hand nach mir ausstreckte, um mich zu berühren. Die zwei Köche und die Küchenhilfe hielten den Atem an. Keiner von ihnen wagte mir zu helfen, sie hatten vor Hein Kummerlich Angst. Ich nahm es ihnen nicht übel, ich war selbst starr vor Schreck.
    Mit größter Willensanstrengung drehte ich mich mit dem Messer in der Hand zu ihm um. Aus den Augenwinkeln sah er das auf seinen Bauch gerichtete Messer. In meinen Augen erkannte er eine Entschlossenheit, die ihn offensichtlich überraschte.
    „Ich habe keine Zeit. Ich muss arbeiten", sagte ich mit einigermaßen fester Stimme. Ich befürchtete er würde das Zittern meiner Knie bemerken, umso erstaunlicher blieb die Klinge in meiner Hand ruhig.
    Er wich ein Stück zurück und vergrößerte den Abstand zur Waffe. Sein Blick haftete an mir, ich war knapp davor, das Messer und meine Augen zu Boden zu senken, als er sich abwandte und laut grunzend davonstapfte. Die Geräusche, die er von sich gab, klangen alles andere als freundlich.
    Sie klangen mir lange drohend in den Ohren nach. Diesmal hatte ich einen Sieg davongetragen, aber ich wusste, beim nächsten Zusammentreffen könnte sich das Blatt wenden. Ich blieb auf der Hut und trug seitdem immer ein Messer in meiner Schürze versteckt.
    Die nächsten Tage blieben ruhig, denn Hein Kummerlich besuchte mit den

Weitere Kostenlose Bücher