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Lindenallee

Lindenallee

Titel: Lindenallee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Rohde
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lächelte warmherzig.
    „Werde ich erfahren, wie es nach dem Tod von Hein Kummerlich weiterging?“, fragte Paula vorsichtig.
    „Aber sicher.“
    „Ich dachte nur, es wäre dir vielleicht zu viel.“
    „Ach Paula, ich bin froh mit dir meine Erinnerungen teilen zu können. Es ist fast so, als wenn alle wieder lebendig und jung wären. Das ist wunderbar, auch wenn schreckliche Dinge geschehen sind.“
    Paula drückte Magarete einen dankbaren Kuss auf die Wange. „Dann klingele ich bei dir nächste Woche. Jetzt lasse ich dich alleine, damit du dich ausruhen kannst.“
     
    In der Nacht schlief Paula wie befürchtet unruhig und schlecht. Sie träumte viel, wobei sie sich nur an wenige Träume richtig erinnern konnte. Ein Bild aus einem Traum blieb ihr prägnant im Gedächtnis haften: Es zeigte einen Mann, der an einem Galgen hing. Sein Körper baumelte leicht im Wind und obwohl der Mann tot war, bewegte sich sein Mund unablässig. „Ich will mein Auto zurück!“, wiederholte er am laufenden Band. Eine schwarze Krähe landete auf dem Querbalken des Galgens und begann ihm ein Auge herauszupicken. Der Mann schrie weiter: „Ich will mein Auto zurück!“
    Der Mann sah aus wie Markus. Im Schlaf grinste Paula hämisch, als die Krähe das Auge zu fassen bekam und damit wegflog.

11
    Paula stieß an der Haustür fast mit Akay zusammen.
    „Ups“, kommentierte Akay den Beinahe-Zusammenstoß. „Hast du deinen ersten Arbeitstag geschafft? Wie war es?“
    „Es war okay. Alles ein bisschen ungewohnt, aber das wird schon werden. Bist du auf dem Sprung ins Lokal?“
    „Ja, ab 17:00 Uhr sitzen die ersten grauhaarigen Eminenzen bei uns am Tresen, die vor dem Abendessen ein paar Biere zwitschern. Die wollen unterhalten werden“, lachte Akay. „Komm doch auch vorbei, du brauchst dich aber nicht mit der Alt-Herren-Riege zu unterhalten, im Raucherraum hast du deine Ruhe und wir können zwischendurch quatschen“, schlug Akay vor. „Es gibt doch heute etwas zu feiern: Deinen neuen Job.“
    Paula zögerte. „Ich kann mich doch nicht gleich nach dem ersten Arbeitstag betrinken. Außerdem kommt nachher der Anwalt vorbei. Er will mir das Schreiben wegen des Autos zeigen.“
    „Na prima, dann bring ihn nachher mit. Wir haben übrigens auch alkoholfreie Getränke im Angebot. Niemand hat etwas von Betrinken gesagt.“ Akay lächelte belustigt. „Überlege es dir. Ich würde mich freuen.“ Winkend lief sie auf die Straße und verschwand.
     
    Das Telefon klingelte, während sie die Tür aufschloss. Schnell hastete sie ins Wohnzimmer. Auf dem Display leuchtete ihr eine Telefonnummer aus Braunschweig entgegen. „Rittner“, meldete Paula sich zurückhaltend. Seitdem Markus sie böse am Telefon überrascht hatte, war ein erhebliches Misstrauen bei unbekannten Anrufern haften geblieben.
    „Hier ist Frank.“
    Paula reagierte nicht, denn sie konnte dem Namen spontan kein Gesicht zuordnen.
    „Frank, dein Anwalt“, ergänzte die Stimme.
    „Ach, entschuldige Frank, ich stand gerade auf der Leitung.“ Paula verzog kopfschüttelnd das Gesicht.
    „Ich bin in der Nähe bei einem Klienten und würde dann bei dir vorbeikommen. Passt es dir in einer halben Stunde?“
    „Perfekt.“
    „Gut, bis gleich dann.“
    Erleichtert behielt Paula das Telefon in der Hand. Ihr wurde bewusst, welch Glück sie hatte Menschen zu kennen, die ihr halfen. Und Frank half ihr ohne ein Honorar zu verlangen. Verdienten Anwälte nicht immense Summen? Die kostenlose Betreuung verdankte sie Steffen.
    Das Telefon in ihrer Hand klingelte. Vor Schreck ließ sie es beinahe fallen.
    „Hallo Mama.“ Paula ließ sich auf dem Sofa nieder.
    „Hallo mein Liebes. Wie war dein erster Tag?“
    „Ich bin zufrieden. Die Kollegen sind nett, es wird mir bestimmt gefallen.“
    „Das ist schön Paula.“ Luise behielt ihre Erleichterung für sich, denn dank Arbeit würde Paula weniger Zeit haben, über ihre Vergangenheit zu grübeln.
    „Und wie geht es euch?“
    Sie kamen ins Gespräch und Paula vergaß die Zeit, bis das Schellen an der Tür ihr den Besuch in Erinnerung zurückrief.
    „Huch, jetzt habe ich die Zeit vergessen. Frank steht vor der Tür.“ Paula bewegte sich mit ihrer Mutter am Ohr in den Flur und drückte den Summer.
    „Frank?“, fragte Luise neugierig.
    „Der Anwalt. Es geht um das Auto“, erklärte Paula kurz, denn sie vernahm eilige Schritte im Treppenhaus.
    „Dann lass uns mal Schluss machen. Bis bald.“
    „Tschüss Mama.“
    Die Schritte waren auf

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