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Linksaufsteher: Ein Montagsroman

Linksaufsteher: Ein Montagsroman

Titel: Linksaufsteher: Ein Montagsroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Sachau
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bin ich einfach mitgelaufen. Oft habe ich nicht einmal mitbekommen, wie die Geschäfte hießen, in die sie mich geschleppt haben.  
    »Na ja, was meinst du denn?«  
    »Keine Ahnung. H&M ?«  
    »Nö, ich brauche was Besonderes. Du weißt ja, was auf dem Spiel steht.«  
    »Ach so, verstehe.«  
    »Lass uns dorthin gehen, wo Frauen shoppen würden. Nach Mitte.«  
    »Wenn du meinst.«  
    ***  
    »Und? Was denkst du?«  
    »Na ja, sieht okay aus.«  
    »Sag mal, Tobi, weißt du eigentlich, wie viele Hosen ich inzwischen in den drei Läden, in denen wir waren, anprobiert habe?«  
    »Waren wir schon in drei Läden?«  
    »Ja. Und es waren zwölf Hosen. Und weißt du, wie oft du na ja, sieht okay aus gesagt hast?«  
    »Zwölf Mal?«  
    »Dreizehn Mal, wenn man das eine Mal mitzählt, als ich mir aus Spaß die grün-gelb-karierte Krawatte als Gürtel umgelegt hatte. Von wegen lass mich deine Amelie sein . Die hätte schon längst …«  
    Mist, der Verkäufer, den ich gleich nach unserem Eintreten in die andere Ecke des Ladens geschickt habe, weil ich Hosenverkäufern keinen Meter über den Weg traue, bewegt sich schon wieder langsam in unserer Richtung. Er kann riechen, dass wir nicht weiterkommen. Blödes Servicedenken.  
    »Kann ich …?«  
    »Nein! Wir kommen zurecht.«  
    »Sicher. Nur wenn ich …«  
    »Nein!!!«  
    Ich kenne diese Bande. Haben sich alle verschworen. Geben keine Ruhe, bis Oliver Krachowitzer endlich in Röhrenjeans durch Berlin läuft. Ha. Niemals. Ich werde eine Facebook-Gruppe gründen mit dem Namen Wir sitzen den Röhrenjeanstrend einfach aus, und wenn es noch zehn Jahre dauert .  
    »Komm, Tobi, wir gehen.«  
    Verflixt. Schlechter als bis jetzt hätte es gar nicht laufen können. Tobi ist ein Totalausfall. Es gibt hier noch jede Menge Geschäfte, aber ich bin mir sicher, so wird das nichts.  
    »Warum willst du eigentlich unbedingt eine neue Hose? Deine alte ist doch völlig in Ordnung.«  
    »Na schau mal hier unten an den Beinen. Ganz aufgescheuert. Und an den Taschen auch ein bisschen.«  
    »Stört doch keinen.«  
    »Wie gesagt, morgen ist Donnerstag. Und diesmal muss alles perfekt sein. Außerdem gehen Frauen auch immer einkaufen, bevor sie ein Date haben.«  
    »Ach so.«  
    »Genau.«  
    »Wir sind aber keine Frauen, Krach. Die denken ganz anders.«  
    »Aber deswegen muss es doch nicht verkehrt sein. Also komm. Unsere Lage: drei Läden, immer noch keine Hose. Was würden Frauen jetzt tun?«  
    »Prosecco trinken.«  
    ***  
    »Meinst du, drei Gläser sind genug?«  
    »Denke schon.«  
    »Okay, zurück ins Getümmel!«  
    »Juppi!«  
    »Ich sag dir, die ganzen Leute wollen uns alle meine Hose vor der Nase wegkaufen. Das werden wir verhindern!«  
    »Genau. Wo gehen wir jetzt hin?«  
    »Scheiß auf Mitte. Wir gehen doch zu H&M . Da ist Amelie früher immer zu Hochform aufgelaufen.«  
    Eine Station mit der U-Bahn, und wir sind da. Schon während wir uns in die Herrenabteilung durchschlagen, bin ich sicher, dass wir was finden werden. Das mit dem Prosecco war die richtige Idee. Ein Glück, dass ich Tobi mitgenommen habe.  
    »Gut. Ich gehe jetzt in diese Umkleide, und du bringst mir jede verdammte Hose aus dem Laden mit 34er Weite. Alles klar?«  
    »Kann losgehen.«  
    Tobi wackelt von dannen. Wir haben eine gute Tageszeit erwischt. Es ist nicht voll, und die zielgruppenangepasste Raumbeschallung ist gegen 12 Uhr auch noch halbwegs menschlich. H&M vermutet nämlich, dass sich jetzt gerade mehr Erwachsene als Jungspunde hier herumtreiben. Das übliche DJ -Wasauchimmer-Geschrabbel ist deswegen gestrichen und sie lassen stattdessen zünftige Supermarkt-Rockklassiker laufen. »Power of Love« von Huey Lewis & the News. Rührend. Ich stelle mir grinsend zehntausend feuerzeugschwenkende Mittvierziger vor und summe mit …  
    »Sodele, hier hätte ich schon mal ein paar wunderbare Beinkleidchen aus der Modewelt für den Mann von heute.«  
    »Her damit. Und ja nicht gucken, Schlingel.«  
    »Iwo.«  
    Vorhang zu.  
    You don’t need money, don’t take fame  
    Don’t need no credit card to ride this train …  
    Hach, Frauen verstehen einfach zu leben. Ich versuche mit beiden Beinen gleichzeitig in die Hose zu hüpfen, was nicht klappt, aber die Kabinenwand ist zum Glück stabil.  
    But it might just save your live  
    That’s the power of … Prosecco! Hihi.  
    »Naaa, Tobinchen?«  
    »Na ja, sieht okay aus.«  
    »Och

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