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Linksaufsteher: Ein Montagsroman

Linksaufsteher: Ein Montagsroman

Titel: Linksaufsteher: Ein Montagsroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Sachau
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als sie krank war, und will es wiedergutmachen. Und dafür brauche ich unbedingt eine Idee. Weißt du vielleicht …?«  
    »Das sieht man aber, dass du verliebt bist.«  
    »Nein, zur Hölle, ich habe einfach nur gute Laune, weil wir endlich mal richtig miteinander gesprochen haben, weil die Stimmung zwischen uns gut ist und weil ich die Frau schon übermorgen wiedersehe. Das heißt aber jetzt nicht, dass, also, na, du weißt schon, und so.«  
    »Du siehst aber verliebt aus.«  
    Wie kriege ich das bloß aus seinem Schädel raus? Und wie kriege ich das Bild von Lena, wie sie sich im Waschsalon den Pferdeschwanz neu macht, aus meinem Schädel raus? Dauernd springt es mich von hinten an. Aber das hat doch alles keinen Sinn. Ich bin doch gar nicht ihr Niveau. Nein, das stimmt ja gar nicht mehr. Es geht darum, dass … Vielleicht bin ich auch einfach nur komisch.  
    »Jetzt lassen wir das mal, Anton. Was war vorhin eigentlich mit dir los? Schlechte Laune? Irgendwas passiert?«  
    »Kannst du heute so lange bleiben, bis meine Mutter kommt?«  
    »Würde ich ja gerne, aber ich habe gleich noch einen Termin in einer Werbeagentur. Der ist so wichtig, dass ich sogar meine Gesangsstunde ausfallen lasse, wobei, die bringt eh nichts.«  
    »Ist das wirklich so wichtig?«  
    »Für die Werbeagenturleute schon. Na ja, für mich auch, wenn ich weiter für die arbeiten will.«  
    »Bitte.«  
    Was hat er heute nur? Ach, stimmt, da war was.  
    »Hast du Angst, dass deine Mutter wieder zu spät kommt?«  
    Er nickt.  
    »Komm, das passiert ihr bestimmt nicht wieder. Sie hat sicher ein schlechtes Gewissen.«  
    »Ja, hat sie auch gesagt. Ich habe aber trotzdem Angst.«  
    Der arme Kerl. Ich kann ihn verstehen.  
    »Moment.«  
    Ich hole mein Handy heraus und wähle.  

    »
Oliverchen! Was gibts?
«  
    »Hallo Elvin, du, sag mal, kann ich heute vielleicht eine halbe Stunde später kommen?«  

    »
Ganz schlecht, ganz schlecht, dieser Rüdiger Rodeo hat kaum freie Slots im Terminkalender.
«  
    »Verstehe, es ist also quasi ganz schlecht, wenn ich nicht von Anfang an dabei bin?«  

    »
Es wäre nicht hundert Prozent optimal, wenn du verstehst, was ich meine.
«  
    »Verstehe. Nicht hundert Prozent optimal.«  

    »
Xactly
«  
    »Na gut, dann bis später.«  

    »
Wir sehn uns, alte Wursthaut.
«  
    Blöd.  
    »Tja, Anton, ich muss da wohl hin.«  
    Oh nein, er fängt an zu weinen. Ich rutsche auf den Stuhl neben ihm und lege ihm die Hand auf die Schulter.  
    »Okay, Anton, okay. Ich bleibe da. Alles gut, komm, beruhig dich.«  
    Er schluckt und schluchzt.  
    »Besser?«  
    »Papa … Papa hat gesagt, ich bin Mama … scheißegal.«  
    »Wie kommt er darauf?«  
    »Er sagt … sie hat mich einfach vergessen, aber … sie will es nicht zugeben.«  
    »Kann ich mir nicht vorstellen.«  
    »Ich … ich auch nicht. Aber … wenn es doch stimmt?«  
    Gio kommt an unseren Tisch.  
    »Anton, deine Mutter ist am Telefon.«  
    Anton strahlt ein bisschen und nimmt den Hörer. Er hört zu, nickt, sagt ein paarmal ja und nein und verabschiedet sich dann.  
    »Okay, sie hat versprochen, dass sie auf jeden Fall um Viertel vor sechs kommt. Und wir gehen noch ins Kino.«  
    »Na, siehst du. Und es ist schon fast halb fünf. Kannst du dir vorstellen, dass sie das jetzt noch vergisst?«  
    Anton schüttelt den Kopf, und ich zause ein wenig in seinen Haaren herum. Armer Kerl.  
    »Kriegst du Ärger, wenn du nicht zu deinem Termin hingehst?«  
    »Schon. Ist aber nicht so wichtig.«  
    »Also, wenn du Ärger kriegst, dann geh lieber.«  
    »Wirklich?«  
    »Wenn du mir versprichst, dass du nächste Woche pünktlich kommst.«  
    »Na gut. Versprochen.«  
    »Und dann bist du bestimmt immer noch verliebt.«  
    ***  
    Muss er immer recht haben? Muss er verdammt noch mal immer recht haben? Während ich die ersten hundert Meter Richtung Agentur Forza Idee zurückgelegt habe, konnte ich noch den Kopf schütteln, dann kam es wieder. Lena vor dem Spiegel, ihr konzentrierter Blick und der Pferdeschwanz, den sie für einen kurzen Moment befreit und gleich darauf wieder einfängt. Und ihr lächelndes Gesicht, als sie sich zu mir umdrehte. So habe ich sie auch früher gesehen. Beim Proben vor dem Spiegel. Ihr Pferdeschwanz, den sie schon immer trug, und aus dem sie um kein Geld der Welt zwei alberne Gretchenzöpfe gemacht hätte. Und mag sie damals noch so klein gewesen sein, heute ist sie erwachsener als

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