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Linksaufsteher: Ein Montagsroman

Linksaufsteher: Ein Montagsroman

Titel: Linksaufsteher: Ein Montagsroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Sachau
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2.0.«  

    »
Faust 2.0?
«  
    »Faust 2.0. Wenn ich das kurz erläutern darf …«  
    Ich hechte zum Clipboard und nehme mir einen Filzstift. Ich habe zwar gar nicht vor, dort etwas hinzumalen, aber ich kenne die Regeln. Wer den Clipboard-Filzstift hat, hat das Wort. Das ist so wie früher mit dem Redestein. Elvin und Adrian gucken jetzt drein, als würde man sie zwingen, mitten im Winter nackt in die Spree zu springen und dabei in Zitronen zu beißen. Sie können aber nichts machen, außer mir auf der nonverbalen Ebene »Wenn du nicht The Voice of Pinklbräu wärst, wärst du jetzt tot« zu kommunizieren. Rüdiger Rodeo guckt dagegen interessiert. Und das ist immerhin schon mal die halbe Miete.  
    »Die Idee von Hamlet 2.0 an sich ist großartig. Faust 2.0 ist lediglich ihre konsequente Weiterführung unter Hinzufügung einer … geolokalterritorialen Raumkomponente. Um mit Guido Westerwelle zu sprechen: Es ist Deutschland hier , und da liegt es auf der Hand, dass wir den Faust nehmen, den Inbegriff eines deutschen Bühnenstücks, gleichzeitig eine der stärksten bekannten … Verbildlichungen des Antagonismus von … Hedonismus und Polyhistorismus, oder, in zeitgemäßer Auslegung, Modernismus und kommunikativem Wertkonservativismus, also, im Ergebnis … reziproker Altruinformismus … unter umgekehrten Vorzeichen. Könnt ihr mir folgen?«  
    »Verstehe ich dich richtig, du findest …?«  
    »Haargenau. Betrachten wir die Handlung. Ein … universalgenialer kosmoheterosexuell geprägter Mann mit suizidaldesperativen Zügen begegnet einem … obskurdiabolen, maximalmultioptisch transzendierendem Sphärenwesen, das ihn mit … einem basisnaiv-attraktiven Mädchen sakrofrugalen Intellekts zusammenführt. Was passiert? Die … triebaffirmativen Vektoren überragen schlagartig die horrifizierenden Befindlichkeits… äh … dings …«  
    Verdammt, mir geht die Luft aus. Ich war doch auf dem besten Weg …  
    »Ich glaube, ich begreife dich. Du willst darauf hinaus, dass in einer kosmoglobalisierten Welt die gerontojuvenilen Genderdivergenzen nicht mehr zu Quasisubluxationen innerhalb des Gesamtgesellschaftskörpers führen müssen, und dass es an der Zeit ist, die final-maximallätale Komponente des Faust durch eine aktuelle Doppeldeutung unter Berücksichtigung der neuzeitlichen sozialharmonikalen Wertetektonik zu brechen?«  
    »Ja, besser hätte ich es nicht sagen können.«  
    »Gefällt mir gut, Oliver. Das wäre sozusagen eine Bühnenfassung meiner Theorie des offen-mehrheitlich vernetzten antagonistischen Sozialkapitalismus. Wir sollten das machen.«  
    Ich weiß nicht, ob Elvins oder Adrians Kiefer gerade tiefer hängt, jedenfalls sind beide für einen kurzen Moment außerstande zu sprechen. Ich nutze die Chance, um fix in riesigen Buchstaben »Faust 2.0« an das Clipboard zu schreiben. Das wiederum löst die Starre bei den beiden.  
    » Also, ganz kurz und schmerzlos – NEIN! «  
    » Nehmt das bitte nicht persönlich, aber die Sache ist schon viel zu weit in progress. «  

    » War schon eine Meisterleistung unsererseits, den Pinklbräus das ganze Ding unter die Weste zu jubeln. Wenn wir da jetzt noch mit Last-Minute-Larifari-Kapriolen kommen, kann sich das Windchen ganz schnell drehen. Ups, das war jetzt natürlich nicht so gemeint, wie es sich anhört, hehe.
«  
    Hab ich mir schon gedacht. Jetzt heißt es kämpfen. Noch habe ich den Filzstift. Ich muss jetzt nur den Tonfall finden, der meine andere Zielgruppe anspricht.  
    »Momentchenpopentchen, habt ihr schon mal darüber nachgedacht, wie ihr das köstliche Getränk eures Lieblingskunden im Theaterstück platzieren wollt, ihr Schnuckels?«  

    »
Na, dann kram mal in deinem Kopf, Oliver. Schlussszene? Pokal mit dem Trank? Klingeling?
«  
    »Mit dem vergifteten Trank … popank.«  

    »
Ach, Oliverchen. Ist ja soo süß, dass du versuchst unseren Job zu machen, aber das können wir schon selber, vertrau uns einfach.
«  

    »
Kapier mal, in den 50ern hätte man getextet: Pinklbräu knallt, dass die Königin umfallt , heute lösen wir das ganz smooth über die Bildspur.
«  

    »
Yay, und jetzt wollen wir ganz flott damit starten, Nägel mit …
«  
    »Stopp!«  
    Ich richte mich zu meiner vollen Größe auf und hebe drohend den Filzstift.  
    »Faust. Auerbachs Keller.«  

    »
Das Verlies, in das man renitente Studiosprecher einsperrt, die ihre Art Directors nerven, Oliverchen?
«  
    »Der

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