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Linna singt

Linna singt

Titel: Linna singt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Belitz
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mächtig, dass sie auf mich zurückstrahlt und mich einschüchtert, doch ich habe mich auch noch nie so klein und zierlich gefühlt, als ich dem Pulli mein raffiniert ausgeschnittenes schwarzes Oberteil und das graue, seidige Unterhemd folgen lasse. Es ist das schönste, das ich in meinem kargen Vorrat sauberer Kleidung finden konnte, aber immer noch keine Spitzenwäsche. Also weg damit, bevor er es genauer inspizieren kann.
    Ich weiß, dass ich gut aussehe mit meiner knapp sitzenden Jeans und meinem nackten Oberkörper, aber ich weiß auch, dass Falk nun etwas entdeckt, was er noch nicht kennt an mir, es muss ihm auffallen! Ich sollte weitermachen, bevor ich den Mut verliere und erneut flüchte. Es gibt keinen Grund, ängstlich zu sein. Ich habe kein Fett, das schwabbelt, keine hässlichen Male, keine Dellen in den Oberschenkeln; das Einzige, was mir fehlt, sind meine Haare, die früher lang und weich über meine bloßen Schultern gefallen wären und das Gefühl der Nacktheit gemindert hätten.
    Mit einer Hand öffne ich Gürtel, Knopf und Reißverschluss, streife meine Hosen über die Hüften und versuche, mich nicht daran zu erinnern, wie Falk es nach meiner Lawinenverschüttung getan hat. Doch offenbar erinnert er sich daran.
    »Heute keine Unterhose des Grauens?«
    Ich atme nur laut aus, ein unterdrücktes und leicht verzweifeltes Lachen. Ja, heute keine Omawäsche, sondern ein dunkelblauer Slip, von dem ich weiß, dass er mir steht; mir stehen alle Sorten von Slips, aber ich möchte gar nicht, dass wir zu viel Zeit mit der Definition meiner Unterwäsche verschwenden. Also antworte ich nichts. Sobald ich mich aus meiner Jeans befreit habe, folgt das letzte Teil. Spätestens jetzt sollte Falk klar sein, dass ich ihm heute keinen Korb geben werde. Er tut es hoffentlich auch nicht.
    Und jetzt? Ich kann nicht weiter nackt vor ihm stehen bleiben und nichts sagen, eigentlich sollte er etwas sagen und machen, warum sagt er nichts? Schaut er mich denn wenigstens an?
    Ich hebe meinen Blick, ohne zu lächeln. Doch, er schaut mich an, ausgeruht und mit aller Zeit der Welt, er hat es nicht eilig. Es sieht beinahe aus, als warte er. Hätte er mich nicht längst zu sich ziehen müssen? Wie kann er mich nur anschauen und nicht sofort haben wollen? Die anderen Männer wollten mich bereits haben, wenn ich gerade erst meinen Pullover ausgezogen hatte. Ach, sie wollten es vorher schon.
    »Na, das kann mit Haien und Walen nicht mithalten, oder?«
    Ich stelle mich nicht in Pose, das wäre albern, ich stehe einfach nur da, obwohl meine Haut fröstelnd danach verlangt, wieder bedeckt zu werden. Ihr gefällt dieses Spiel hier gar nicht.
    »Oh, du solltest mal das Paarungsspiel der Wale erleben, das ist beeindruckend«, erwidert Falk entspannt.
    »Danke, mir genügt mein eigenes«, kontere ich zynisch und jeder Depp muss hören, dass das kein Kompliment an meine Fertigkeiten war, sondern eine Herabstufung. Ich bin nicht gut im Bett. Ich bin höchstens gut darin, über dieses Defizit hinwegzutäuschen.
    Ungläubig beobachte ich, wie Falks Grinsen sich in ein Lachen verwandelt, ja, sein Bauch bebt sogar, er lacht! Wie kann er jetzt, in diesem Moment, wo ich nackt vor ihm stehe, lachen? Ich präsentiere ihm einen blanken Busen und er ergibt sich seiner Heiterkeit, das darf nicht wahr sein!
    Zu allem Überfluss fange ich nun richtig an zu frieren, und zwar da, wo ich immer zuerst friere, eine Körpergegend, die mich seit meiner Pubertät schier in den Wahnsinn getrieben hat mit ihrer überbordenden Kälteempfindlichkeit und mich fast jede Winternacht mit der Hand in der Unterhose einschlafen lässt. Auch jetzt wandern meine Finger unwillkürlich vor meine Scham und legen sich gekreuzt auf meinen Venushügel. Ich sollte meine Kleider vom Boden auflesen und ganz schnell von hier verschwinden. Ich habe es ruiniert, bevor es angefangen hat.
    »Frierst du?«
    »Ja«, antworte ich grimmig. »Ich friere. Ich friere dort immer und immer zuerst, das ist ein Fluch und nicht lustig …«
    »Gleich frierst du nicht mehr.« Falk reagiert so schnell, dass ich nur noch meine Hände wegnehmen kann, bevor seine sich um meine Hüften legen und er mich an sein Gesicht zieht.
    »Oh Gott«, seufze ich auf, als ich seine warme Zunge spüre und am ganzen Körper erschauere. Ich habe das Gefühl zu fallen und drücke seinen Kopf noch fester an meinen Bauch, obwohl das nicht die Anordnung ist, wie ich sie mir vorgestellt hatte. Das, was er hier mit mir anstellt,

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