Linna singt
tritt einen Schritt zurück. »So was hängt man sich doch nicht übers Bett.«
»Ich schon.«
»Ja, du …« Maggie schüttelt abwehrend den Kopf. »Kommst du dann auch rüber in die Stube? Falk und Jules kochen was für uns, Nudeln mit Soße. Vielleicht können wir heute Abend ja schon proben, ich war gerade oben auf dem Dachboden, er ist größer, als man denkt, und … na ja.« Maggie ist eine ehrliche Haut; wenn sie sich selbst unterbricht, um nicht lügen zu müssen, kann das Equipment nur miserabel sein.
»Ich komme gleich.«
Mein Magen krampft vor Hunger. Seit gestern Abend nur eine halbe Pizza und eine Kante Brot zum Frühstück, das ist zu wenig. Mit schmerzenden Fingern ziehe ich mir meine Jeans und einen frischen dunkelgrauen Rollkragenpullover über. Erst der Aufstieg ohne Handschuhe, dann das eiskalte Wasser. Ich spüre jedes einzelne Gelenk.
Rasch schlüpfe ich in mein zweites Paar Boots und schleiche durch den dunklen Flur hinüber zur Stube. Ja, sie haben tatsächlich aufgeräumt. Die Stube sieht wesentlich einladender aus als bei unserer Ankunft, obwohl ich immer noch das mulmige Gefühl habe, dass es hier seltsam riecht. Falk und Jules stehen einträchtig nebeneinander am Gasherd, während Luna schlabbernd Wasser säuft. Maggie, Tobias und Simon haben sich auf das hölzerne Hochlager über dem Kachelofen verkrümelt und blättern in ein paar Zeitschriften. Ich trete zu Jules und schaue über seine Schulter in die Töpfe.
»Bolognese?«, frage ich hoffnungsvoll. Jules brummt zustimmend.
»Für mich aber ohne Fleisch!«, ruft Maggie, unsere ewige Vegetarierin, warnend.
»Für dich ohne Fleisch, natürlich.« Lag da ein Hauch Ironie in Falks Stimme? Oh, ich könnte an die Decke gehen, warum nur kann ich ihn dermaßen schlecht einschätzen? »Eine vegetarische mit Dinkel und eine mit Fleisch. Einmal für Mädchen, einmal für echte Männer.«
»Ich bin weder Vegetarierin noch ein Mädchen.«
Falk knurrt, ein Geräusch wie ein Hund, der aufmerkt, weil sich ein Fremder nähert. »Natürlich bist du ein Mädchen. Und wie …«
Was meint er jetzt damit schon wieder? Ich gieße die Nudeln ab und lupfe das Sieb aus dem Waschbecken, um die Pasta zurück in den Topf zu schütten. Im Kühlschrank der Vorratskammer finde ich eine unangebrochene Packung Butter, aus der ich Flöckchen in die Nudeln schabe.
Die anderen haben sich schon um den Tisch versammelt, also quetsche ich mich zwischen Jules und Maggie in die Ecke und warte höflich, bis die Schüssel mit den Nudeln vor meine Nase gerückt ist. Am liebsten esse ich alleine und unbeobachtet, doch mein Hunger ist so stark, dass es mir gerade egal ist.
»Ist das wirklich eine vegetarische Bolognese?« Maggie zögert, den Soßenlöffel dicht über ihrem Teller.
»Ja, ist es. Kannst nachgucken, die Dose liegt im Müll«, antwortet Falk geduldig. »Dinkel-Bolognese.«
Maggie schaut erst ihn an, dann Jules, doch der hebt nur die Schultern. Zaudernd gießt Maggie die Soße über die Nudeln, nimmt einen Bissen, dann den nächsten … kaut. Schluckt. Mich braucht sie nicht zu fragen, ich würde den Unterschied nicht schmecken. Ich schmecke nur noch süß, sauer und scharf. Aber ich erinnere mich, wie Spaghetti bolognese schmecken. Einfach wundervoll. Ich könnte das ständig essen.
Mit jedem weiteren Bissen werden wir stiller. Wir sind ausgelaugt und müde, zu müde, um uns um eine Konversation zu bemühen. Auch Luna hat sich beruhigt und liegt schnarchend neben dem Kachelofen. Maggie lehnt sich aufseufzend zurück. Ihre Lider werden schwer.
»Das war lecker.« Sie legt die Hand auf ihren Bauch und reibt ihn kurz.
»Sag ich doch. Es geht nichts über eine echte Bolognese«, erwidert Falk kauend.
Maggie richtet sich ruckartig auf. »Eine echte … eine echte Bolognese? Also war das doch …?«
»Doch?«, äfft Falk sie nach. »Fleisch? Mann, natürlich war da Fleisch drin, wir sind hier in den Bergen auf einer Hütte, meinst du im Ernst, dass es hier vegetarische Bolognese gibt?«
Jules stiert konzentriert auf seinen Teller. Ich schaue fragend zu Simon und Tobi rüber, doch sie sind nicht minder erstaunt als ich. Falk hat Maggie Fleisch untergejubelt? Wie link … Seine weißen, symmetrischen Zähne blitzen, als er zu grinsen beginnt. Zeitgleich schießen Maggie die Tränen aus ihren aufgerissenen Augen.
»Du Arschloch!«, ruft sie und springt auf, doch die Eckbank ist so eng, dass sie sich sofort wieder hinsetzen muss. »Oh nein, ich hab Fleisch
Weitere Kostenlose Bücher