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Linna singt

Linna singt

Titel: Linna singt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Belitz
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gegessen … ich hab Fleisch gegessen … nein … Wie kannst du mir so was antun!?«
    Falk steht gelassen auf, geht rüber zur Spüle und kramt im Müll herum. Maggie duckt sich, als er die leere Dose zu uns hinüberwirft, doch ich fange sie einhändig auf, lese das Etikett durch und halte es Maggie vor die Nase. »Vegetarische Bolognese auf Basis von Dinkel.« Also doch.
    »Das ist nicht witzig!«, brüllt Maggie. »Mir ist eben fast schlecht geworden!«
    »Komm, Schatz, reg dich nicht auf, so schlimm …« Jules unterbricht sich selbst, als ich verdutzt den Kopf hebe und ihn ansehe. Maggie atmet gepresst aus. Schatz? Habe ich das richtig gehört? Hat er eben Schatz zu Maggie gesagt? Und wie er es gesagt hat – so routiniert, es ging ganz leicht über seine Lippen. Vertraut. In diesem vertrauten Ton nennt man jemanden nur dann Schatz, wenn man es schon oft getan hat. Vielleicht sogar jeden Tag.
    »Du hast Maggie Schatz genannt, Jules«, sage ich in die angespannte Stille hinein. Es ist nicht nur mir aufgefallen. Jeder starrt ihn an, bis auf Maggie. Doch ich bin die Einzige, die sich wundert. Die anderen sind nur gespannt auf das, was gleich passieren wird.
    »Oh, Scheiße«, flüstert Maggie, aber entsetzt wirkt sie nicht dabei. »Jetzt hast du es verraten, Julian.«
    »Kann mich mal einer aufklären? Was hat er verraten?«
    Eigentlich brauche ich keine Antwort. Es gibt nur eine logische Erklärung, aber die kann und will ich nicht glauben. Das kann nicht sein! Jules und Maggie – nein. Nie und nimmer!
    Fragend schaue ich die anderen an, der Reihe nach, auch Tobi nehme ich unter die Lupe. Sie erwidern meinen Blick, als hätte ich sie ertappt, sie wissen es, sie wissen alle mehr als ich, sogar Tobi weiß es, der gar nicht zu uns gehört. Ich schlage mit der flachen Hand auf den Tisch. Das Geschirr scheppert und ein Löffel fällt klirrend zu Boden. Maggie drückt sich Schutz suchend an Simon, der sich räuspert und sich mit seiner Serviette den Mund sauber wischt. Dabei hat er das gerade eben schon fünf Mal in aller neurotischen Ausführlichkeit getan.
    »Linna …«
    »Was!?« Ich weiß, dass ich schreie, tief und heiser, aber ich kann es nicht unterdrücken. Es geht nicht. Die haben mich die ganze Zeit an der Nase herumgeführt. Alle zusammen. Erneut gucke ich Falk an, er hat aufgehört zu grinsen, aber lesen kann ich in seinem Gesicht nichts. Falls er es noch nicht wusste, wundert es ihn jedenfalls nicht. »Ihr habt also eine Affäre? Seit wann?«
    »Stehe ich hier vor der heiligen Inquisition, oder was?« Nun wird Maggie aufsässig. »Nein, keine Affäre, Linna, es gibt auch noch etwas anderes als Affären zwischen Mann und Frau …«
    »Warum haltet ihr es dann geheim? Ihr wollt mir doch nicht erzählen, dass ihr ein Paar seid.« Ich lache spöttisch auf. Das ist ein Witz! Die wollen mich veralbern.
    »Mehr als das.«
    »Maggie, lass es gut sein …«, bittet Jules sie sanft, doch sie hat den Ring schon aus ihrer Hosentasche gezogen und hält ihn ins matte Licht, um ihn sich dann an ihre rechte Hand zu streifen.
    »Wir sind verheiratet. Jules und ich sind verheiratet.«
    Jules fährt sich mit beiden Händen über das Gesicht, als würde er sich schämen, doch als er zu mir aufsieht, weiß ich, dass es stimmt. Er nickt mir kaum merklich zu. Ja, Maggie hat recht, sagen mir seine Augen. Ich habe sie geheiratet.
    Langsam stehe ich auf, als wäre mein Blut eingefroren, ich bin zu keinen schnellen Bewegungen mehr fähig. Tobi rückt von ganz allein zur Seite, um mich aus meinem Eckbank-Gefängnis zu lassen. Ich weiß nicht, wen ich anschauen soll, Maggie oder Jules. Maggies Gesicht glüht, ob vor Stolz oder aus Verlegenheit, kann ich nicht sagen. Noch immer schaut sie auf den Ring an ihrem Finger. Und wieso offenbart sie mir das erst jetzt? Sie hat sogar den Ring nicht getragen, ja jede Zärtlichkeit mit Jules vermieden! Was soll dieses Spiel?
    »Warum?«
    »Warum?« Maggie lacht überrascht auf. »Weil wir uns lieben, warum denn sonst? Weil Jules mich liebt. – Mich, nicht dich!«, setzt sie nach einer Atempause hinterher, doch es klingt nicht triumphierend, sondern beinahe, als könne sie es selbst nicht glauben.
    »Ich weiß, dass er mich nicht liebt. Das wusste ich immer. Ich möchte wissen, warum ihr es mir nicht gesagt habt.«
    Jules und Maggie wechseln einen schnellen Blick, während sich in meinem Kopf in rasender Geschwindigkeit ein Baustein an den anderen fügt. Maggies Kosmetikkram in Jules’

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