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Linna singt

Linna singt

Titel: Linna singt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Belitz
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sie mit Eiswasser gefüllt, ich spüre sie überdeutlich kalt in meinem Leib, mein Herz, meine beiden Lungenflügel, die Nieren, die Leber, vor allem die Blase. Nur mein Magen entspannt sich langsam, gefüllt mit heißer Gulaschsuppe. Es ist eine simple Dosensuppe, aber für uns ein Gourmetessen. Ich kann mir nichts Besseres vorstellen.
    »Ich soll die Sauna anfeuern?«, vergewissert sich Simon, mein Gestotter richtig verstanden zu haben. Seitdem wir da sind, tigert er in der Stube auf und ab, damit ihm nicht noch kälter wird. Er hätte seine Bewegung draußen haben können, anstatt wie ein Denkmal herumzustehen und uns Vorträge zu halten, wie man den Schnee möglichst rechtwinklig und im Rahmen aller gesetzlichen Vorschriften abträgt.
    »Ja, bitte. Sauna.« Nach einem kurzen Zögern gehorcht er, obwohl Maggie verhalten aufseufzt. Falk unterdrückt ohne besonderen Ehrgeiz einen mächtigen Rülpser und lehnt sich zurück, um die Augen zu schließen und tief durchzuatmen. Sein Ellenbogen berührt meinen, doch ich ziehe meinen Arm zurück. Ich will mir nicht nachsagen lassen, dass ich meinem imaginären Lover zu nah auf die Pelle rücke. Dabei würde ich am liebsten meinen Kopf an seine Schulter sinken lassen und ein Nickerchen halten.
    Wir bleiben lethargisch, hängen mehr auf der Eckbank, als dass wir darauf sitzen. Tobi hat sogar den Kopf auf seine Arme gelegt und schnarcht leise. Nur Maggie verbreitet im besten Hausfrauenstil Unruhe, die sich auch dann nicht legt, als Simon nach vollbrachter Arbeit zurückkehrt und uns verkündet, dass die Sauna spätestens in einer halben Stunde so weit sein werde. In der Stube wird es immer wärmer, doch ich bin zu erledigt, um meine Jacke auszuziehen. Ich dulde sogar Lunas Hinterleib auf meinen Füßen, denn noch kann ich nicht mit meinen Zehen wackeln. Sie kleben samt den Socken in meinen Boots fest. Teure italienische Boots für zweihundert Euro, die ich auf den ersten Blick geliebt habe und die nun ein Fall für die Altkleidersammlung sind. Schöne Scheiße.
    Jules hat seit Stunden keinen Ton mehr gesagt, doch er und Falk verstehen sich ohne Worte. Ein Blick, ein Brummen, und sie stehen gleichzeitig auf und poltern zu ihren Zimmern, um sich um- beziehungsweise auszuziehen. Ich rüttele Tobi an seiner Schulter.
    »Hey. Tobi. Sauna fertig.« Ganze Sätze sind immer noch zu aufreibend für mich. »Tobi. Aufwachen.«
    Gähnend hebt er den Kopf. Seine Haare haben sich wieder zum Igelschopf aufgestellt und die Bündchen seiner Jackenärmel zeichnen sich auf seiner rechten Wange ab. Ich widerstehe dem Bedürfnis, sie glatt zu streichen.
    »Oh ja, Sauna …«, murmelt er schläfrig. »Schön.«
    Trotzdem bleiben wir wie angewachsen sitzen, finden nicht die Kraft, uns zu erheben. Im Moment genügt uns der Gedanke, gleich in der Sauna schwitzen zu können. Pure Vorfreude.
    »Bitte nicht«, flüstert Maggie und greift mit beiden Händen um meinen Unterarm. »Nicht, Linna, bitte …«
    Ich schüttele den Kopf, was scheußlich wehtut, meine Muskeln haben sich von Pudding in Granit verwandelt. Ich muss in die Sauna. Es geht nicht anders.
    »Linna … ich flehe dich an …«
    »Keine Angst, heute ist mir ausnahmsweise nicht nach Kopulieren zumute. Ansonsten würde ich natürlich einen nach dem anderen durchvögeln.«
    Tobi neben mir schnaubt amüsiert durch die Nase, wobei sich ein ganzer Sprühregen an Rotze löst und dunkel das Holz des Tisches besprenkelt. Keuchend stütze ich mich mit den Händen an der Armlehne auf, um mich nach oben zu wuchten, mein Körper kommt mir tonnenschwer vor. Maggie muss ich zur Seite schieben, sie will mir den Weg versperren. Noch einmal greift sie bittend nach meinem Ärmel, um mich aufzuhalten, doch ich reiße mich los wie gestern Abend. Ich bin nicht in mildtätiger Stimmung, jetzt nicht.
    Dennoch lasse ich in meinem Zimmer eine Anstandsviertelstunde verstreichen, bevor auch ich mich ausziehe – meine Oberschenkel sind von lila Kälteflecken überzogen, meine Zehen leuchten krebsrot – und hinüber zur Sauna wanke. Ich gönne es Falk sowieso nicht, mich nackt zu sehen. Es ist besser, wenn ich den Jungs nicht begegne.
    Mir entfährt ein wohliges Stöhnen, als ich eintrete und die Hitze mich umfängt, dazu müsste es nach Kiefernnadeln und glühendem Holz riechen. Für den Augenblick reicht mir die bloße Vorstellung dieses herben, angenehmen Waldaromas. Wie erhofft sind Jules und Falk schon wieder gegangen, wahrscheinlich stehen sie draußen im Schnee

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