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Liona Lix - Wer braucht schon Schnee im Sommer

Liona Lix - Wer braucht schon Schnee im Sommer

Titel: Liona Lix - Wer braucht schon Schnee im Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar H. Mueller
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Oktavia noch eifriger zu. „Ganz außergewöhnlich ungewöhnlich!“ Sie strahlt wie eine Sonnenblume bei Abendrot.
    Herr Schmidt seufzt. „Na ja, die Wissenschaftler werden schon einen verständlichen Grund dafür finden. Aber …“
    „Meinen Sie?“, fragt Oktavia. Fast so, als ob sie da ihre Zweifel hätte.
    Sie blickt Herrn Schmidt hexenbesengerade in die Augen und sieht ziemlich verschmitzt aus. So verschmitzt, dass Liona unter dem Tisch jetzt mal mit ihrem Fuß ausholt und Mama einen kleinen Tritt versetzt.

    „Autsch!“, macht Oktavia leise, reibt sich unauffällig ihr Schienbein und schießt einen kleinen Empörungsfunken zu ihrer Tochter rüber.
    Doch dann versichert sie Herrn Schmidt eilig: „ Natürlich werden die Wissenschaftler eine Erklärung finden. Auf dieser Welt gibt es ja für alles eine verständliche Erklärung.“ Sie guckt, immer noch ein wenig mürrisch, zu Liona rüber. „Ist doch so, Liona, oder? “
    „Ja“, sagt Liona.
    Was soll sie auch anderes sagen? Dass Liona – selbst mit erst zehn Jahren – schon so viele Dinge aufzählen könnte, für die niemand, aber auch garantiert niemand auf dieser Welt eine Erklärung hätte? Also jedenfalls keine, die normale Menschen verstehen oder glauben würden.
    „Wie auch immer“, fährt Herr Schmidt jetzt fort. „Wir sprachen heute in der Schule darüber, wie wir unser Märchenstück ein wenig moderner machen und abändern könnten und da …“
    Hier wird Herr Schmidt schon wieder unterbrochen.
    „Oh, ein Märchen!“ Oktavia reißt die Augen auf. „Und welches Märchen?“
    „Schneewittchen“, antwortet Liona schnell. „Da wird gar nicht gezaubert oder gehext oder so was.“
    „Nein, das stimmt.“ Herr Schmidt lacht. „Aber wir haben schon so viel geändert, wir können auch gerne noch ein bisschen Hexerei mit reinbringen. Und Pippa schlug ja sowieso vor, dass die böse Königin auch eine richtig böse Hexe sein könnte und …“
    „NEIN!“, unterbricht ihn Liona laut. Sie hat ihre Stirn gerunzelt und sieht Herrn Schmidt grimmig an. „Böse Hexen sind voll blöd! Und außerdem braucht Schneewittchen überhaupt keine Hexe! Keine böse und auch keine gute!“
    „T-t-t-t-t!“, macht Oktavia. „Eine gute Hexe kann man doch wohl überall gebrauchen.“
    Doch – peng – da hat sie den zweiten Tritt unterm Tisch abgekriegt. Diesmal ans andere Schienbein.
    „Aui!“, quiekt Oktavia, diesmal etwas lauter, und sieht ein wenig beleidigt aus.
    Doch Herr Schmidt lacht und hat den Wehruf von Oktavia gar nicht bemerkt. „ Gute Hexen! Hahaha! Als ob es das geben würde.“
    Wie bitte? Nun sieht Oktavia aber tatsächlich beleidigt aus.
    Beim fetten Hexenschuss! Wie kann es so ein dummer Lehrer wagen, ihren altehrwürdigen Beruf infrage zu stellen! Vielleicht sollte sie dem mal …
    „Mama?“ , mahnt Liona leise.
    Sie kennt diesen Blick von Oktavia. Außerdem fängt ihre Mama gerade an, sich an der kleinen Warze auf ihrer Nase zu reiben. Und das kann nur bedeuten, dass …
    „MAMA!“ Liona sieht Oktavia flehend an.
    Oh, da schmilzt Oktavias Mutterherz natürlich. Sofort lässt sie ihre Warze in Ruhe und seufzt leise. Na ja, es ist schon ein wenig schade, dass sie Herrn Schmidt nicht wenigstens zur Strafe ein paar Spaghetti als Haare an den Kopf hexen darf. Aber dann reißt sie sich zusammen.
    „Ich habe Sie eben unterbrochen“, wendet sie sich wieder freundlich Herrn Schmidt zu. „Sie erzählten, dass Sie Schneewittchen abändern möchten?“
    Herr Schmidt nickt. „Die Kinder hatten tolle Ideen.“ Er sieht zu Liona rüber. „Eine Idee war zum Beispiel, Tiere mit auf die Bühne zu bringen. Ich hatte zuerst befürchtet, dass das zu chaotisch werden könnte. Aber je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr gefällt mir der Gedanke. Es könnte sogar sehr stimmungsvoll auf der Bühne wirken. Außerdem wären die Tiere ja angeleint. Und da eines der Kinder erwähnte, dass Liona zu Hause ein Schweinchen hat, dachte ich, ich schau es mir mal an, um zu sehen, ob es vielleicht zahm genug wäre, um …“
    Genau in diesem Augenblick fängt es an, in dem kleinen Schränkchen unter dem Spülbecken zu rumoren.
    Liona, Archibald, Oktavia und Kater Kalle – und leider auch Herr Schmidt – senken den Blick (beziehungsweise Kalle hebt ihn, er liegt ja unten auf der Erde auf seinem Kissen) und starren verdutzt unter die Spüle.
    Na ja – verdutzt guckt eigentlich nur Herr Schmidt.
    Liona, Archibald und Oktavia sehen eher besorgt

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