Liona Lix - Wer braucht schon Schnee im Sommer
dieser Stelle mal meine Sorge zum Ausdruck bringen, dass es auf der Welt möglicherweise überhaupt keine Galapagos-Schweine GIBT! Ich habe nämlich im Internet nachgeschaut und nichts dazu gefunden! Das hat aber anscheinend noch niemand anders in Hennerswalde bemerkt. Menschen sind ja so leichtgläubig!
Zeno quetschte sich also in dieses rosa Dings und – ploppender Katerpups! – sah aus wie ein rollendes, rosa Mastschweinchen. Der Anzug ist anscheinend extra für Drachen gemacht, um sie als Schweine zu tarnen. Gar nicht schlecht. Aber dieses kleine Kringelschwänzchen hinten – höhöhö! Zum Weglachen!
Der arme Zeno machte einen etwas gebügelten Eindruck. Er konnte nicht mehr flattern (großartig!), da seine kleinen Flügelansätze nun fest am Körper unter dem Anzug verborgen waren, und auch nicht allzu doll rumhopsen, da er so fest eingepackt war. Und schließlich blieb er stehen und sah uns reichlich unsicher an.
„Zeno – hurra?“, krächzte er ziemlich leise für seine Verhältnisse.
Ach ja, nicht nur ich, sondern auch Oktavia und Liona und Arschibald haben ja ein viel zu gutes Herz. Natürlich schrien wir bei seinem traurigen Anblick sofort alle so begeistert, wie wir nur konnten: „Zicke-zacke-zicke-zacke-Zeno, hurra, hurra, hurraaaaa!“
Das machte das kleine Nervmonster tatsächlich gleich wieder glücklich. Er wollte den Anzug plötzlich nicht mal mehr zum Schlafengehen ausziehen.
Nun hat Liona zwar beinahe ein richtiges Schwein für ihr komisches Schultheater, aber doll freuen tut sie sich anscheinend immer noch nicht darauf.
Übrigens meinte Oktavia, dass es diese Ganzkörperanzüge für Drachen in verschiedenen Tierfarben gibt. Die sind im KAUFHAUS FÜR-ALLES-UND-NICHTS-FÜR-JETZT-UND-DIE-EWIGKEIT anscheinend echte Renner! Vermutlichhaben nicht nur wir das Problem, ihren kleinen Hausdrachen als irgendwas anderes tarnen zu müssen …
Was ist noch passiert?
Ah ja, Geschäft: läuft großartig!
Heute Abend habe ich die erste Lieferung bekommen. Von der kleinen Schwarzen im Garten am Ende der Straße. Die hat es zwar auch nicht geschafft, den Fisch mit ihrer Pfote aus einem Teich zu angeln, aber dafür vom Tisch ihrer Menschen. Hehehe!
Ich habe das großzügig gelten lassen, mir den köstlichen Bratfisch reingezogen und sie, wie abgemacht, eine Viertelstunde ins Dachgeschoss bei uns gelassen. Sie kam hochzufrieden mit sieben Mäusen wieder heraus, die am Schwanz aus ihrem Maul baumelten. (Bemerkenswerte Kunst, so viele Mäuse zu tragen.)
Ob ich bei meinem Angebot zu großzügig bin? Sollte ich es vielleicht lieber auf zehn Minuten pro Fisch reduzieren? Ich meine, schließlich habe ich ja eine Menge Arbeit mit der Aufzucht der Mäuse, mit dem Füttern (heimlich, sodass Arschibald das nicht merkt und womöglich das dröge Katzenfutter wieder von meinem Futterplan streicht), mit dem Nachzählen und überhaupt. Insofern sind sieben Mäuse für einen kleinen Fisch vielleicht zu viel Gegenleistung. Die Viecher lieben allerdings Katiklecks und vermehren sich stündlich! Es sieht also nicht so aus, als würde ich in absehbarer Zeit zahlungsunfähig werden.
Zicke-zacke-kluger-Kalle, hurra! Hehehe!
Alles wird gut?
„Alles wird gut!“, hat Oktavia gestern gesagt, als sie Liona den rosa Anzug für Zeno (mit rosa Ringelschwanz und Hängeohren und allem) gegeben hat.
Liona hat den Anzug angestarrt, aber nicht wirklich geglaubt, dass nun tatsächlich alles gut wird. Immerhin hat sie jetzt aber eine kleine Chance, für das Märchen mit einem halbwegs normalen Tier aufzutauchen. Wenn sie nun bloß noch Zeno dazu bringen könnte, nicht wild rumzuplappern (und vor allem sein Zicke-zacke wegzulassen)! Den ganzen Nachmittag trainiert sie schon mit ihm.
„OINK!“, ruft Liona zum hundersten Mal. „Du sollst OINK sagen!“
„Zicke-zacke-zicke-zacke-oink, hurra?“, fragt Zeno, der die Welt im Moment nicht wirklich versteht.
Was soll das Wort OINK denn bitte bedeuten?
„Wuhuuuff“, macht auch Duffy ratlos, der dem Training atemlos zusieht.
Eigentlich möchte er auch gern mitspielen. Das scheint Liona aber nicht zu wollen. Da soll man nicht allmählich frustriert werden.
„Wuff!“, macht Duffy noch mal und beißt Liona ins Bein. (Vielleicht kapiert sie den kleinen Hinweis?)
„Au!“, quietscht Liona. „Was soll das?“
Doch dann wird ihr klar, dass sie Duffy schon den ganzen Tag fast keines Blickes gewürdigt hat.
„Komm mal her“, sagt sie sofort sanfter, zieht Duffy zu sich
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