Liona Lix - Wer braucht schon Schnee im Sommer
aus.
Und Kalle hat sogar ein breites Grinsen ums Maul, als nun sogar die Tür des Schränkchens zu wackeln beginnt.
Archibald fängt sich als Erster.
„Nein, diese Mäuse aber auch immer!“, ruft er laut und stürzt zum Spülbecken. „Die werden immer frecher!“
Mit einem entschlossenen Fußtritt klickt er die Tür doch noch ins Schloss. Dann lehnt er sich rückwärts gegen die Spüle samt Türschloss und verschränkt die Arme vor der Brust.
Von drinnen hört man leises Fiepen.
„Ja, wirklich schrecklich“, hilft ihm sofort Oktavia. „Diese Mäuse im Haus sind eine schreckliche Plage!“
„Dabei haben Sie doch einen Kater“, wundert sich Herr Schmidt und sieht erstaunt zu Kalle rüber. „Tut der denn nichts?“
Doch! Kalle tut was. Er erhebt sich langsam, aber eindrucksvoll, zieht einen mächtigen Buckel und fixiert Herrn Schmidt mit stechend gelben Augen.
Stinkender Rattenhintern! Was erlaubt sich dieser Kerl! Die Mäuse hier im Haus, die hat Kalle ausgezeichnet im Griff! Es sind die grünen Drachengurken, die auf den Tischen (und in den Schränken) tanzen!
Eisig schaut er zu Liona rüber. Aber die sieht nicht so aus, als würde sie Kalle wenigstens jetzt erlauben, mal ein paar klärende Worte (oder eine noch klärendere Tatze) fallen zu lassen.
„FAUCH!“
„Hui!“, macht Herr Schmidt und lehnt sich unweigerlich auf seinem Stuhl zurück. „Mit dem ist aber nicht gut Kirschen essen, was?“
„Zicke-zacke-zicke…“, nuschelt es plötzlich von irgendwoher.
„…zacke-Zeno, hurraaaaa!“, fällt Liona laut ein und wiederholt zur Sicherheit noch einmal: „Hurraaaa!“ (Für den Fall, dass da noch mehr von irgendwoher – zum Beispiel vom Schränkchen unter der Spüle – kommt.)
Herr Schmidt guckt so verblüfft wie eine Giraffe im Supermarkt. Verwirrt reckt er seinen langen Hals von der Spüle zu Liona und wieder zurück.
Liona versucht, harmlos und seeeehr normal zu lächeln.
Archibald lässt noch harmloser seinen Absatz gegen die Tür knallen. (Für den Fall, dass Zeno vorhin nicht verstanden hat, dass er ganz geheim und leise in dem Schränkchen sein muss.)
Dann lächelt Archibald Herrn Schmidt gewinnend an.
„Zeno ist Lionas Galapagos-Schwein“, erklärt er. „Es ist im Moment zur Impfung beim Tierarzt. Ich nehme an, das eben war ein kleiner Jubelruf, weil ihr Zeno nun doch bei der Aufführung dabei sein darf.“ Dann grinst er Liona an. „Ja, hurra!“
Da geht ein erleichtertes Lächeln über Herrn Schmidts Gesicht. (Dass Liona nach Archibalds Erklärung NICHT lächelt, bemerkt er vor Freude gar nicht.)
„Ah, wie wunderbar!“, ruft Herr Schmidt. „Dann ist ja alles in Ordnung! Wir sehen dein Schweinchen Zeno also am Samstag bei der Aufführung.“ Er lacht Liona an. „Hurraaaa!“
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IMMER NOCH MONTAG
Was für ein Tag!
Ich liege endlich mal ungestört in meiner Baumgabel draußen im Garten und kann in Ruhe schreiben. Der grüne Rasenmäher und die Luftratte schnarchen. Liona ebenfalls. Oktavia und Arschibald gehen im Mondschein spazieren. (Tzzz, ich finde, Mondscheinnächte sollten uns Katzen gehören!)
Laune: mies, was sonst?
Irgendwie ging heute alles so durcheinander. Ich mag es nicht, wenn das Leben durcheinandergeht. Ich mag es geordnet.
Das heißt natürlich nicht, dass Stifte nicht auf dem Boden liegen dürfen. Dort kann man sie ja sowieso viel besser sehen. Es bedeutet aber,
- dass man nicht von herumfliegenden Himmelsstürmern fast erstochen werden möchte
- oder dass man nicht um das Leben der eigenen Hexe fürchten möchte
- oder dass man nicht mitten am Nachmittag rausgescheucht wird, um irgendwelche Landekissen von irgendwelchen Wiesen wieder zu entfernen
- oder dass man nicht am Abendbrottisch gestört und einem der mit wunderbar anständigem Essen gefüllte Teller vor der Schnauze weggerissen wird
- und vor allem, dass die eigene Hexe keine Geheimnisse vor einem hat!
Ja, diese Geheimnistuerei von Oktavia geht mir echt auf die Barthaare! Moment mal … möglicherweise hat doch Oktavia etwas mit den merkwürdigen Geschehnissen in den letzten Wochen zu tun? Aber warum hat sie dann immer so überrascht getan?
Als ich ihr zum Beispiel vor zwei Wochen von der Straßenlaterne erzählte, die plötzlich die Form einer Rakete hatte und drei Minuten später abzischte in die Luft und jetzt vermutlich im Weltraum Purzelbäume schlägt, da hat sie Tränen gelacht. (Würde man über den eigenen Hexenwitz so lachen?)
Die Polizei im Ort hat
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