Liona Lix - Wer will schon einen Drachen?
voller Entsetzen. NEIN ! Wie soll sie denn so viele Kinder auf einmal im Blick behalten, damit auch ja keiner von ihnen Dinge sieht, die sie eben NICHT sehen sollen? Hexenkessel zum Beispiel, viel zu viele Besen, sprechende Kater, kleine orangefarbene Stäbe, Kataloge von einem Kaufhaus, das keiner kennt und das Kaufhaus Für-alles-und-nichts-für-jetzt-und-die-Ewigkeit heißt, und, und, und.
Constanze guckt Liona mit großen blauen Augen gespannt an.
„Klar“, hört sich Liona da ganz lässig sagen, „klar können die auch kommen. Bei uns ist viel Platz, und meine Mama hat gern Kinder im Haus.“
Das ist zwar beides nicht gelogen, aber … ob das gut geht?
Kleiner Ausritt zur Mittagszeit
Mama Oktavia verschließt sorgfältig das letzte Glas mit frisch eingekochter Pflaumenmarmelade und stellt es zufrieden lächelnd zu den anderen sieben aufs Regal. Acht Gläser hat sie heute Vormittag geschafft. Und das alles ohne das kleinste bisschen Hexerei! Genauso wie es eine richtig normale Mama machen würde. Liona wird stolz auf sie sein!
Oktavia wäscht sich die Hände und reibt sie mit Rosenblütencreme ein. Schrecklich trockene Haut bekommt man von all dieser Hausarbeit. Oktavia seufzt. Was man nicht alles für sein Kind tut!
Sie geht zum höchsten Küchenschrank, rückt einen Stuhl heran, steigt hinauf und kramt im obersten Schrankfach herum. Hier hat sie die anderen, die kleineren Geschenke für Liona versteckt. Sie holt einen schicken, gelben Pullover hervor, ein Paar supercoole Rollerblades, eine tolle Angel für den Fluss in Hennerswalde, eine Tafel von Lionas Lieblingsschokolade, die so groß ist wie der ganze Küchentisch (ehrlich!), und zwei Hörbücher mit spannenden Geschichten. Alles in ganz stinknormalen Geschäften gekauft.
Na gut, bis auf die Schokolade. Eine Tafel von dieser Größe findet man in keinem Geschäft. Da muss man schon ein bisschen nachhelfen. Doch diese kleine Ausnahme wird Liona Mama Oktavia hoffentlich nicht übel nehmen. (Schokoladenzauber gehört zu Oktavias Spezialitäten.)
Liebevoll wickelt sie die Geschenke in buntes Geburtstagspapier ein, klebt ein paar Weingummitiere drauf und bindet hübsche Schleifen drum herum. Dann steigt sie auf den Stuhl, um die Sachen wieder oben im Schrank zu verstauen.
Prima, alles fertig. Fehlt nur noch der Kuchen. Den wird sie frisch am Samstagmorgen zubereiten.
Jetzt hat sich Mama Oktavia aber eine Belohnung verdient.
„Kalle?“, ruft Oktavia und sieht sich suchend im Haus um. „Kalle, wo bist du? Hast du Lust auf einen kleinen Ausritt?“
Sie holt ihren besten, silberglänzenden Besen aus dem Besenschrank. Nach harter Arbeit an einem heißen Tag gibt es nichts Besseres als einen entspannenden Ritt in erfrischenden Höhen!
Kater Kalle sitzt auf dem Schreibtisch über sein kleines, schwarzes Buch gebeugt. In seiner rechten Tatze hält er einen Stift, mit dem er emsig die Seiten bekritzelt.
„Kommst du?“, fragt Oktavia.
„Gleich“, antwortet Kalle, „nur noch ein paar Sätze.“
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MITTWOCH
Tage im neuen Haus: dreizehn
Verspeist:
- zwei getrocknete Mäusepfoten,
- eine Portion griechischen Knoblauchquark (jammi!), ein Stück Schokolade, das auf Lionas Schreibtisch lag (hatte Angst, es könnte verstaubt sein, bis sie aus der Schule zurück ist),
- vier frische Mäuse (bereits vor dem Frühstück! Wenn das so weitergeht, kann ich bald keine Nager mehr sehen …)
Erschreckt: eine Eule (letzte Nacht. Krallige Kröte, sind die Dinger panisch! Was für eine Freude!)
Fische: null, nix, nada.
Laune: mies.
Oktavia: packt Geburtstagsgeschenke ein und singt.
Liona: in der Schule. Mit diesem dämlichen Duffy. Selten so ein dummes Tier gesehen. Warum gibt sich Liona bloß mit ihm ab? (Zum Glück kommen bald andere Zeiten! Denn – hehe - ich weiß, was Oktavia als große Überraschung für Liona im KAUFHAUS FÜR-ALLES-UND-NICHTS-FÜR-JETZT-UND-DIE-EWIGKEIT bestellt hat!!)
Ufo am Himmel
Liona spielt mit Anton und Marilotta und Niko und Tarita und noch vielen anderen Kindern in der Pause direkt neben dem Kaulquappenteich Fußball. Sie lachen und kicken und schießen Tore, und es fliegen auch nur ganz wenige Bälle aus Versehen in das kleine Wasserbecken. Sogar der blöde Niko stellt viel weniger Kindern ein Bein als sonst.
Leider tut er das aber zwei Mal bei Liona, denn Liona ist neu und da denkt er wohl, er kann sich das erlauben. Gerade als sie mit dem Ball vor sich aufs gegnerische Tor zurennt und mit dem rechten Fuß zum
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