Lions - Feuriger Instinkt
jemanden anschrie. Weder sie noch sonst jemanden. Aber kein Wunder, dass Jessie Ann ihn an den letzten beiden Abenden wie Luft behandelt hatte. Wer erinnerte sich schon gerne daran, dass man ihn Struppi genannt hatte?
»Lassie gab es schon, Schätzchen«, sagte seine Schwester zur Erklärung.
Er wusste nicht, wie diese Veranstaltung zu einem festen monatlichen Termin geworden war. Brunch am Sonntag mit Mace, seiner Schwester, Sissy Mae, Ronnie Lee, Ronnie Lees Gefährten Brendon Shaw und Maces Frau Dez im Kingston Arms, Shaws Hotel. Dieser spezielle Raum war für Vollmenschen nicht zugänglich, hier wurden vor allem Gestaltwandler verpflegt. Es war ein neutraler Ort für alle Rassen. Und es gab hier den verdammt noch mal besten French Toast der Welt.
»Es war nicht nur das, Sissy Mae«, erinnerte Ronnie sie. »Es waren auch ihre Haare. All diese Farben auf einem einzigen Kopf. Es war tragisch. Es sah nicht nach Punk oder so aus. Es sah einfach nur dumm aus.«
»Sie ist ein Wildhund!«, knurrte Smitty und gab sich alle Mühe, seine wachsende Wut im Zaum zu halten. Eine Wut, die er, wenn überhaupt, dann selten herausließ. »Alle wilden Hunde haben diese Farben, es sei denn, sie färben sich die Haare.«
»Dann hätte sie sie färben sollen. Denn so hat sie sich nur selbst zur Zielscheibe gemacht.«
»Ich kapier’s nicht«, sagte Dez mit Haferbrei im Mund und ihrem fauchenden Sohn auf dem Arm. »Wo ist der Unterschied zwischen euch und den Wildhunden?«
Smitty spürte, wie seine Wut wieder verflog, so schnell, wie sie gekommen war. Dez hatte immer diese Wirkung auf ihn. Sie tappte so leicht in folgenschwere Gestaltwandler-Fettnäpfchen, dass sie ihn einfach immer aufheiterte. Manchmal war es, als würde er einem Zug zusehen, der auf einen Abgrund zufuhr. Es dauerte einen Moment, aber plötzlich wurde Dez bewusst, dass sie die Aufmerksamkeit des gesamten Raumes besaß. Ihr Gefährte lehnte sich mit vor der Brust verschränkten Armen auf seinem Stuhl zurück und wartete lächelnd ab, wie sie sich da wieder herausmanövrierte. Mit einem Blick in die Runde fragte Dez achselzuckend: »Was denn?«
Sissy machte den Mund auf, doch Ronnie schaltete sich ein, bevor Sissy etwas sagen konnte, was womöglich zerstörte, was sich zu einer gesunden Freundschaft zwischen den drei Frauen entwickelt hatte.
»Wir sind Wölfe«, erklärte Ronnie Lee einfach. »Die Wildhunde sind, wie der Name schon sagt, Hunde.«
»Manche sagen, die Urhunde«, kam Mace ihr zu Hilfe, während er sich Speck vom Teller seiner Frau stahl.
Sissy Mae schob ihren leeren Teller von sich. »Vergesst das alles. Warum hast du überhaupt von ihr angefangen, Bobby Ray?«
»Ich habe sie bei unserem Auftrag am Freitagabend getroffen.« Er konnte nicht von dem Treffen am Vorabend erzählen. Nicht einmal Mace. Er konnte es immer noch nicht glauben. Sie hatte ihn Bubba genannt. Genauso gut hätte sie ihm ins Gesicht spucken können.
Mace schüttelte den Kopf und lächelte, da sein Sohn fauchte und nach ihm schlug, als er sich Toast von Dez’ Teller nahm. »Vergiss es, Smitty. Du bist so was von nicht ihre Liga. Sie hat sich kaum an dich erinnert.«
Sissy und Ronnie tauschten Blicke.
»Nicht wessen Liga?«, fragte Sissy. »Jessie Anns?«
»Sie war vielleicht Jessie Ann, als du sie kanntest. Aber jetzt ist sie Jessica Ann Ward. Und du, mein Freund vom Lande, hast keine Chance.«
Dez richtete sich ein wenig auf. »Redet ihr Jungs von Jess Ward? Du meine Güte, ich habe sie schon Ewigkeiten nicht mehr gesehen.«
» Du kennst Jessica Ward?« Wie Dez den überheblichen Tonfall des Löwen ertrug – Smitty hatte keine Ahnung. Da sie keine Reißzähne oder Klauen besaß, konnte sie ihre Rache nicht bei der Jagd ausleben, wie es Smitty oft tat.
»Ja, Captain Ego, ich kenne Jessica Ward.«
»Ich liebe es, wenn sie ihn so nennt«, lachte Sissy.
»Wir haben vor ein paar Jahren zusammen gearbeitet.« Dez lächelte auf ihren Sohn hinab. »Ein paar von uns tat es wirklich leid, als sie ging. Sie war so verdammt gut in ihrem Job.«
Mit hochgezogenen Augenbrauen meinte Sissy: »Sag mir nicht, dass das ängstliche kleine Kaninchen ein Cop war.«
»Kein Cop. Technikerin. Computertechnikerin, um genau zu sein. Sie war gut, aber sie ging, um eine eigene Firma zu gründen. Und jetzt ist sie reicher als Gott.« Dez sah Smitty an. »Mace hat recht. Du bist nicht ihre Liga.«
Smitty zog seinen schönsten Schmollmund. »Warum versucht ihr alle, mir wehzutun?«
»Weil es
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