Lions - Feuriger Instinkt
zurücklehnt und entspannt?«
»Klar. Aber erst gehen wir an der Bar vorbei.«
»Oh.« Jessie zog die Nase kraus. Das ärgerte ihn, denn sie sah verdammt süß dabei aus. »Das habe ich vergessen zu erwähnen. Caleb hat vor einer Woche seine Alkohollizenz verloren. Deshalb gibt es zumindest im Moment nur Softdrinks, Virgin Margaritas und Shirley Temples. Aber die Shirley Temples sind zum Sterben gut.«
Smitty hatte größte Mühe, nicht mit den Zähnen zu knirschen. »Es gibt hier keinen Alkohol?«
»Nö.« Und sie grinste, bösartiges Weib, das sie war. »Es tut mir leid, Smitty.«
Nein, tat es nicht. Es tat ihr überhaupt nicht leid!
»Keine Sorge, Schätzchen«, log er. »Wir werden es überleben.«
»Werden wir?«
Smitty schob Mitch in eine leere Sitzecke. »Wir werden bestens zurechtkommen«, beharrte er, nicht willens, angesichts solch einer Farce Schwäche zu zeigen.
»Okay.« Jessie hob den Kopf. »Oh, das ist mein Einsatz. Wir sprechen uns später, Jungs.«
Smitty sah Jessie Ann nach, als sie über die Tanzfläche und auf die Bühne rannte. Die Menge brüllte ihren Namen; anscheinend war das nichts, was nur alle Jubeljahre einmal vorkam. Die Kuznetsov-Meute war hier Stammgast.
Die Melodie von »Coal Miner’s Daughter« begann, und Jess trat vors Mikro.
»Oh, Herr im Himmel.«
»Eine Karaokebar.« Mitch schaute ihn finster an. »Du hast uns in eine Karaokebar geschleppt?«
»Sie hat mir nicht gesagt, dass es Karaoke ist.«
»Du weißt, es ist schlimm genug, euch die ganze Zeit beim Heulen zuhören zu müssen. Aber das … das ist echt zu viel verlangt. Singende Hunde.« Mitch drehte sich zur Bar um und warf Smitty einen weiteren vernichtenden Blick zu. »Und kein verdammter Alkohol. Du weißt schon, dass ich dich nach dem Gestaltwandlergesetz ganz legal töten könnte.«
Er wünschte fast, die quengelnde Katze täte es.
Jessie machte den Mund auf, um zu singen, und Smitty verzog das Gesicht in Erwartung der ersten tragischen, schmerzhaften Töne … doch dann blinzelte er überrascht. Selbst Mitch sah schockiert aus. Jessie Ann war gut – und sie klang genau wie Loretta Lynn, die Grande Dame der Countrymusik.
»Ich wusste nicht, dass sie Countrymusik mag«, sagte Smitty ehrfürchtig.
»Ja, das macht sie wohl zu erstklassigem Paarungsmaterial für einen Smith. Sie passt perfekt auf eines eurer Volksmusikfeste.«
Smitty schickte einen bösen Blick zum anderen Ende der Sitzecke. »Bitte. Gib mir einen Grund, dich zu töten. Nur einen.«
Jess schmetterte den letzten Ton von »Coal Miner’s Daughter«, und die Menge sprang auf und skandierte ihren Namen. Okay, vielleicht würde sie es im Leben nicht in die Grand Old Opry -Radioshow schaffen – ihr heimlicher Traum, von dem nur ihre engsten Freunde wussten –, aber wer brauchte das schon, wenn die Hunde nach mehr bellten?
Sie verbeugte sich vor ihren ihr zu Füßen liegenden Fans und sprang von der Bühne. Sofort machte Danny mit seiner Version von »Hang on Loosely« von den . 38 Specials weiter, bei der seine Frau immer schwach wurde.
Zu ihrer Überraschung hatten Smitty und Mitch noch nicht das Weite gesucht. Sie war sich sicher gewesen, dass Smitty schreiend in die Nacht hinauslaufen würde, sobald ihm klar wurde, dass er sich in einer »trockenen« Karaokebar befand. Wölfe heulten vielleicht gerne, aber nichts hassten sie mehr, als Hunde singen zu hören. Und Hunde liebten es zu singen. Das Ganze ohne Tequila, und es war ganz und gar nicht die Vorstellung eines Wolfes von Spaß. Dann schon eher einer ihrer Albträume.
Doch wie er Mitch Shaw auf seinem Platz festhielt, würde ihr wohl immer ein Rätsel bleiben. Katzen hassten es wirklich , Hunde singen zu hören. Es sträubte ihnen das Fell.
Jess setzte sich neben Smitty und lächelte.
»Du hättest mich warnen können, Jessie Ann.«
»Ja, hätte ich – aber wo wäre dann mein Spaß geblieben?«
Wieder knirschte er mit den Zähnen, und sie rief sogar ein leichtes höhnisches Schnauben hervor. Das gefiel ihr schon ziemlich gut, deshalb wandte sie sich an Mitch: »Wie ist das alkoholfreie Bier, Mitch?«
Ehrlich, man verpasste etwas, wenn man nie angefaucht wurde.
»Also, wie lange dauert das hier?«, fragte Smitty, der sie wahrscheinlich davon abhalten wollte, mit Mitch zu spielen.
»Bis zwei. Normalerweise.«
»Am Morgen?«
Jess konnte sich ein Lachen kaum verkneifen. Er klang so … verzagt. »Wäre es dir lieber, wenn ich am Nachmittag sagte? Übrigens müsst ihr nicht
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