Lions - Feuriger Instinkt
ursprünglichen fünf und ungefähr zwanzig andere Wildhunde. Nächste Woche würde der Rest der Meute gehen, und Jess und die anderen würden mit den Kindern zu Hause bleiben. Es war nicht die beste Lösung, aber die sicherste, und nur das zählte.
»Und«, fügte Jess hinzu, »es schadet nicht, dass er immens sexy ist.«
»Nein«, seufzten May und Sabina im Chor, »das schadet gar nicht.«
Irgendwann, wahrscheinlich, weil Phil ihn herunterschob, überließ Mitch die Bühne den anderen. Als er an den dreien vorbeikam, schenkte er ihnen ein breites Grinsen, zwinkerte und sagte »Ladies« mit einer Selbstgefälligkeit, die der von Napoleon Bonaparte in nichts nachstand.
Unter dem Tisch krallten sie sich gegenseitig mit den Fingernägeln in die Beine, um nicht loszuprusten.
»Mitch«, grüßten sie gemeinsam zurück.
»O mein Gott.« May räusperte sich, nachdem Mitch vorbeigegangen war. »Das ist der beste Karaoke-Abend aller Zeiten.«
Eine halbe Stunde später, als Kenshin Inu vom Tisch wegging, wurde Smitty klar, dass er in einem Geschäft steckte … vielleicht. Um ehrlich zu sein, war er sich immer noch nicht sicher, ob er diesem Kerl vertrauen konnte, und er hatte keine Ahnung, ob dabei irgendetwas herauskommen würde. Er würde sich sicherlich keine Sorgen darüber machen. Er hatte wichtigere Dinge im Kopf.
Wie diese heiße kleine Wildhündin, die gerade wieder auf ihn zukam. Doch bevor sie in seine Nähe kommen konnte, nahm Kenshin ihre Hand und zerrte sie auf die Bühne. Und als er ihr »Love Me Tender« vorsang und sie dabei eng an sich drückte und die anderen Frauen über seine Elvis-Imitation kreischten, dachte Smitty ernsthaft darüber nach, den Mann umzubringen. Und zwar sehr ernsthaft.
Die Feuerzeuge in der Hand und mit schwingenden Armen, genossen die Hunde Phils Version von »No Woman, No Cry«. Nicht ganz Bob Marley, aber fast.
Jess lachte und versuchte, sich nicht die Hand zu verbrennen, und schaute dabei über ihre Schulter, um zu sehen, ob Smitty doch noch abgehauen war – vor allem nachdem einer aus ihrer Meute »Every Rose Has Its Thorn« von Poison verunstaltet hatte –, aber zu ihrer unendlichen Überraschung saß er immer noch an derselben Stelle, an der sie ihn zurückgelassen hatte. Allerdings war er nicht allein.
Jess machte schmale Augen, als sie die vier Frauen aus Kenshins Meute fröhlich mit Smitty und Mitch in der Sitzecke sah.
Angewidert drehte sie sich wieder zurück und versuchte, sich dazu zu zwingen, sich nicht darum zu kümmern. Es funktionierte nicht, aber sie versuchte es zumindest.
»Was ist los?«, fragte May dicht an ihrem Ohr, sodass nur sie es hören konnte.
»Nichts.«
»Lügnerin. Sag’s mir.«
Jess machte eine kleine Bewegung mit dem Kopf, und May sah sich um. Als ihre Augen so schmal wurden, wie Jess sich ihre eigenen vorstellte, wusste sie, dass May es auch sah.
»Schlampen.«
»Nein, nein. Sie sind Freundinnen.«
»Schlampenfreundinnen.«
Sabina lehnte sich herüber. »Wer?«
May beugte sich über Jess hinweg und flüsterte: »Drüben an Smittys Tisch.«
Überraschend diskret schaute Sabina hin, und ihre Augen verengten sich. Sie schnaubte leise. »Diese Schlampen.«
Jetzt konnte Jess nur lachen. Konnte das Ganze noch lächerlicher werden?
Als Phil sich über seine Frau beugte und fragte: »Wer ist eine Schlampe?«, wusste sie, es konnte.
Zum Glück sprachen sie Englisch. Smittys Japanisch war bestenfalls eingerostet. Und die Worte, an die er sich gerade noch so erinnern konnte, hätten ihm womöglich Ohrfeigen eingebracht. Abgesehen davon schienen sie an ihm kein großes Interesse zu haben. Ihre Aufmerksamkeit richtete sich direkt auf Mitch. Und Mitch saugte jedes Bisschen davon auf – ganz die gierige, nimmersatte Katze.
Gelangweilt fragte sich Smitty, wie lange das hier noch dauern würde, und starrte dabei in seine leere Bierflasche. Alkoholfreies Bier. Himmel, war flachgelegt zu werden all das wert?
»Hey.«
Jessie stand neben ihrem Tisch, und er konnte ihren Gesichtsausdruck nicht recht deuten.
»Hey.«
»Also« – sie deutete zur Bühne – »was wirst du für mich singen?«
»Singen?« Panik spülte kalt und verzweifelt durch seinen Organismus. »Ich singe nicht.«
»Warum nicht?«
»Ich singe nicht, Jessica Ann.« Nicht nach der Schulaufführung, als er neun war. Nein. Nie, nie, nie wieder.
»Oh.« Jessie zuckte mit den Schultern. »Na gut.«
Sie ging zu dem Tisch ihrer Meutenkameraden hinüber und nahm ihre Jacke.
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