Lions - Leichte Beute (German Edition)
auch ungefährlicher. Aber überhaupt in die Einheit aufgenommen zu werden, war selbst für einen Gestaltwandler eine große Sache. Es war eine wichtige Einheit, und Stillschweigen war das A und O.
Und ihr erster Fall … der Mordversuch an Mitch. Der versuchte Mord, von dem niemand sonst im NYPD wusste.
»Hier war keiner.«
Dez wandte sich zu ihrer neuen Partnerin um. Ihr Name war Ellie Souza, vom Police Department in der Bronx. Sie war auffallend schön und irre groß. Aber es waren diese hellen, goldenen Augen, die Dez am auffälligsten fand. Maces wirkten immer wie geschmolzenes Gold; die Augen dieser Mieze waren von einem so reinen, hellen Gold, dass sie Dez das Gefühl vermittelten, dieser Frau niemals in einer dunklen Seitengasse begegnen zu wollen. Anscheinend war sie ein Jaguar, das Produkt einer vollmenschlichen Mutter aus der Karibik und eines brasilianischen Gestaltwandlervaters. Sie sprach nicht viel, was Dez zu schätzen wusste, aber sie neigte dazu, einen anzustarren.
Und dieses Starren machte Dez paranoid.
Dez schätzte noch einmal die Entfernung von diesem Baum zu Mitchs Zimmer ab. »Es muss hier gewesen sein. Schau dir die Entfernung an.«
Souza sagte nichts, sondern drehte sich nur um und ging. Dez folgte ihr, verärgert, weil sie sich gezwungen fühlte. Aber diese Frau hatte so etwas an sich. Dez fragte sich, wie Souzas andere vollmenschliche Partner mit ihr zurechtgekommen waren, bevor sie in diese Einheit versetzt worden war. Diese Einheit ohne Name und ohne offizielle Registrierung? Zum Henker, zumindest wusste Dez, was Souza war. Sie wusste, was sie aufgrund der Rasse zu erwarten hatte. Sie wünschte allerdings, dass man sie stattdessen mit einem Wolf zusammengesteckt hätte. Sie war ein totaler Hundemensch.
Plötzlich schwang Souzas Kopf herum, und sie schnüffelte in die Luft. Ihr Kopf ruckte hin und her, während sie nach der Fährte suchte. Es erinnerte Dez an ihre Hunde, wenn sie ein Leckerli im Haus versteckte und sie suchen ließ.
Nach mindestens hundert Metern blieb Souza stehen. »Hier. Sie war hier.« Sie lehnte sich an den Baum und schnüffelte. »Ja. Genau hier.«
»Sie?«
»Definitiv.« Sie kletterte mühelos auf den Baum und verschwand kurz zwischen den Ästen und Blättern. »Definitiv eine Sie. Und sie hatte ihre Periode.«
Dez warf die Hände in die Luft. »Hey! Manche Dinge muss ich nicht …«
»Löwe.«
Erschrocken schweigend, sah Dez, wie Souza wieder vom Baum sprang. Sie landete geschmeidig und schüttelte den Kopf. »Ja. Du hast mich richtig verstanden.«
»Das kann nicht stimmen.«
»Ich habe die beste Nase im NYPD. Es war eine Löwin.« Sie starrte auf das in der Ferne winzig aussehende Hotel, in dem Mitch übernachtet hatte. Dez wurde erst jetzt bewusst, wie weit davon entfernt sie eigentlich waren. »Und sie war eine echt gute Schützin. Sogar für eine Gestaltwandlerin.«
Souza sah Dez an und schenkte ihr ein schmales Grinsen – sie schien nicht besonders gut im Lächeln zu sein – und sagte: »Wen hat dein Freund angepisst, MacDermot?«
Sissy schaute auf Mitch hinab. Sie machte sich langsam Sorgen. Er schlief so viel. Zumindest redete sie sich ein, dass er schlief. Er war eher bewusstlos. Es war Dienstagmorgen, und bis auf die Momente, als sie ihm ins Bad geholfen hatte und ihn mit etwas Suppe gefüttert hatte, hatte er keinen Muskel gerührt.
Sie hatte Erfahrung mit dem Fieber. Ihr Daddy hatte es mehr als einmal bekommen, und er hatte sich normalerweise in ungefähr vierundzwanzig Stunden wieder davon erholt. Während des Fiebers verwandelte sich ihr Vater mehrmals von Mensch zu Tier und wieder zurück. Er hatte Halluzinationen, und er war besessen davon, sich Janie Mae zu schnappen und mit ihr zu rangeln.
Aber Mitch lag seit Sonntag ohne Fieber hier und rührte sich kaum.
Es besorgte sie langsam so sehr, dass sie sogar den örtlichen Arzt gerufen hatte. Er hatte nicht besonders glücklich ausgesehen, es mit einer Katze zu tun zu haben, aber er hatte Sissy immer gemocht und wollte helfen. Doch sogar er wusste nicht, was er mit einem Gestaltwandler anstellen sollte, der kein Fieber hatte.
»Behalte ihn ihm Auge«, hatte er ihr gesagt. »Ansonsten kannst du nur hoffen, dass er nicht im Schlaf stirbt.«
Was war das denn für ein Umgang mit einem Kranken?
Tief durchatmend versuchte Sissy, nicht in Panik zu verfallen. Sie fühlte sich so allein. Wie konnten Vollmenschen nur so leben? Ohne Meute. Ohne jemanden, der ihnen den Rücken stärkte
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