Lions - Wilde Begierde (German Edition)
träumen lassen, dass einmal der Tag kommen würde, an dem sie begeistert sein würde, von einem Grizzly erschreckt zu werden.
Er wäre direkt an ihr vorbeigegangen, wenn ihr Duft nicht gewesen wäre. Der würde sich nie ändern – Gott sei Dank –, auch wenn der Rest von ihr sich sehr verändert hatte. Zumindest für den Moment.
Sie trug dicken schwarzen Eyeliner, und ihre von Natur aus langen Wimpern waren noch länger und dichter. Sie hatte Rouge auf den Wangen, und ihr Lippenstift war dunkelrot und glänzend. Die lockigen Haare hatte sie zu zwei kleinen Pferdeschwänzen gebunden, und sie trug ein schwarzes Haarband mit Totenköpfen und gekreuzten Knochen um die Stirn.
Lock hatte lange überlegt, ob er herkommen sollte, denn er wollte sie nicht noch nervöser machen, als sie schon war, aber dann hatte er die SMS von Blayne bekommen. Sie bestand aus einem einzigen Wort: »Hilfe!«
Gwen rollte zu ihm hinüber und direkt in seine Arme. »O mein Gott! Ich bin so froh, dass du hier bist!«
Lock streichelte ihren Rücken und beschloss, nicht wegen ihrer Kleidung auszuflippen. Die glitzernden, grellroten Rollschuhe machten ihm nichts aus. Die waren süß. Aber Gwen war schon heiß, wenn sie ihre Cargohose und ein altes Eagles-Sweatshirt trug. Jetzt war sie heiß wie ein Vulkan mit ihren schwarzen Netzstrümpfen mit Knieschützern darüber, einem klitzekleinen Paar roter Shorts, drei Tank-Tops übereinander: rot ganz unten, darüber schwarz und dann weiß, schwarzen Ellbogenschützern und Glitter-Creme auf Bizeps und Hals, die die Tattoos auf ihren Armen betonte.
Er war hin- und hergerissen zwischen dem Bedürfnis, überall mit ihr anzugeben und dem Wunsch, sie mit seiner Jacke zu verhüllen.
Doch darüber konnte er sich später Sorgen machen – jetzt hatte er andere Probleme …
»Warum hast du Van Holtz auf dem Hintern?«
Erschrocken warf Gwen einen Blick auf ihren Hintern, als erwartete sie, dort Ric vorzufinden. Zum Glück für den Wolf war es nicht so. Sein Name stand allerdings da … direkt auf Gwens Hintern. Oder besser gesagt auf ihren Shorts. Ihr Derby-Name – TastySkate – und ihre Nummer – 59 – standen auf ihrem Tank-Top.
»Laut Blayne ist er ein Sponsor.«
»Weiß er, dass sein Familienname auf den Hintern eines Roller-Derby-Teams steht?«
»Das bezweifle ich.«
Okay, das war sogar irgendwie lustig. »Und TastySkate?«
Sie seufzte auf. »Du weißt schon … wie Tastykake .«
»Du meinst die großartigen Hersteller meines Lieblings-Gebäcks?«
Sie sah böse zu ihm auf und fauchte: »Ja. Wie die Krimpets und Cupcakes und die Kuchen, mit denen wir in der Drei-Staaten-Region alle aufgewachsen sind. Sonst wäre es Philly Killsteak gewesen.« Als Lock fragend die Stirn runzelte, fügte sie hinzu: »Du weißt schon … wie Philly Cheesesteak ?«
Als er lachte, sah sie ihn böse an, also hörte er auf.
»Gwen, du wirst super sein. Du solltest dir keine Sorgen machen.«
»Oh, ich weiß. Ich bin mir sicher, ich mache das gut.«
Sie log schon wieder. Er wusste es, denn Gwen zitterte. Seine Gwen. Schlägerei mit einem ganzen Derby-Team? Kein Problem. Seine Furcht einflößenden Onkel beim Pokern ausnehmen? Kein Problem. Im Keller eines Clubs in einen Rachekampf mit verrückten Wölfinnen verwickelt werden? Ach was!
Rollschuhe anziehen und gegen den Ruf ihrer Mutter bestehen? Das reinste Chaos.
»Gwenie?« Er fasste sie fester und hoffte, dass Reden die Nervosität vertreiben würde. Wenn Gwen auch keine große Rednerin war. »Was ist los? Was quält dich wirklich?«
Gwen mochte vielleicht keine große Rednerin sein, aber wenn sie einmal anfing …
»Was ist, wenn ich versage? Was, wenn ich es versaue? Was, wenn ich das Team enttäusche? Was, wenn ich mich zu einer kompletten Scheiß-Idiotin mache? Vor allen Leuten? Was, wenn ich gegen diese gigantische Schlampe verliere? Was, wenn ich mich blamiere? Was, wenn es deine Eltern erfahren? Was, wenn es deine Schwester erfährt? Was, wenn …«
»Okay, okay.« Er hatte das unbestimmte Gefühl, sie könnte sich noch bis ins nächste Millennium »Was-wenn«-Szenarien ausdenken, und so viel Zeit hatten sie jetzt nicht. Was sollte er also tun? Leider wusste er, was er zu tun hatte. Sosehr es ihm widerstrebte – er wusste, es gab nur eines, was er in diesem Augenblick unternehmen konnte, um Gwen aus dieser Spirale herauszureißen.
Also zitierte er eine Seite aus Alla Baranova-MacRyries Handbuch für Motivationstechniken und sagte: »Hey, ich
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