Lisa Kleypas
aufstellten.
Holly
nickte.
Maggie
musste schlucken, bevor sie antworten konnte. »Danke, dass du mir das erzählt
hast, Holly.«
Kapitel 3
Der Schock, Holly flüstern zu hören,
ließ Mark alles
vergessen: seine Umgebung, die Frau hinter dem Tresen.
Seit sechs Monaten hatten sie sich bemüht, Holly dazu zu bringen, etwas zu
sagen, irgendetwas. Warum sie es nun ausgerechnet hier und jetzt getan
hatte, das würde er später gemeinsam mit Sam zu ergründen versuchen. Jetzt
musste er sich erst einmal zusammenreißen, um Holly nicht mit seiner Reaktion
zu überwältigen. Es war nur so ... Herr im Himmel!
Mark konnte
nicht anders. Er ließ sich auf ein Knie sinken und umarmte Holly fest. Ihre
dünnen Ärmchen schlossen sich um seinen Hals. Er hörte sich selbst ihren Namen
murmeln, seine Stimme bebte. In seinen Augen brannten mühsam zurückgehaltene
Tränen, und ihm wurde mit Erschrecken klar, dass er drohte, die Beherrschung
zu verlieren.
Er konnte
nicht verhindern, dass er vor Erleichterung über das Geschehene zitterte.
Offensichtlich war Holly jetzt so weit, dass sie wieder sprechen konnte. Und
vielleicht konnte auch er es sich jetzt endlich gestatten, daran zu glauben,
dass damit alles gut werden würde.
Holly
versuchte sich aus seiner erdrückenden Umarmung zu befreien. Als Mark das
bewusst wurde, gab er ihr einen innigen Kuss auf die Wange und zwang sich dazu,
sie loszulassen. Er stand auf, registrierte, wie ihm der Sturm der Gefühle die
Kehle zuschnürte, und begriff, dass seine Stimme versagen würde, wenn er jetzt
versuchte zu sprechen. Er schluckte schwer und starrte blind auf das
Pink-Floyd-Zitat an der Wand. Er las es nicht, konzentrierte sich nur auf den
Farbton und die Struktur der Gipskartonplatte, auf die es gemalt war.
Schließlich
warf er einen vorsichtigen Blick zu der Rothaarigen – Maggie – hinter dem
Tresen hinüber, die immer noch die Tüte mit seinen Einkäufen in der Hand hielt.
Ihr war anzusehen, dass sie verstand, was das soeben Geschehene bedeutete.
Er wusste
nicht, was er von ihr halten sollte. Sie war nur etwa einen Meter
fünfundfünfzig groß, hatte rote, völlig ungebändigt wirkende Locken sowie eine
schlanke Figur und war schlicht, aber ordentlich gekleidet: Jeans, weißes
T-Shirt. Das von der üppigen Lockenpracht eingerahmte und halb versteckte
Gesicht war hübsch und fein geschnitten. Sie wirkte, von den fiebrig geröteten
Wangen abgesehen, blass. Ihre Augen waren dunkel wie Zartbitterschokolade,
die Lider darüber schwer. Irgendwie erinnerte sie ihn ein wenig an die Mädchen,
die ihm auf dem College begegnet waren. Die lustigen, interessanten, mit denen
er die halbe Nacht im Gespräch verbringen konnte, aber mit denen er sich nie
verabredet hatte. Ausgegangen war er mit vorzeigbareren Exemplaren, mit
Mädchen, um die die anderen Jungs ihn beneideten. Erst sehr viel später hatte
er begonnen, sich zu fragen, was ihm dabei entgangen war.
»Kann ich
irgendwann mal mit Ihnen reden?«, fragte er. Es klang schroffer als
beabsichtigt.
»Ich bin
jeden Tag hier«, gab Maggie leichthin zurück. »Kommen Sie einfach vorbei,
wann immer es Ihnen passt.« Sie schob das Schneckengehäuse wieder über den
Tresen. »Warum nimmst du das nicht mit nach Hause, Holly? Nur für den Fall,
dass du es noch einmal brauchst.«
»Hallo,
Leute!«, wurde Mark von hinten angesprochen. Die fröhlich und unbeschwert
klingende Stimme gehörte zu Shelby Daniels, Marks Freundin aus Seattle. Sie war
eine kluge, unverheiratete, schöne Frau und gleichzeitig einer der nettesten
Menschen, die ihm je begegnet waren. Ganz egal,
wohin man mit Shelby ging, mit wem man sie zusammenbrachte – sie schaffte es
immer irgendwie, sich anzupassen und einzufügen.
Shelby trat
näher und strich sich eine Strähne ihres glänzenden blonden Haares hinters
Ohr. Sie trug eine kakifarbene Caprihose, eine elegante weiße Bluse und Ballerinas.
Kein Schmuck außer schlichten Perlenohrsteckern. »Tut mir leid, dass ich ein
paar Minuten zu spät bin, ihr beiden. Ich musste in einem Laden etwas weiter
unten an der Straße unbedingt etwas anprobieren, aber es hat nicht gepasst. Wie
ich sehe, hast du ein paar Dinge bekommen, Holly.«
Das Mädchen
nickte, schweigend wie immer.
Mark
stellte halb besorgt, halb amüsiert fest, dass die Kleine vor Shelby nicht
reden wollte. Sollte er erzählen, was gerade eben passiert war? Nein, damit
würde er Holly womöglich unter Druck setzen. Am besten tat er so, als wäre
nichts gewesen, und
Weitere Kostenlose Bücher