Lisa Kleypas
interessierten.
»Entschuldigen
Sie, ist hier ...« Maggie stockte, ihre Stimme ließ sie im Stich, als der
Mann zu ihr aufschaute. Noch bevor sie irgendetwas anderes registrierte,
erkannte sie die blaugrünen Augen. Es durchzuckte sie, als hätte sie einen
elektrischen Schlag bekommen: Mark Nolan ... glatt rasiert, gut angezogen und
äußerst attraktiv mit seiner maskulinen Art.
Er legte
die Zeitung beiseite und erhob sich, um sie zu begrüßen: »Maggie. Fahren Sie
nach Seattle?« Diese altmodische galante Geste brachte ihr Gleichgewicht
noch mehr ins Wanken.
»Nach
Bellingham.« Verdammt. Sie klang, als hätte sie Atembeschwerden. »Ich
besuche meine Familie.«
Nolan
deutete auf die Bank, die gegenüber von seiner stand. »Setzen Sie sich
doch.«
»Oh, ich
...« Hastig schüttelte Maggie den Kopf und schaute sich suchend um. »Ich
will Sie nicht stören.«
»Kein
Problem, Sie stören nicht.«
»Danke,
aber ... ich möchte mit Ihnen nicht die Flugzeug-Sache machen.«
Fragend zog
er die dunklen Brauen hoch. »Die Flugzeug-Sache?«
»Ja. Wenn
ich im Flugzeug neben einem Fremden sitze, dann passiert es mir schon mal, dass
ich ihm – oder ihr – Dinge erzähle, die ich nicht einmal meinen besten Freunden
gegenüber zugeben würde. Zum Glück muss ich das nie
bereuen, weil ich diese Leute nie wiedersehe.«
»Wir sind
hier nicht im Flugzeug.«
»Nein, auf
einer Fähre, aber so groß ist der Unterschied nicht. Beide befördern
Passagiere.«
Mark Nolan
stand einfach nur da und musterte sie mit einem entwaffnend amüsierten Glitzern
in den Augen. »Die Überfahrt dauert ja nicht so lange. Wie viel können Sie
schon in der kurzen Zeit über sich verraten?«
»Meine
ganze Lebensgeschichte.«
Er kämpfte
mit einem Lächeln. Es schien ihm schwerzufallen. Vielleicht lächelte er nicht
allzu oft?
»Riskieren
wir es einfach. Setzen Sie sich zu mir, Maggie.«
Das klang
eher wie ein Befehl als wie eine Einladung. Und Maggie gehorchte. Sie stellte
ihre Reisetasche ab und setzte sich auf die Bank ihm gegenüber. Als sie sich
aufrichtete, sah sie, dass er sie rasch und gründlich musterte. Sie trug eng
anliegende Jeans, ein weißes T-Shirt und eine kurz geschnittene schwarze Jacke.
»Sie sehen anders aus«, stellte er fest.
»Das liegt
an meinen Haaren.« Leicht verlegen fuhr Maggie sich mit den Fingern durch
ein paar lange, nur leicht gewellte Strähnen. »Immer wenn ich meine Familie
besuche, glätte ich meine Locken. Sonst machen meine Brüder sich nämlich
darüber lustig, ziehen an meinen Haaren ... Ich bin die Einzige in der
Familie, die Locken hat. Ich hoffe nur, dass es nicht regnet. Wenn meine Haare
nämlich nass werden ...« Mit den Händen deutete sie eine Explosion an.
»Mir
gefällt es – mit und ohne Locken.« Das Kompliment kam ihm so ernsthaft
und ehrlich über die Lippen, dass Maggie es tausendmal bezaubernder fand als
jeden Flirtversuch.
»Danke. Wie
geht es Holly?«
»Sie
spricht immer noch. Und immer mehr.« Er stockte. »Ich hatte neulich keine
Gelegenheit, Ihnen zu danken. Was Sie für Holly getan haben ...«
»Oh, aber
das war doch gar nichts. Ich meine, ich habe doch gar nichts getan.«
»Es
bedeutet uns sehr viel.« Er suchte ihren Blick und hielt ihn fest. »Was
haben Sie und Ihre Familie an diesem Wochenende vor?«
»Nichts
Besonderes. Wir hängen nur gemeinsam herum. Kochen, essen, trinken ... Meinen
Eltern gehört ein großes altes Haus in Edgemoor, und sie haben etwa eine
Million Enkelkinder. Ich habe sieben Geschwister.«
»Sie sind
die Jüngste«, riet er.
»Die
Zweitjüngste.« Sie lachte verblüfft. »Wie haben Sie das erraten?«
»Sie sind
offen und kontaktfreudig. Sie lächeln viel.«
»Und Sie sind?
Der Älteste? Oder der Mittlere?«
»Der
Älteste.«
Maggie
musterte ihn unverblümt. »Das heißt, Sie bestimmen gern, wo es langgeht, Sie
sind zuverlässig ... aber manchmal können Sie auch ein Besserwisser sein.«
»Na ja,
meistens habe ich recht«, räumte er bescheiden ein.
Sie lachte
leise.
»Warum
haben Sie auf der Insel einen Spielzeugladen aufgemacht?«, fragte er.
»Das hat
sich so ergeben. Ich habe früher Kindermöbel bemalt. Auf diese Weise habe ich
meinen Mann kennengelernt. Er hatte eine Möbelfabrik, in der ich die unbehandelten
Möbel kaufte ... kleine Garnituren aus Tischen und Stühlen, Bettgestelle ...
Nach unserer Heirat habe ich diese Arbeit eine Weile aufgegeben wegen seiner
... Sie wissen
schon, wegen seiner Krebserkrankung. Und als ich wieder
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