Lisa Kleypas
eingestürzten Kamin, der notdürftig von Baustahlmatten
zusammengehalten wurde.
Sam arbeitete
am Kamin. Er war dabei, eine Gussform für eine Betonplatte vorzubereiten, die
als Fundament für die Feuerstelle dienen sollte. »Dieses Ding in Ordnung zu
bringen wird eine Herkulesaufgabe«, murrte er, während er Maß nahm. »Ich
muss einen Weg finden, denselben Schornstein für zwei verschiedene
Feuerstellen zu nutzen. Stell dir vor: Dieser Kaminschlot führt direkt ins
obere Schlafzimmer!«
Mark beugte
sich zu Holly hinunter und flüsterte: »Frag ihn bitte, was es zum Abendessen
gibt.«
Die Kleine
gehorchte, ging zu Sam hinüber und flüsterte ihm leise etwas ins Ohr. Dann trat
sie ein paar Schritte zurück. Mark sah, wie Sam förmlich erstarrte.
»Du
sprichst?« Ganz langsam drehte Sam sich zu Holly um und schaute das
Mädchen an. Seine Stimme klang rau und hatte einen fragenden Unterton.
Holly
schüttelte mit todernstem Gesicht den Kopf.
»Doch, du sprichst. Du hast gerade
etwas gesagt.«
»Nein, habe
ich nicht.« Sie musste kichern, als Sam die Gesichtszüge
entgleisten.
»Du hast es
schon wieder getan. Großer Gott! Sag meinen Namen. Sag ihn.«
»Onkel
Herbert.«
Sam hatte
vor Anspannung die Luft angehalten. Jetzt prustete er befreit los, schnappte
sich das Kind und drückte es fest an sich. »Herbert? Na schön, dann gibt es
heute Hühnerlippen und Eidechsenfüße zum Abendessen.« Während er Holly
immer noch fest in den Armen hielt, schaute er zu Mark hoch und schüttelte
verwundert den Kopf. Röte stieg ihm in die Wangen, und in seinen Augen
glitzerte es verräterisch.
»Wie ...
?« Mehr brachte er nicht hervor.
»Erklär ich
dir später«, antwortete Mark lächelnd.
»Jetzt schieß aber los! Wie hast du das
gemacht??« Sam stand am Herd und rührte in einem Topf mit Nudelsoße. Holly
saß mit ihrem neuen Puzzle im Nebenzimmer. »Wie hast du das geschafft?«
Mark
öffnete eine Bierflasche und nahm erst einmal einen ordentlichen Schluck.
Eiskalt rann ihm das Getränk durch die Kehle. Er setzte die Flasche wieder ab
und schüttelte den Kopf. »Das war ich nicht. Wir waren in diesem neuen
Spielzeugladen in der Spring Street. Und da stand diese niedliche kleine
Rothaarige hinterm Tresen. Ich hab sie noch nie gesehen ...«
»Ich weiß,
wer das ist. Sie heißt Maggie, ähm, Connor, Carter ...«
»Collins.
Du kennst sie?«
»Nein, aber
die Scolaris liegen mir ständig in den Ohren, ich solle doch mal mit ihr
ausgehen.«
»Mir hat
Brad nicht von ihr erzählt«, empörte sich Mark. »Du gehst doch mit
Shelby.«
»Shelby und
ich gehen nicht miteinander. Jedenfalls nicht so. Wir lassen uns alle
Freiheiten.«
»Brad
meint, Maggie sei eher mein Typ. Wir stehen uns altersmäßig näher. Du findest
sie also niedlich? Prima. Ich dachte, ich schau sie mir lieber mal
unverbindlich an, bevor ich mich auf irgendwas einlasse ...«
»Also hör
mal, ich bin nur zwei Jahre älter als du.« Jetzt war Mark wirklich
aufgebracht.
Sam legte
den Rührlöffel beiseite und griff nach seinem Weinglas.
»Hast du
dich mit ihr verabredet?«
»Nein.
Shelby war dabei, und außerdem ...«
»Dann
erhebe ich hiermit Anspruch auf sie – die Lady ist reserviert.«
»Nichts da.
So läuft das nicht bei dieser Frau«, wehrte Mark scharf ab.
Sam zog die
Brauen hoch. »Du hast doch eine Freundin. Ich dagegen sitze schon lange auf
dem Trockenen, ergo fällt mir automatisch die erste Wahl zu.«
Mark zuckte
verärgert die Achseln.
»Also, was
hat Maggie getan?«, bohrte Sam weiter. »Wie hat sie Holly zum Reden
gebracht?«
Mark berichtete, was im Spielzeugladen
geschehen war. Er erzählte von dem verzauberten Schneckengehäuse und davon, wie
die Fantasiegeschichte ein Wunder bewirkt hatte.
»Erstaunlich«,
meinte Sam. »Ich wäre nie auf die Idee gekommen, so etwas auszuprobieren.«
»Das war
halt genau der richtige Zeitpunkt. Holly war endlich so weit, dass sie wieder
anfangen konnte zu sprechen, und Maggie hat ihr einen Weg dahin gezeigt.«
»Ja, schon
... Hältst du es für möglich, dass Holly schon vor Wochen angefangen hätte zu
sprechen, wenn einer von uns nur auf die richtige Idee gekommen wäre?«
»Wer weiß?
Worauf willst du eigentlich hinaus?«
Sam senkte
seine Stimme. »Hast du schon mal darüber nachgedacht, wie das wird, wenn sie
älter ist? Wenn sie jemanden braucht, mit dem sie über Mädchenthemen sprechen
kann? Ich meine: Wie kommen wir an jemanden heran, der all das übernehmen
kann?«
»Sie ist
gerade
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