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Lisa Kleypas

Lisa Kleypas

Titel: Lisa Kleypas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Winterwunder von Friday Harbor
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mal sechs Jahre alt, Sam. Darüber zerbrechen wir uns den Kopf, wenn es
so weit ist.«
    »Ich
fürchte nur, es wird schneller so weit sein, als wir denken. Ich ...« Sam
unterbrach sich und rieb sich die Stirn, als wolle er sich ankündigende
Kopfschmerzen vertreiben. »Ich muss dir etwas zeigen. Nachher, wenn Holly im
Bett liegt.«
    »Was? Muss
ich mir Sorgen machen?«
    »Ich weiß
nicht.«
    »Verdammt,
spann mich nicht auf die Folter. Sag schon, was los ist.«
    Sam
flüsterte jetzt nur noch. »Na schön. Ich habe mir vorhin Hollys Hausaufgaben
angesehen. Ich wollte sichergehen, dass sie die Malaufgabe erledigt hat ...
Dabei habe ich das hier gefunden.« Er ging hinüber zu einem Papierstapel
auf der Arbeitsplatte und zog ein einzelnes Blatt
daraus hervor. »Die Lehrerin hat ihnen diese Woche einen Brief aufgegeben.
Einen Brief an den Weihnachtsmann. Und das hier hat Holly geschrieben.«
    Mark sah
ihn entgeistert an. »Einen Brief an den Weihnachtsmann? Wir haben gerade erst
Mitte September!«
    »Im
Fernsehen laufen schon lange Werbesendungen für Weihnachtsgeschenke. Und als
ich gestern im Baumarkt war, erzählte Chuck mir, dass sie Ende des Monats Weihnachtsbäume
aufstellen werden.«
    »Vor
Thanksgiving? Vor Halloween sogar?«
    »Ja. Das
gehört alles zu einer üblen weltweiten Kommerzialisierungsverschwörung. Hat
keinen Zweck, sich dagegen zu wehren. Versuch es also gar nicht erst.« Sam
reichte ihm das Blatt Papier. »Schau dir lieber das hier an.«
    Lieber
Weihnachtsmann,
    dieses
Jahr wünsche ich mir nur eins von dir: eine Mom.
    Vergiss
bitte nicht, dass ich jetzt in Friday Harbor wohne. Danke.
    In Liebe
    Deine Holly
    Mark schwieg gute dreißig Sekunden lang.
    »Eine
Mom«, sagte Sam.
    »Ja, ich
hab's gelesen«, murmelte Mark, den Blick immer noch fassungslos auf den
Brief gerichtet. »Die kriegt der Weihnachtsmann nie in den Strumpf
gestopft.«
    Nach dem Essen zog sich Mark mit einem
Bier auf die vordere Veranda zurück und ließ sich in einen bequemen alten
Holzstuhl fallen. Sam brachte derweil Holly ins Bett und las ihr eine
Geschichte aus dem Buch vor, das Mark ihr heute gekauft hatte. Um diese
Jahreszeit ging die Sonne immer noch sehr langsam unter, und das rote und
orange Glühen am Himmel über der Bucht dauerte ewig lange. I m seichten Wasser
zwischen den Wurzeln der Erdbeerbäume spiegelte sich das Naturfeuerwerk am
Himmel, und Mark zerbrach sich den Kopf darüber, was er mit Holly tun sollte.
    Eine Mom.
    Natürlich
war das ihr sehnlichster Wunsch. Egal, wie sehr Mark und Sam sich auch
bemühten, es gab einfach ein paar Dinge, die sie beide nicht für Holly tun
konnten. Und obwohl es eine Menge alleinerziehender Väter gab, die ihre Töchter
großzogen, ließ sich doch nicht leugnen, dass ein Mädchen für bestimmte
Meilensteine in seinem Leben eine Mutter brauchte und sich wünschte.
    Mark war
dem Rat des Kinderpsychologen gefolgt und hatte ein paar gerahmte Fotos von
Victoria aufgestellt. Außerdem achteten Sam und er darauf, dass sie mit Holly
über ihre Mutter redeten, damit sie in der Erinnerung des Kindes lebendig
blieb. Aber Mark konnte durchaus noch mehr tun, und er wusste das. Es gab
keinen Grund, Holly für den Rest ihrer Kindheit der Erfahrung zu berauben,
bemuttert zu werden. Shelby war für diese Rolle bestens geeignet. Und sie hatte
klargestellt, dass sie bereit war, geduldig zu warten, obwohl sie wusste, wie
wenig Mark von einer Ehe hielt. »Unsere Ehe würde ganz anders verlaufen als die
deiner Eltern«, hatte sie ihm sanft versichert. »Wir machen das auf unsere Weise.«
    Mark
verstand, worauf sie hinauswollte, und er gab ihr sogar recht. Er wusste, dass
er anders war als sein Vater, der sich nichts dabei gedacht hatte, seine Kinder
zu schlagen. In
seiner Familie war es immer stürmisch zugegangen, da wurde herumgebrüllt, da
gab es Gewaltausbrüche und hysterische Anfälle. Bei seinen Eltern hatte er nur
die zermürbenden Aspekte der Ehe, mit lautstarken Streitereien und
nachfolgenden halbherzigen Versöhnungen, kennengelernt, aber leider nicht die
guten Seiten.
    Weil ihm
klar war, dass eine Ehe nicht unbedingt so aussehen musste wie die seiner
Eltern, nämlich durch und durch katastrophal, war Mark immer bemüht, diese Form
des Zusammenlebens neutral zu betrachten. Er hatte geglaubt, wenn er die
Richtige träfe, dann würde er irgendwie innere Gewissheit erlangen. Sein Herz
gäbe ihm plötzlich das Okay und alle Zweifel wären ausgeräumt. Bisher war das
bei Shelby nicht

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