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Lisa Kleypas

Lisa Kleypas

Titel: Lisa Kleypas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Winterwunder von Friday Harbor
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geschehen.
    Was aber,
wenn das bei keiner Frau funktionierte? Er versuchte sich die Ehe als eine
pragmatische Zweckgemeinschaft vorzustellen, mit jemandem, den man mochte.
Vielleicht war das die beste Herangehensweise, vor allem wenn man dabei das
Wohl eines Kindes mit im Auge behalten musste. Shelbys Charakter – ihre ruhige,
angenehme und liebevolle Art – passte. Sie würde eine großartige Mutter
abgeben.
    Mark
glaubte nicht an Illusionen wie romantische Liebe und Seelenverwandtschaft. Er
hatte keine Probleme damit, zuzugeben, dass er sehr praktisch und in der
kalten, harten Realität verwurzelt war. Er fühlte sich wohl damit. War es
Shelby gegenüber unfair, ihr einen Heiratsantrag zu machen, der auf praktischen
Überlegungen beruhte? Vielleicht nicht, solange er ehrlich sagte, was er für
sie empfand. Oder vielmehr nicht empfand.
    Er trank
sein Bier aus, kehrte zurück ins Haus, warf die Flasche in den Mülleimer und
ging in Hollys Zimmer. Sam hatte sie zugedeckt und das Nachtlicht angelassen.
    Ihre Lider
waren schwer, und sie gähnte. Neben ihr lag ein Teddybär, warm eingekuschelt
unter der Decke, und schaute Mark aus glänzenden Knopfaugen erwartungsvoll an.
    Mark blickte
auf das kleine Mädchen hinunter und wurde von einem seltsamen Gefühl erfasst.
Ihm wurde schlagartig sehr intensiv bewusst, wer er noch vor Kurzem gewesen
war und dass er jetzt an einem völlig anderen Punkt seines Lebens stand.
    Er beugte
sich zu Holly hinunter und küsste sie auf die Stirn wie jeden Abend. Sie
schlang ihre dünnen Ärmchen um seinen Nacken, und er hörte sie schlaftrunken
murmeln: »Ich habe dich ganz doll lieb.« Dann drehte sie sich auf die
Seite, kuschelte sich fest an ihren Bären und schlief ein.
    Mark stand
einfach nur da. Er musste blinzeln, um nicht von seinen Gefühlen komplett
überwältigt zu werden. Zum ersten Mal in seinem Leben wurde ihm klar, wie es
sich anfühlte, wenn einem das Herz gebrochen wurde. Nicht zerbrochen in einem traurigen
oder romantischen Sinn, sondern aufgebrochen, gewaltsam geöffnet. Er hatte so
etwas noch nie erlebt, nie geahnt, wie es sich anfühlte, wenn man sich nichts
sehnlicher wünschte, als einen anderen Menschen rundum glücklich zu machen.
    Er würde
eine Mutter für Holly finden, die vollkommene Mutter für sie. Er würde sie mit
einem Kreis aus Menschen umgeben, die sie liebten.
    Normalerweise
ging ein Kind aus einer Familie hervor. In diesem Fall jedoch würde eine
Familie aus einem Kind hervorgehen.

Kapitel 4
    Die vier Hauptinseln San Juan, Orcas,
Lopez und Shaw wurden
alle von derselben Fährlinie bedient, den
Washington State Ferries. Die Überfahrt von San Juan nach Anacortes auf dem
Festland dauerte je nach Route und Zwischenstopps zwischen fünfundsechzig und
hundertfünfundzwanzig Minuten. Man konnte den Wagen auf dem Parkdeck der Fähre
abstellen, zum Passagierdeck nach oben gehen, es sich dort gemütlich machen
und bei ruhiger See die im Sommer und Herbst fantastische Aussicht genießen.
    Maggie
lieferte ihren Pflegehund im örtlichen Tierheim ab und fuhr anschließend zum
Fährterminal in Friday Harbor. Sie hätte auch einen halbstündigen Flug direkt
nach Bellingham nehmen können, aber sie zog es vor, die Fähre zu benutzen,
statt zu fliegen. Bei der Überfahrt gab es viel mehr zu sehen: die Häuschen am
Wasser, die Küstenlinie der Inseln. Ab und an ließen sich Delfine blicken oder
faul auf einer Sandbank liegende Seelöwen. Häufig entdeckte man fischende
Kormorane an den Prielen – kleine schwarze Punkte, die wie Pfefferkörner über
das Watt verstreut waren.
    Da eine
ihrer Schwestern sie am Fährterminal in Anacortes abholen wollte und sie ihre
Familie besuchte, brauchte sie ihren Wagen nicht mitzunehmen und betrat die
Fähre zu Fuß. Das Stahlschiff fasste knapp tausend Passagiere sowie
fünfundachtzig Kraftfahrzeuge und erreichte eine Geschwindigkeit von bis zu
dreizehn Knoten.
    Die
Segeltuch-Reisetasche über die Schulter gehängt, begab Maggie sich in den
geschlossenen Teil des Passagierdecks. Sie ging an einer Reihe der breiten
Bänke entlang, die vor den großen Panoramafenstern standen. Die Freitagmorgen-Fähre
war voll. Viele Passagiere wollten über das Wochenende nach Seattle. Maggie
steuerte zwei Bänke an, die einander gegenüberstanden. Die eine war besetzt.
Ein Mann in einer kakifarbenen Hose und einem dunkelblauen Poloshirt studierte
dort die Zeitung, neben sich die Teile, die er bereits gelesen hatte oder die
ihn nicht

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