Lisa und das magische Schwert: Malum Saga non habet misericordiam (German Edition)
Schmerzen.
„Ich habe dir befohlen, dass du in meiner Nähe bleibst, Hexe!“ Isis duldete wie jeher die Prügelattacken der Oberhexe ohne laute Ächzer.
Als wäre sie nicht schon aufgebracht genug, kamen da auch noch Fedoras treue Zuträgerinnen und Schmarotzerinnen, um ihr zu sagen, dass sich zwei weitere Hexen in die Teufelsmauer eingereiht haben.
„Wir grüßen dich, Fedora, Oberhexe vom Wurmberg und des Harzes.“ Grässliche schwarze Weiber krochen fast auf den Holzdielen in Fedoras Hütte, als sie die Oberhexe ansprachen.
„Waas?“ Fedora war ungehalten und nicht in der Stimmung auf kriecherisches Getue von ihren Spitzeln. Sie war schließlich gerade in bester Laune, Isis zu erniedrigen.
„Wir haben tote Schwestern zu melden.“
Krachend ließ sich Fedora auf ihren Stuhl zurückfallen, ihre dürren bleichen Hände umfassten die Schnitzereien ihrer Lehnen.
Mit spitzer Zunge zischelte eine der Hexen: „Dies geschah bei dem Versuch, in das Haus einzusteigen, auf das sie achten sollten.“
„Was ist passiert? Ich will jede Kleinigkeit wissen“, schrie sie wie eine wild gewordene Krähe und vergaß zusehends, Isis zu demütigen und zu ohrfeigen.
Die Hexe Beijanna führte das Wort. Als einzige direkte Augenzeugin konnte sie genauestens erklären, was sie gesehen hatte. „Die Zwillinge Efaria und Epftara sahen, dass die Hintertür zur Küche offen stand und wollten flink wie die Ratten ins Haus. Sie sind aber nicht weit gekommen. Denn unweit von der alten Eiche zwirbelten sie an einem Feuerstrang vorbei und fingen Feuer, ehe sie dann zu Staub zerfielen.“ Mit gehässigen geröteten Augen beobachtete sie die Reaktion von Fedora. Sie freute sich auf den Trumpf, den sie jetzt durch ihre faulen Zahnstumpen zischte. „Ich habe die Nichte von Walpurga gesehen. Im Gartenteich sah ich ihr Spiegelbild.
Als ich in Gestalt einer Krähe Wasser zu mir nahm, ging sie unsichtbar an mir vorbei. Sie spiegelte sich im Wasser wider.“
Die Oberhexe traute ihren Ohren nicht. Verstand sie das jetzt wirklich oder spielte ihr das Gehör Streiche? Wieder verzeichnete Fedora den Verlust von zwei Schattenweibern. Der Verlust der Hexen ließ sie kalt. Hier ging es ganz allein um Stärke, Macht und Besitztümer! Sie war jetzt nicht mehr Herrscherin ihrer Gefühle. Zu ihrem Ärger kam aber noch ihr angekratztes Ego.
Sie konnte es nicht ertragen, dass es der Nichte der verhassten Brunnen-Walpurga gelingt, sie zu häuten und sie nackt und erniedrigt vor ihrem Hexenclan stehen zu lassen. „Niemals werde ich das zulassen“, schwor sie sich selbst und zwickte mit ihren langen Krallen nervös hin und her.
Aufgebracht verließ sie ihre Hütte, um sich an der frischen Luft abzureagieren. Mit großen Schritten stampfte sie umher. Verdutzt folgten die anwesenden Schattenweiber der Oberhexe, die sich wie eine wilde Furie benahm. Ihre Augen schossen unkontrolliert alles weg, was ihr im Weg stand. Sie raufte ihre Haarbüschel zusammen und schrie in den Himmel, der sich sofort verfinsterte. Atemlos bemerkte sie, dass ihre Hexen abwartend abseits standen und auf Befehle warteten.
Nach und nach zügelte sie sich, um dann ihren Anhängerinnen gegenüber gefährlich ruhig zu erscheinen. „Ich lag mit meiner Vermutung wohl doch nicht so falsch!“, krächzte die Oberhexe, als sie aufschnaufend vor ihnen hin und her schritt und den trockenen Bodenaufwirbelte. Ihr griffiger Blick traf erneut zügellos einen Steinberg, den sie in Staubkörner sprengte. Sie schrie mit der Explosion gemeinsam auf, so eine unbändige Wut kam wieder in ihr hoch. „Uns ist der Weg ins Haus genauso versperrt wie damals Walpurga. Was soll ich davon halten? Entweder ist der Zauber schon sehr alt und dauerhaft gesprochen oder er ist erst ganz neu über das Haus gelegt worden. Das würde bedeuten, dass sich die verleumderische kleine Hexe Nympfjet in der Nähe des Hauses aufhält oder in ihm wohnt und immer noch ein waches Auge auf die ätzenden Menschen hat.“
Fedora stieß Verwünschungen aus. Um sie herum fingen die Büsche wahllos Feuer, der Qualm verteilte sich und nebelte die ungepflegten entstellten Weiber in schwarze Rauchschwaden ein. Urplötzlich drehte sie sich mit einem breiten Grinsen ganz still und in sich gekehrt um. Ihre Nasenflügel bebten ununterbrochen, als sie erfreulich feststellte: „Dann ist das Schwert in diesem Haus versteckt!“
Die Hexen fielen alle bis auf Isis auf den Boden und huldigten Fedora. Ihr krummer buckeliger Rücken
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