Lisa und das magische Schwert: Malum Saga non habet misericordiam (German Edition)
der Hexe und wisperte feindselig: „Ich rieche Verrat, List und Untreue. Du scheinst tatsächlich lebensmüde zu sein.“ Nur mit der Kraft ihrer bloßen Augen zwang sie Isis auf den Boden und in den Dreck. Die zuschauenden Hexen begrüßten den unfairen Kampf. Und Fedora erniedrigte und peinigte Isis hämisch. Mit blitzenden gelben Augen zischelte sie lautlos durch ihre dreckigen Zahnstumpen: „Deine Zeit kommt, Isis.“ Fedora schnaufte ihren jahrhundertealten Mief in die Haare von Isis, als sie kränkend weitersprach: „Jetzt gehorchst du völlig mir. Hast du mich verstanden? Du bist nur der Dreck unter meinen Nägeln, Isis, merke dir das.“
Isis hatte die Drohung verstanden. Es sollte jetzt nur ein Tadel sein und die wirkliche Bestrafung sollte folgen. Fedoras ergebener Hexe wurde auch gnadenlos mitgeteilt, wann sie damit rechnen konnte.
„Wenn ich erst mal das Schwert in den Händen halte, gewähre ich dir vielleicht die Entscheidung, aber nur wenn ich einen guten Tag habe, auf welcher Seite du stehen möchtest. Auf meiner oder auf der der Teufelsmauer.“ Hinter der Oberhexe steigerte sich krächzendes Gekicher. Obwohl sie nicht hörten, um was der Streit ging, konnten sie aber an ihren Körperhaltungen erkennen, wie groß der Disput der beiden war.
Beijanna, Lupina, Pinella und die Feuerhexe Sojana, die sie eigens für ihre Mission ausgesucht hatte, forderten Fedora mit spitzer Zunge auf, die auf den Boden gedrückte Isis doch zu bestrafen. „Lehre ihr mehr Gehorsam. Schick ihr die Todgreifer“, zischelte Lupina und rieb sich ihre verdorrten kalten Hände aneinander. Beijanna befürwortete das und flehte mit vor Aufregung zitternder rauer Stimme: „Brech ihr das Genick. Und schmeiß sie in die Hölle. Die Dämonen werden ihren Spaß haben.“ In den Mundwinkeln der Hexen sammelte sich durch die pure Mordlust der Speichel. Die hässlichen und krüppelhaften Weiber erwarteten auf der Stelle, dass Fedora die Vernichtung vollzog. Sie steigerten sich in einen Singsang: „Verfluche sie, verfluche sie, verfluche sie …!“
Isis krümmte sich auf dem kahlen sandigen Boden. Ihre Haut wurde dünn und durchsichtig wie farbloses Pergament. Ihre Adern traten dick hervor, mit weit aufgerissenen leeren Augen lag sie im Dreck und fühlte, wie ihr Körper langsam austrocknete und sterben wollte …
B ei Lisa überschlugen sich seltsame Ereignisse. Wenn sie dachte, sie hatte ihr Fenster zum Lüften geöffnet, sich dann abermals umdrehte, war es prompt wieder geschlossen. Dasselbe mit der Hintertür. Sie ging immer hinten durch, um zu ihren Mülleimern zu kommen. Die Hintertür öffnete sie weit genug, damit sie vom Wind nicht zugeschlagen werden konnte, brachte den Abfall weg, und als sie wiederkam, war die weit geöffnete Tür fest verschlossen.
„Ich glaube, so langsam verliere ich meinen Verstand.“ Lisa nahm sich einen Apfel und biss herzhaft hinein, während sie die Hintertür unter die Lupe nahm. Sie klippte sie auf und beobachtete, ob sie von allein wieder zuschlug. Aber die Tür stand und blieb unbeweglich. Es gab keine Anzeichen dafür, dass sie sich selbstständig schloss.
„Komisch!“ Egal, in welcher Position sich die Türe auch befand, sie stand. Die Tür bewegte sich weder nach vorne noch nach hinten. Tipptopp ausgeglichen! Lisa zuckte mit den Schultern, denn sie fand keine Erklärung zu den mystischen Ereignissen im Hause Lindner.
„Was ist komisch, Schatz!“ Lorenz ging auf seine sich wundernde Frau zu und gab ihr einen beherzten Kuss. „Ist was mit der Tür?“
„Ach, ich dachte, dass ich sie aufgelassen hätte. Und wie ich von den Tonnen zurückkam, war sie auf einmal zu!“
„Das kommt vor, Schatz. Der Wind, das himmlische Kind …!“
Lisa kräuselte ihre Nase und sah in den ruhigen Garten. „Hm. Es ist kein Wind da.“
Lorenz schüttelte den Kopf über seine grübelnde Frau, die scheinbar schon wieder Hexen oder Geister jagte, und nahm wie immer seine Lisa nicht ernst. Er grätschte seine Finger und verstellte seine Stimme rauchiger und gruseliger. „Wir kommen. Wir kommen, um dich zu holen.“
Lisa trieb es einen leichten Schauer über die Kopfhaut. „Ach, hör auf zu spinnen!“, lachte Lisa und kniff ihren Ehemann in den Bauch. „Ich mag das nicht. Du weißt, dass ich mich sehr fürchte. Also lass das gefälligst!“, ermahnte sie mit Nachdruck.
Plötzlich wurden sie von einem fürchterlichen Schrei aus dem Obergeschoss aufgeschreckt. Lisa war kurz erstarrt und
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