Lisa und das magische Schwert: Malum Saga non habet misericordiam (German Edition)
der Hexe hinwies.
Es war das dunkle Merkmal und das unverkennbare Zeichen einer Braut Luzifers, was nichtssagend auf der Brust von der Hexe ruhte!
Nun doch verunsichert, ging der Zwerg einige Schritte rückwärts und hoffte, dass das Weib endlich aufwacht.
Brokk setzte sich wieder ans Feuer und behielt die Hexe weiter im Auge. Er wartete geduldig auf eine Regung der noch bewusstlosen Hexe und schaute ab und zu hinüber zum fest schlafenden Sinith, der sich von der Hitze des Fiebers hin und her warf. Die Anstrengung, auf alles zuachten, und der wenige Schlaf der letzten Tage ließen ihn selbst in einen Schlummer fallen.
Die Hexe brauchte Stunden, um wieder zu sich zu kommen! Mit leichtem und leisem Stöhnen machte sie irgendwann mal auf sich aufmerksam und ließ Brokk verschlafen hochschrecken.
„Kann ich einen Schluck Wasser haben?“, fragte sie zaghaft und kränklich.
Sinith hob schwerfällig seinen Kopf, als er die Stimme der Hexe vernahm. Die Blicke der Zwerge kreuzten sich. Sollten sie oder sollten sie nicht?
„Ich bin nicht gekommen, um euch zu schaden. Gebt mir Wasser, meine Kehle schmerzt vor Trockenheit.“
Noch unschlüssig wandte sich Brokk Sinith zu. Sinith nickte in Richtung seiner Feldflasche und erlaubte Brokk, die Hexe von seinem Wasser trinken zu lassen.
Mit großem Abstand warf er der Hexe die Flasche in den Schoß.
„Was seid ihr für dumme Zwerge! Kann mir einer von euch erklären, wie ich ohne meine Hände etwas trinken kann?“
Das mussten die beiden einsehen. Brokk ging auf die Hexe zu und nahm vorsichtig die Flasche wieder in die Hand, drehte die Kappe ab und ließ die Hexe daraus gierig trinken.
„Was willst du von uns? Wieso hast du auf uns gelauert?“
„Ach, ich habe nicht gelauert, ihr törichten Zwerge“, sagte die Hexe in irgendeine Richtung, in der sie die Zwerge vermutete.
„Ganz im Gegenteil: Ich möchte euch ein Geschäft vorschlagen!“
„Mit Hexen macht man keine Geschäfte. Das brauchst du gar nicht erst versuchen.“
Brüskiert über diese bodenlose Dreistigkeit, die Zwerge dermaßen hinterhältig aus ihrer Reserve zu kitzeln, griff Brokk erneut zum Horn, um der Hexe endgültig das Leben zu nehmen.
„Genau, wir sind zwar klein, aber nicht dumm!“ Sinith trat der Hexe inzwischen zwar mit schlotternden Beinen entgegen, jedoch mit bedrohlich geballten Fäusten.
„Ich weiß nur zu gut, dass ihr meine Hilfe braucht! Ich glaube auch zu wissen, dass ihr auf dem Weg seid, um die Klobenberg-Herrscherin um Unterstützung zu bitten. Der Zyklopenkönig Sordolax hat euch geschickt, nicht wahr?“
Wieder sahen sich die Zwerge erstaunt an. Hexen sind wirklich Wesen, mit denen man sich nicht einlassen sollte. Sie wissen alles und können dadurch gekonnt alle Pläne vereiteln.
„Wenn du das glaubst, dann denke nur weiter daran! Aber wir wollen ganz woanders hin.“
Brokk war froh, dass die Hexe seine Unsicherheit nicht sehen konnte. Er hoffte, mit fester und bestimmter Stimme zu sprechen, damit sie keinen Verdacht schöpfte, wie es wirklich in ihm aussah. Aber seine Hoffnung ging nicht auf.
„Ihr habt vergessen, mit wem ihr es zu tun habt. Fedora weiß über alles Bescheid. Der Krieg über dem Zyklopenwald nimmt gerade seinen Höhepunkt. Eswerden alle einäugigen Riesen vernichtet sein, wenn ihr nicht schnell die Herrscherin findet und sie aufklärt. Und nicht nur das. Ihre Freunde, ihre Menschenfreunde, sind auch in ganz großer Gefahr …“
Die Zwerge schluckten schwer. Von Menschenfreunden wussten sie nichts. Aber dass der Zyklopenwald in Gefahr ist und der alte König unbedingt Beistand braucht, das war ihnen nichts Neues. Darum hatte man sie ja wirklich ausgesandt. Brokk ging näher an die Hexe heran.
„Ich weiß, wer du bist. Ich habe dein Gesicht gesehen, als dich die böse Fedora vom Besen holte und in den Sand stieß …!“ Brokk erinnerte sich an jedes noch so kleine Detail an diesem Tag. Unter dem Tarnnetz konnte er alles sehen. Auch die Abneigung, die diese Hexe vor ihnen am Baum erkennen ließ, hatte er nicht vergessen. Grenzenlose Wut und zügelloser Hass gegen die Oberhexe spiegelten sich in ihrem verzerrten Gesicht und in ihren Augen wider. Diesen verbissenen Ausdruck um ihre Mundwinkel und das waghalsige und bissige Leuchten der schwarzen Pupillen hat der Zwerg verinnerlicht. Noch nie in seinem Leben sah er so ein Feuer der Besessenheit, jemanden zu töten. Es loderte nicht nur, sondern es brannte im Herzen der Hexe, und wurde geschürt
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