Lisa und das magische Schwert: Malum Saga non habet misericordiam (German Edition)
Tönen in die Knie gezwungen. Denn den Ton des Horns konnten Hexen nicht ertragen. Der Laut war ein Fluch für ihre Ohren.
Die Hexe krümmte sich und verhakte sich in den Büschen. Sie versuchte noch zu flüchten, aber wohin. Das Horn der Taubheit nahm ihr jegliche Orientierung. Sie stürzte, stolperte und fiel über herausstehende Wurzeln. Mit letzter Kraft und mit einem vor Schmerz verzerrten Gesicht versuchte sie krampfhaft ihre Ohren mit den Händen zu schützen. Doch vergebens.
Brokk sah schon, dass Blut zwischen ihren Fingern lief. Die Hexe irrte noch Sekunden desorientiert umher, ehe sie wie ein gefällter Baum umfiel und wie tot liegen blieb.
Mit wild pochendem Herzen starrte Brokk ungläubig auf die bewegungslose Hexe. Das ging jetzt schnell. Irgendetwas passte nicht. Brokk fragte sich allen Ernstes, ob er übereifrig gehandelte hatte. Denn so im Nachhinein schien es schon verwunderlich, warum er die hockende Hexe mehr überraschen konnte als sie ihn!? War es ihre geduckte Haltung, die nicht entdeckt werden sollte, die ihn jetzt zweifeln ließ? Es sah eher so aus, dass sich die Hexe versteckt hatte, um nicht jemand anderem aufzufallen. Sie befand sich nicht in einer Angriffsposition und wirkte nicht wie eine wilde Furie, die sich auf die Zwerge stürzen wollte, um diese zu töten! Umso mehr er darüber nachdachte, kam er zu dem Entschluss, dass sie tatsächlich auf die Zwerge im Gebüsch gewartet haben muss.
„Puh, was war das denn gerade?“ Noch völlig aus der Puste ließ sich Brokk auf seine Knie fallen.
„Was machen wir jetzt mit ihr?“
Völlig unsichtbar für Brokk hörte er Siniths Stimme schwach und dünn unter dem Netz hervor: „Die hat sich nicht mal gewehrt.“
„Nein, das hat sie nicht. Obwohl sie mehr als genug Zeit besaß.“
Die Zwerge wirkten ratlos. Sollten sie die Hexe liegen lassen und ganz schnell das Weite suchen? Oder sollten sie herausfinden, was die noch bewusstlose Hexe von ihnen wollte.
„Komm, wir fesseln sie schnell an einem der Bäume, solange das Schattenweib nicht ansprechbar ist.“
Sinith und Brokk, die selber mehr als erschöpft waren, rollten und zerrten die Hexe zu einem Baum, legten die Arme nach hinten und banden sie fest. Denn eine Hexe braucht zum Zaubern ihre Hände, so vermuteten die Zwerge. Auch ihre Augen bedeckten sie mit einem Tuch, damit diese den Zwergen nicht schaden konnten.
Etwas abseits von dem Baum, an dem die Hexe lehnte, machten Sinith und Brokk ein Feuer und ließen die Hexe nicht eine Sekunde aus den Augen.
Als sie so abwartend auf die Hexe blickten, wurden sie kurzfristig von einem knurrenden Magen abgelenkt.
„Ich habe Hunger“, jammerte Sinith qualvoll und hielt sich den schmerzenden Bauch. Mir ist auch kalt. Irgendwie fühle ich mich nicht wohl, Brokk.“
Vorsichtig legte er seine Hand auf die schwitzende Stirn seines Freundes. Das Fieber kam ohne Ankündigung.
Um sich nichts anmerken zu lassen, steckte er einen gejagten Hasen über einen spitzen Ast, der allmählich über dem Feuer gegrillt wurde. Das langsam bratende Fleisch verströmte ein köstliches Aroma.
Und unter anderen Umständen wäre den Zwergen sicherlich das Wasser im Mund zusammengelaufen. Obwohl sie auch mehr als Hunger hatten, verspeisten sie später eher appetitlos das zarte Fleisch. Denn ohne die schmackhafte Würze des groben Salzes schmeckte alles fad und eintönig und es fehlte ihrer Gesundheit.
„Komm, iss bitte noch ein bisschen, Sinith. Wir haben morgen noch ein gutes Stück Weg vor uns. Du brauchst die Kraft.“ Brokk nahm von seinem Teller etwas Fleischund hielt es Sinith vor seinen zusammengepressten Mund.
Sinith schüttelte sich. „Ich kann nicht essen. Mir ist nicht gut.“ Der Zwerg drehte seinen Kopf zur Seite und schloss die Augen.
Immer wieder warf Brokk ein Auge auf die Hexe, es war auch mehr als riskant, was sich die beiden da ausgedacht hatten.
Der Zwerg beäugte genauestens das schlafende Schattenweib. Leise stellte er seinen Teller auf einem großen Stein ab und ging neugierig auf sie zu, als er das große Amulett an ihrem Hals bemerkte. Nicht unbedingt zögerlich schritt er auf sie zu. Der Anhänger war ein schwarzes Pentagramm. Die Spitze zeigte nach unten. Das bedeutete ganz sicher, dass das Symbol für den gehörnten Gott steht. Denn Brokk wusste aus alten Überlieferungen, dass der Satan Hörner trägt. In der Mitte des gezackten Amuletts sah er den Kopf eines Ziegenbocks. Was eindeutig auf die schwarze und hässliche Seele
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