Lisa und das magische Schwert: Malum Saga non habet misericordiam (German Edition)
Waldweg, aber sie hatten unentwegt das Ziel vor Augen, somit war der Gang nicht mehr so beschwerlich wie die vergangenen Meilen – voller Gefahren, Krankheit und Schmerz. Nun freuten sich die Zwerge darauf, der Herrscherin vom Klobenberg endlich die Botschaft auszuhändigen! Es trennte sie wirklich nur noch das eigentliche Gegenüberstehen!
I m Haus selbst war fast alles beim Alten. Maxima saß mit ihrer Mutter in der Küche und hing ihren eigenen Gedanken nach, während Lisa immer noch Zauberbücher durchforstete und Elixiere kochte und in kleine Flaschen abfüllte. Warum sie das tat, wusste sie nicht ganz genau. Aber es gab ihr ein Gefühl von Sicherheit und gewappnet zu sein vor dem, was eventuell noch auf sie und Maxima zukommen würde.
Und die kleine Hexe, die immer noch danach forschte, wo das Rufen nach ihr herkam, ließ die beiden nicht aus den Augen. Sie schaute Lisa nebenbei auf die fleißigen Hände und hörte ihren Gedanken bei der Arbeit zu: „Wie sage ich nur Mia, dass ihr Vater sich drüben bei den komischen Frauen aufhält?“ und: „Wie kann ich meine Kleine dennbeschützen?“ oder: „Oh je, ich habe keine Ahnung, was hier gerade läuft“.
Nympfjet hatte großes Mitleid mit Lisa. Sie war ja nun kein kleines Mädchen mehr. Nein, sie ist eine verantwortungsvolle Mutter geworden. Die kleine Hexe verstand Lisas Gedanken nur zu gut. Sie wollte jetzt nicht in ihrer Haut stecken. Denn in Zeiten einer Not Mutti zu sein, ist der schwerste Weg, den sie gehen muss. Weil eine Mutter immer zuerst an ihr Kind denkt, bevor sie an sich selbst denkt.
Zumal Lisa überhaupt keine Idee hat, wie sie ihrer Tochter mitteilen sollte, dass sich ihr Vati in der gefährlichen Obhut von bösen Harzhexen aufhalten musste. Die Angst um ihren geliebten Lorenz fraß sie schier auf. Zu gern wüsste sie, wie es ihm geht und ob sie ihren Mann wenigstens nett behandelten. Die Ungewissheit raubte ihr fast alle Nerven. Lisa trug die Last bis jetzt ganz allein, um ihre Maxima noch etwas zu schützen. Wie lange sie das noch tragen muss, stand für sie in den Sternen. Aber solange sie es verschweigen kann, so lange würde sie es auch tun.
Von Lisas Schwermütigkeit angesteckt, ging Nympfjet in der Küche auf und ab und spiegelte sich – für Lisa und Maxima nicht sichtbar – im Fenster wider, als sie dabei verstohlen in den Garten schaute.
Der Garten erschien dunkel und finster, geblendet vom hellen Licht im Zimmer, doch Nympfjets Adleraugen sahen, dass sich auf dem Rasen etwas bewegte und die Grashalme nach unten platt drückte. Nympfjet richtete ihre Augen auf den Rasen, auf dem eine Laufspur zum Haus sichtbar wurde, und hielt sich kampfbereit.
D ie Zwerge selbst sahen nicht gerade viel. Es war schwer für sie, mit einem Netz über dem Kopf einen holprigen hochgewachsenen Rasen auseinanderzuteilen, damit sie leichter vorwärtskamen. Sie stolperten mürrisch über ihre eigenen Füße unter dem Netz der Unsichtbarkeit.
„Von Rasenpflege hat hier auch noch keiner was gehört!“, zeterte Brokk.
Sinith grinste schelmisch. „Kannst dich ja anbieten, wenn wir unsere Mission erfüllt haben.“
Brokk reagierte darauf etwas angesäuert. „Ja klar. Ich pflege den Rasen und du machst dich an Nympfjet ran. Das kannst du ganz schnell wieder vergessen.“
Sinith fand den Vorschlag gar nicht mal so übel. „Das war dann aber deine Idee. Nicht, dass du später behauptest, ich hätte mir den Plan schon lange zurechtgelegt!“ Brokk verfing sich in einer Eifersucht, obwohl es überhaupt keinen Anlass dazu gab.
Unwirsch trampelte er vor Sinith her, der ihn dann von hinten anstieß. „Pass doch auf, du Trottel“, schimpfte sich Brokk in Rage, als Sinith ihm in die Hacken trat. Es dauerte nicht lange, da wiederholte sich das dumpfe Buffen. „Aua. Sinith, ich habe gerade gesagt, du sollst aufpassen.“ Seine Warnung hatte er noch nicht ganz ausgesprochen, da traf Sinith ihn sofort wieder im Rücken. Ungehalten wandte er sich seinem Freund zu, um ihm die Leviten zu lesen. Seine Fäuste schon geballt, wollte er ihm gerade denselben Stoß versetzen, den er mehrere Male gegen seine Ferse aushalten musste.
Das starre und kreidebleiche Gesicht seines Freundes hielt ihn aber zurück. Es war nicht das erste Mal, dass er diesen Gesichtsausdruck bei seinem Freund sah. Bleich und mit bewegungslosen Gesten stierte Sinith ihn erschrocken an. „Ich bin das nicht, ehrlich“, schwor Sinith besonders leise.
Brokk schaute vom weißen Gesicht
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