Lisa und das magische Schwert: Malum Saga non habet misericordiam (German Edition)
nicht einmal, von wem wir ernst gemeinte Hilfe erwarten können, ohne dass sich die Person lustig macht und uns beide für total bescheuert hält …?“
Verunsichert suchten ihre Blicke im Zimmer irgendwo Halt. Sie wussten langsam nicht mehr, was sie noch denken sollten.
Bis Maxima das gespenstische Schweigen mit einer nicht einmal törichten und bei den Haaren herbeigezogenen Frage brach:
„Hast du dir eigentlich schon mal darüber Gedanken gemacht, was das für männerseelenfressende Monsterweiber sind, die sich in unserer Nachbarschaft breitmachen?“
Lisa stieg ein Kloß in die Kehle, als sie an ihren Lorenz dachte. „Ja, irgendwie bin ich stets am Denken. Ich komme aber zu keinem Ergebnis“, log sie ihre Tochter an, denn nur zu gut wusste sie, dass es Hexen waren.
„Ich aber.“ Maxima kam ganz nah an Lisas Ohr und flüsterte so leise, dass Lisa erst gar nichts verstand, sondern nur ihre aufsteigende Gänsehaut im Nacken spürte. Mit ihren Lippen formte sie das Wort nach, das Maxima ihr zuraunte.
„Hexen?“, wiederholte Lisa überrascht. Ihre Maxima, die nie an Harzwesen geglaubt hat, dachte ernsthaft an Hexen? Maxima sah ihrer Mutter fest in die Augen und nickte ununterbrochen dazu.
„Ich wollte diesen Gedanken mit dir nie zu Ende denken, Kind. Aber ich weiß, dass du recht hast. Wir haben es hier nicht nur mit Hexen zu tun, sondern mit bösen Teufelsweibern.“
Mutter und Tochter machten einen jämmerlichen Eindruck, als sie auf dem Dielenboden saßen und ihre Hilflosigkeit zum Himmel schrie …
Hilflos und jetzt auch noch mutlos stierten sie wieder vor sich hin. „Was sollen wir jetzt nur machen? Das Einzige, was ich über Hexen weiß, dass sie früher auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurden, weil sie des Teufels waren. Aber wie man sich schützen kann oder auch mit ihnen kämpfen soll, davon habe ich keinen bloßen Schimmer!“
„Und warum hast du das ganze Kraut in unserer Küche gekocht? Wenn nicht zum Schutz? Auch die Apfelhälften sind mir nicht verborgen geblieben, Mama! Und dann sagst du, du hast keine Ahnung, wie du uns beschützen kannst. Das haste doch schon!“
Maxima wusste auch nicht mehr wie ihre Mutter, die sich im Internet über Hexen und deren Hexereien belesen hatte.
Aber es fühlte sich gut an, was ihre Mutter bisher für sie im Haus getan hat.
Es war so unwirklich, dass sich Mythen und Sagen gerade im Leben von Familie Lindner lebendig gestalten. Alles, was man sich bisher erzählte, handelte sich um Geschichten, Überlieferungen und Erzählungen aus dem Mittelalter. Doch für die Neuzeit gab es keine Tipps, wie man mit wahren bösen Hexen umgehen muss. Es ist halt auch nicht möglich, sich einfach auf die Straße zu stellen und mit dem Finger auf die Frauen zu zeigen und Hexe zu schreien, wie das im 12. bis 15. Jahrhundert gang und gäbe war. Heute, im 21. Jahrhundert, würde man schneller in einer Zwangsjacke stecken, als man bis drei zählen konnte.
Lisa seufzte schwerfällig bei dem Gedanken, wie viele unschuldige Frauen auf diesem Wege hingerichtet wurden.
„Weißte was, Mia, wenn wir unsere Geschichte jemandem erzählen würden, dann stände sogar ich zu damaligen Verhältnissen auf dem Scheiterhaufen.“
„Warum, weil du Kräutersuppe gekocht hast?“
„Ja, genau aus diesem Grund, Mia. Leider sind gerade diese Frauen verbrannt worden.“
„Weil die essbare Pflanzen gesammelt haben und Heilkräuter, das ist doch unglaublich?“
„Ja, Kind. Viele Frauen mussten ihr Leben lassen, die wegen ihrer Kräuterkunde und Nächstenliebe angeklagt wurden, weil irgendein Bauer oder Nachbar der Meinung war, schlechtes Zeugnis abgeben zu müssen! An allemsollten sie schuldig sein. Missernten, Totgeburten, Ehebruch. Ach, an allem eigentlich.“
Ungläubig sah Maxima ihre Mutter an. „Ich verstehe das eben nicht? Nimmst du die Hexen jetzt auch noch in Schutz? Ich glaub’s ja wohl nicht.“
„Mia, bitte. Du musst richtig zuhören! Nein, ich nehme hier keine bösen Hexen in Schutz. Ich will dir nur verständlich machen, dass es zweierlei Frauengruppen gibt. Die eine ist böse und dunkel und die andere hell und freundlich.“ Wieder kroch in Lisa ein Gefühl aus Kindertagen im Bauch umher, das sie wie immer nicht einordnen konnte.
„Ich glaube, wir sollten zu Papa ins Büro gehen und intensiver danach googeln. Bestimmt werden wir über Hexen etwas Ausführlicheres finden, was uns weiterhilft, oder Mama?“ Maxima fand den Vorschlag nicht übel und bat ihre
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