Lisa und das magische Schwert: Malum Saga non habet misericordiam (German Edition)
kapitulierende und müde Mutter aufzustehen und zu handeln.
„Meinst du, die alten Überlieferungen, außer den Ratschlägen, die Hexen auf dem Scheiterhaufen festzubinden und anzustecken oder ihnen die Köpfe abzuhacken, halten für uns irgendetwas Brauchbares, Hilfreiches und Nützliches gegen böse Hexenweiber parat?“
Maxima hockte sich wieder hoffnungslos auf die noch warme Stelle zurück. „Ach menno! Ich weiß dann jetzt auch nicht mehr weiter.“
„Ich weiß nur, dass ich meinen Ehemann und deinen Vater wiederhaben will. Und das ungeschoren.“
Beide seufzten schwer im Duett und fielen wieder in eine Phase der Ratlosigkeit …
Nympfjet, Ida und Frowin beobachteten alles mitfühlend aus ihrem Paralleluniversum, das sich mitten in Lisas altem Zimmer befand.
„Nimm den Vergessenheitszauber ab, Nympfjet. Es reicht jetzt. Allein können sie sowieso nichts ausrichten!“ Frowin stimmte Idas Drängen uneingeschränkt zu.
„Es ist mehr als Zeit. Die zwei müssen noch auf den bitteren Kampf mit der Wurmberghexe vorbereitet werden! Worauf wartest du noch?“ Frowin und Ida redeten auf Nympfjet ein, die schon längst wusste, dass die Zeit gekommen war, um Lisa ihre Erinnerung wiederzugeben. Sie zückte ihren Zauberstab und sprach liebevoll:
Wach auf und erinnere dich.
Der Schlaf, in dem du steckst,
ist jetzt und gleich aufgeweckt!
Zum Nachdruck bestätigte Nympfjet die Auflösung des Vergessenheitszaubers in der angenommenen Hexensprache: „Obliuio est praeteritum.“ Vergessenheit ist Vergangenheit, diese beiden entscheidenden Worte und dazu ein hellgrüner Lichtstrahl ließen Lisa all ihre Erinnerungen klar und deutlich sehen.
Lisa saß auf dem Fußboden und beschäftigte sich mit ihren Fingernägeln, um sich dabei einen Plan auszudenken, wie sie ihren Mann von diesen Hexen befreien konnte, als sie plötzlich jemand mit weichersingender und betörender Stimme wie aus einem tiefen Schlaf weckte: „Schön dich zu sehen, Lisa!“
Lisas Herz blieb fast stehen. Mit weit aufgerissenen Augen und im wachen Zustand konnte sie trotzdem nicht glauben, was sie sah und wer vor ihr stand. Ganz langsam stiegen heiße Tränen und die Erinnerung in ihr hoch, die sie wieder zwölf Jahre alt sein ließ. Sie schlug ihre Hände vors Gesicht und lugte hindurch: „Nympfjet. Frowin. Ida. Oh Gott, ich kenne euch.“ Fassungslos schob sie ihre Hände ganz vors Gesicht und nahm sie aber sofort wieder weg, um zu gucken, ob das, was sie da sah, auch Wirklichkeit war.
Sie stützte sich vom Fußboden hoch und rannte auf die drei zu und tastete alle nacheinander ab. „Das war nie ein Traum? Ich wusste das die ganze Zeit. Euch gibt es wirklich …!“
Lisa stürzten nun dicke Tränen die Wangen runter. Wie oft wurde sie ausgelacht wegen ihrer Geschichten. Freunde in der Schule machten sich über ihre blühende Fantasie lustig. Sogar die eigene Familie trieb ihren Schabernack mit Lisas einzigartiger Liebe zum Harz und seinen Mythen – zur großen Belustigung aller.
Schwach sackte sie zu Nympfjets Füßen zusammen und hielt den goldenen Saum am grünen Kleid mit ihren Händen fest umklammert. „Weine nicht, Lisa. Jetzt wird alles gut!“
Lisa kauerte vor den Füßen der kleinen Hexe und überdachte alle Hänseleien, die sie in ihrem Leben ertragen musste. Man lachte sie aus und hielt sie für die größte Spinnerin im Harz. „Ich erinnere mich anBruchstücke! Grausame Dinge passierten. Man hat mir sehr wehgetan …!“
Nympfjet nickte und zog Lisa zu sich hoch. Sie waren jetzt in Augenhöhe. Und Nympfjet stellte mit einem ziehenden Schmerz im Herzen fest, dass vor ihr kein Kind mehr stand!
„Du wirst nach und nach erfahren, was damals passierte. Die Erinnerungen brauchen jetzt etwas Zeit, damit du uns nicht geistig schwach wirst.“
„Wo wart ihr so lange?“ Lisa klopfte auf ihr Herz. „Hier drin habe ich euch so sehr vermisst! Ich wusste immer, dass mir meine Fantasie keinen Streich spielt.“ Lisa konnte kaum sprechen. Die vielen kullernden Tränen, die von einem unsagbaren Schmerz ausgelöst wurden, blockierten ihre belegten Stimmbänder.
„Warum das so war, Lisa, wirst du alles zu seiner Zeit erfahren. Und nun trockne bitte deine Tränen und freu dich, uns zu sehen!“ Nympfjet breitete ihre Arme aus und umschloss die aufgelöste Lisa, die sich sehr schnell in der Umklammerung beruhigte. Als sie so bei der kleinen Hexe im Arm lag, wurde ihr auch schlagartig klar, woher sie den Lavendelduft kannte.
„Du warst
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